Die Lehre der Dreieinigkeit wurde weitgehend erst im 4. Jahrhundert auf den Konzilien von Nizäa und Konstantinopel ausformuliert. Doch die Grundlagen dafür liegen bereits in den Schriften des Neuen Testaments vor. Abgesehen von Stellen, die die Gottheit Jesu oder die Personhaftigkeit und Gottheit des Heiligen Geistes bezeugen, gibt es auch eine Reihe von vor allem dreigliedrigen Formulierungen, die mehr oder weniger deutlich auf die Dreieinigkeit hinweisen. Um solche Bibelstellen soll es in diesem Beitrag gehen.
Worte Jesu
Die wichtigste dieser Formulierungen stammt von Jesus selbst. Er hat seinen Jüngern den Auftrag gegeben:
19 Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (Matthäus 28,19-20)
Dass diese Worte tatsächlich Worte Jesu sind und nicht das Ergebnis einer theologischen Entwicklung, habe ich in einem eigenen Beitrag darzulegen versucht.
Jesus spricht nicht von den Namen im Plural, sondern von dem einen Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die Drei sind in der einen göttlichen Natur verbunden.
Auch die Verheißung Jesu, alle Tage mit seinen Jüngern zu sein, weist auf seine Gottheit hin. Als Mensch oder auch als Erzengel Michael könnte er das nicht.
Nicht in einem einzigen Satz verbunden, aber in einem Zusammenhang spricht Jesus auch in Johannes 14 über die Gegenwart des Heiligen Geistes, des Vaters und Jesu in seinen Jüngern.
15 Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. 16 Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. (Johannes 14,15-17)
Jesus antwortete ihm: Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen. (Johannes 14,23)
In beiden Abschnitten spricht Jesus zuerst von der Liebe der Jünger und vom Halten seiner Gebote oder seines Wortes und anschließend vom Kommen Gottes. Wer Jesus liebt und seine Gebote hält, in dem wohnen der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
In der Lehre der Apostel
[…] wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm. (Apostelgeschichte 10,38)
Dieses Wort von Petrus an die bei Kornelius versammelten Menschen lehrt noch nicht ausdrücklich die Dreieinigkeit. Dass Gott, Jesus und der Heilige Geist gemeinsam genannt werden, bereitet aber den Boden für diese Lehre.
Gebt Acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Vorstehern bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die er sich durch das Blut seines Eigenen erworben hat. (Apostelgeschichte 20,28 – nach der Fußnote der Einheitsübersetzung)
Diese Stelle aus der Rede von Paulus an die Ältesten von Ephesus ist nicht ganz klar, weil es auch eine Textvariante gibt, in der von der Kirche des Herrn die Rede ist, wie es auch die Einheitsübersetzung im Haupttext wiedergibt.
[…] für die Kirche des Herrn sorgt, die er sich durch sein eigenes Blut erworben hat!
In diesem Fall wäre die Formulierung nicht ausdrücklich trinitarisch, spricht aber dennoch von der Trinität, da die Personhaftigkeit des Heiligen Geistes bezeugt wird, ebenso die Gottheit Jesu. Die Kirche ist immer Kirche Gottes. Wenn von der Kirche Jesu die Rede ist, dann setzt das voraus, dass Jesus Gott ist.
2 Wir danken Gott für euch alle, sooft wir in unseren Gebeten an euch denken; 3 unablässig erinnern wir uns vor Gott, unserem Vater, an das Werk eures Glaubens, an die Mühe eurer Liebe und an die Standhaftigkeit eurer Hoffnung auf Jesus Christus, unseren Herrn. 4 Wir wissen, von Gott geliebte Brüder, dass ihr erwählt seid. 5 Denn unser Evangelium kam zu euch nicht im Wort allein, sondern auch mit Kraft und mit dem Heiligen Geist und mit voller Gewissheit; ihr wisst selbst, wie wir bei euch aufgetreten sind, um euch zu gewinnen. 6 Und ihr seid unserem Beispiel gefolgt und dem des Herrn; ihr habt das Wort trotz großer Bedrängnis mit der Freude aufgenommen, die der Heilige Geist gibt. (1 Thessalonicher 1,2-6)
Auch wenn hier nicht so parallel formuliert wird wie an anderen Stellen, schreibt Paulus in einem Zusammenhang vom Vater, von Jesus Christus und vom Heiligen Geist.
17 Betet ohne Unterlass! 18 Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus. 19 Löscht den Geist nicht aus! (1 Thessalonicher 5,17-19)
Das dankbare Gebet ist mit allen drei Personen der Dreieinigkeit verbunden.
Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, den Geist, der ruft: Abba, Vater. (Galater 4,6)
Gott sendet seinen Kindern den Geist seines Sohnes. Darin liegt ihre Kindschaft begründet, und sie rufen Gott so wie Jesus als ihren Vater an. Die Parallele in Römer 8,15 ist nicht so klar trinitarisch formuliert.
11 Und solche gab es unter euch. Aber ihr seid reingewaschen, seid geheiligt, seid gerecht geworden im Namen Jesu Christi, des Herrn, und im Geist unseres Gottes. (1 Korinther 6,11)
Der Vater wird nur indirekt im Zusammenhang mit dem Heiligen Geist genannt. Die Reinigung und die Heiligung, die Gott in seinen Jüngern wirkt, geschieht durch Jesus und den Heiligen Geist.
4 Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist.
5 Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn.
6 Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. (1 Korinther 12,4-6)
Die Gnadengaben, Dienste und Kräfte, die den Gläubigen gegeben wurden, werden dem Geist, dem Herrn und Gott zugeordnet. Letztlich ist es der eine Gott, der alles bewirkt.
21 Gott aber ist es, der uns mit euch auf Christus hin stärkt und der uns gesalbt hat. 22 Er hat uns auch sein Siegel aufgedrückt und als ersten Anteil den Geist in unsere Herzen gegeben. (2 Korinther 1,21-22)
Gott wirkt in den Gläubigen. Er sendet ihnen den Geist und stärkt sie auf Christus hin, dem sie immer ähnlicher werden sollen.
Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! (2 Korinther 13,13)
Im Schlussvers des 2. Korintherbriefs wünscht Paulus der Gemeinde mit diesen Worten den Segen des dreieinen Gottes.
[…] der dem Geist der Heiligkeit nach eingesetzt ist als Sohn Gottes in Macht seit der Auferstehung von den Toten, das Evangelium von Jesus Christus, unserem Herrn. (Römer 1,4)
Durch das Wirken des Geistes wurde Jesus in seiner Auferstehung zum Sohn Gottes in Macht eingesetzt. Zuvor war er Sohn Gottes in Erniedrigung. In dieser Stelle wird die Auferstehung Jesu mit dem Wirken des Geistes verbunden. An anderer Stelle ist sie das Werk des Vaters (z. B. Apostelgeschichte 2,32) oder des Sohnes (Johannes 10,18).
[…] damit ich als Diener Christi Jesu für die Heiden wirke und das Evangelium Gottes wie ein Priester verwalte; denn die Heiden sollen eine Opfergabe werden, die Gott wohlgefällig ist, geheiligt im Heiligen Geist. (Römer 15,16)
Paulus sah seinen Dienst in der Mission als Diener Christi, um die Heiden, die im Heiligen Geist geheiligt sind, Gott darzubringen.
Ich bitte euch aber, Brüder, bei unserem Herrn Jesus Christus und bei der Liebe des Geistes: Kämpft mit mir in den Gebeten für mich vor Gott, […] (Römer 15,30)
In Jesus Christus und der Liebe des Geistes verbunden, kämpft die Gemeinde in Einheit im Gebet vor Gott.
Wenn es also eine Ermahnung in Christus gibt, einen Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes, ein Erbarmen und Mitgefühl, […] (Philipper 2,1)
Diese Formulierung kann nur dann als trinitarisch verstanden werden, wenn man annimmt, dass die „Liebe“ hier für Gott, den Vater steht (vergleiche 1 Johannes 4,8). Sollte die Liebe hier nicht auf den Vater hinweisen, so zeigt dieser Vers dennoch, wie sehr das Leben des Christen und der Gemeinde mit Christus und dem Heiligen Geist verbunden ist, was auch deren Gottheit und in weiterer Folge die Dreieinigkeit voraussetzt.
Denn durch ihn haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater. (Epheser 2,18)
Durch ihn werdet auch ihr zu einer Wohnung Gottes im Geist miterbaut. (Epheser 2,22)
Mit „ihm“ ist in beiden Versen Jesus gemeint. Durch Jesus hat der Gläubige im Geist die Gemeinschaft zum Vater. Dadurch wird sowohl der Gläubige als auch die Gemeinde zu einer Wohnung Gottes. Es ist der dreieine Gott, der wirkt.
14 Daher beuge ich meine Knie vor dem Vater, 15 von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf der Erde seinen Namen hat. 16 Er gebe euch aufgrund des Reichtums seiner Herrlichkeit, dass ihr in Bezug auf den inneren Menschen durch seinen Geist an Kraft und Stärke zunehmt. 17 Durch den Glauben wohne Christus in euren Herzen, in der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet. (Epheser 3,14-17)
Der Vater schenkt Stärkung durch seinen Geist. Durch den Glauben wohnt Christus in den Herzen der Gläubigen.
4 Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung in eurer Berufung: 5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, 6 ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist. (Epheser 4,4-6)
Die Einheit des Leibes, der Gemeinde, hat ihren Grund in der Einheit Gottes, des einen Geistes, des einen Herren und des einen Vaters.
4 Als aber die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, erschien, 5 hat er uns gerettet – nicht aufgrund von Werken der Gerechtigkeit, die wir vollbracht haben, sondern nach seinem Erbarmen – durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung im Heiligen Geist. 6 Ihn hat er in reichem Maß über uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Retter. (Titus 3,4-6)
Gott hat den Heiligen Geist, der die Menschen erneuert, durch Jesus ausgegossen. Zu beachten ist auch, dass Paulus sowohl Gott als auch Jesus Christus „unseren Retter“ nennt. Die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes ist in Jesus Christus zu uns gekommen.
[…] um wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst als makelloses Opfer kraft des ewigen Geistes Gott dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott dienen. (Hebräer 9,14)
Christus hat sich durch den Geist Gott dargebracht. Dieser Vers zeigt, dass das Werk der Erlösung das Werk des dreieinen Gottes ist.
1 Petrus, Apostel Jesu Christi, den erwählten Fremden in der Diaspora in Pontus, Galatien, Kappadokien, der Provinz Asia und Bithynien, 2 von Gott, dem Vater, von jeher ausersehen und durch den Geist geheiligt, um gehorsam zu sein und besprengt zu werden mit dem Blut Jesu Christi. Gnade sei mit euch und Friede in Fülle! (1 Petrus 1,1-2)
Die Reinigung durch das Blut Jesu Christi und die Heiligung durch den Heiligen Geist verwirklicht den Plan des Vaters für die Seinen.
Denn auch Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, ein Gerechter für Ungerechte, damit er euch zu Gott hinführe, nachdem er dem Fleisch nach zwar getötet, aber dem Geist nach lebendig gemacht wurde. (1 Petrus 3,18)
Diese Stelle erinnert an Römer 1,4, wo ebenfalls die Auferstehung Jesu mit dem Heiligen Geist verbunden ist. Da hier durch die Rede von Tod und Auferstehung Jesu der Blick vor allem auf seine menschliche Natur gerichtet ist, könnte man sagen, dass es hier nicht um die Dreieinigkeit geht. Doch auch wenn Jesus nur als Mensch sterben konnte, gab es auch in seinem Tode keine Trennung zwischen Gott und Mensch.
4 Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asien: Gnade sei mit euch und Friede von Ihm, der ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern vor seinem Thron 5 und von Jesus Christus; er ist der treue Zeuge, der Erstgeborene der Toten, der Herrscher über die Könige der Erde. (Johannes 1,4-5a)
Diese Stelle kann nur dann als trinitarische Formulierung betrachtet werden, wenn mit den sieben Geistern vor dem Thron der Heilige Geist gemeint ist. Die Gründe, die dafür sprechen, habe ich in einem eigenen Beitrag zusammengestellt.
Und er zeigte mir einen Strom, das Wasser des Lebens, klar wie Kristall; er geht vom Thron Gottes und des Lammes aus. (Offenbarung 22,1)
Gott und das Lamm (Jesus) sitzen auf einem gemeinsamen Thron. Vom Thron geht ein Strom aus, das Wasser des Lebens. Nach Johannes 7,38-39 steht das lebendige Wasser für den Heiligen Geist. Das weist in die Richtung, dass wir es auch in Offenbarung 22 mit einer trinitarischen Stelle zu tun haben. Im Alten Testament finden wir vielleicht in Daniel 7,10 eine Vorbereitung darauf. Mehr dazu in diesem Beitrag.
Diese Beispiele, die ich zum Großteil einer Auflistung der Jerusalemer Bibel entnommen habe, zeigen, dass im Neuen Testament die Verbindung von Vater, Sohn und Heiligem Geist in unterschiedlicher Weise thematisiert wird. Der Glaube an den dreieinen Gott ist nicht eine Erfindung späterer Theologen, sondern hat sein Fundament in der durch Jesus Christus geschehenen Offenbarung.
13 Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird reden, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. 14 Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. 15 Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden. (Johannes 16,13-15)