Diese Frage wird immer wieder von Muslimen gestellt, die dadurch zeigen wollen, dass die christliche Lehre über die Gottheit Jesu nicht seinem Willen entspräche.
In der Tat finden wir im Neuen Testament diesen Satz nicht im Munde Jesu. Wir finden aber verschiedene Beispiele dafür, dass Jesus den Anspruch gestellt hat, göttlich verehrt zu werden.
Wer kann Sünden vergeben außer Gott?
3 Da brachte man einen Gelähmten zu ihm, von vier Männern getragen. […] 5 Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! 6 Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten in ihrem Herzen: 7 Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? 8 Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, dass sie so bei sich dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr in euren Herzen? 9 Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben! oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Liege und geh umher? 10 Damit ihr aber erkennt, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben – sagte er zu dem Gelähmten: 11 Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Liege und geh nach Hause! 12 Er stand sofort auf, nahm seine Liege und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle in Staunen; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen. (Markus 2,3.5-12)
Die Schriftgelehrten sahen in den Worten „Deine Sünden sind dir vergeben“ eine Gotteslästerung, da nur Gott die Sünden vergeben kann. Jesus hat nicht argumentiert, dass er dem Gelähmten die Vergebung nur zugesagt habe, sondern er hat als Bekräftigung seiner Vollmacht zur Sündenvergebung den Gelähmten geheilt.
Wer hat Autorität über das Wetter?
23 Er stieg in das Boot und seine Jünger folgten ihm nach. 24 Und siehe, es erhob sich auf dem See ein gewaltiger Sturm, sodass das Boot von den Wellen überflutet wurde. Jesus aber schlief. 25 Da traten die Jünger zu ihm und weckten ihn; sie riefen: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! 26 Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen? Dann stand er auf, drohte den Winden und dem See und es trat völlige Stille ein. 27 Die Menschen aber staunten und sagten: Was für einer ist dieser, dass ihm sogar die Winde und der See gehorchen? (Matthäus 8,23-27)
Es war ein imposantes Wunder, aber in sich noch kein Beweis für die göttliche Natur Jesu. Die Jünger Jesu mag dieses Wunder an Psalm 107 erinnert haben, wo das rettende Handeln Gottes in einem Sturm auf dem Meer beschrieben wird:
28 Sie schrien zum HERRN in ihrer Bedrängnis und er führte sie heraus aus ihren Nöten, 29 er machte aus dem Sturm ein Säuseln und es schwiegen die Wogen des Meeres. (Psalm 107,28-29).
Gott, der Schöpfer, hat die Vollmacht über die Natur. Jesus hat in dieser Situation dem Sturm geboten. Es wird kein Gebet zum Vater berichtet, obwohl wir natürlich davon ausgehen müssen, dass Jesus in ständiger Verbindung zu seinem himmlischen Vater lebte. – Dieses Wunder ist kein Beweis, aber ein starker Hinweis darauf, dass hier jemand wirkt, der die Autorität dazu hat.
Verschiedene Aussagen Jesu über sich selbst
Ich sage euch: Hier ist Größeres als der Tempel. (Matthäus 12,6)
Für die Juden war der Tempel als Ort, an dem Gott seinen Namen wohnen ließ, das Zentrum ihrer Anbetung. Jesus nannte sich „größer als der Tempel“.
[…] denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat. (Matthäus 12,8)
Der Sabbat war neben der Beschneidung DAS Bundeszeichen Gottes an seinem Volk. Wenn Jesus von sich als dem Herrn des Sabbats spricht, was bedeutet das?
Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gesetzloses getan haben. (Matthäus 13,41)
Jesus, der Sohn des Menschen, sendet SEINE Engel aus. Sind nicht alle Engel die Engel Gottes? Jesus, der sonst immer vom Reich Gottes spricht, spricht hier von SEINEM Reich, das zwei Verse später das Reich des Vaters genannt wird. Jesu Reich und das Reich des Vaters sind dasselbe. Das heißt nicht, dass der Vater mit Jesus identisch ist, aber dass Jesus in derselben Weise wie der Vater der Herr über sein Reich ist.
Jesus ist der Richter der Welt.
Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommen und dann wird er jedem nach seinen Taten vergelten. (Matthäus 16,27)
31 Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. 32 Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. (Matthäus 25,31-32)
Wer außer Gott kann alle Menschen richten? Der Richter muss, um ein gerechtes Urteil fällen zu können, jeden Menschen durch und durch kennen. Der „Richter der ganzen Erde“ (Genesis 18,25) muss über göttliche Eigenschaften verfügen. Er muss allwissend sein, sonst kann er nicht gerecht sein.
In besonderer Weise verbindet Jesus sein Amt als Richter mit der göttlichen Ehre, die ihm gebührt, in Johannes 5:
21 Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will. 22 Auch richtet der Vater niemanden, sondern er hat das Gericht ganz dem Sohn übertragen, 23 damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat. 24 Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen. 25 Amen, amen, ich sage euch: Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben. 26 Denn wie der Vater das Leben in sich hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben in sich zu haben. 27 Und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. 28 Wundert euch nicht darüber! Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören 29 und herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, werden zum Gericht auferstehen. (Johannes 5,21-29)
Jesus ist der, der richtet, er ist der, der ewiges Leben gibt. Er ruft die Toten aus den Gräbern. Er verdient dieselbe Ehre wie der Vater.
Jemand, der so geehrt werden will wie Gott, der Vater, ist entweder größenwahnsinnig oder er ist göttlichen Wesens. Wäre Jesus nur Prophet, würde er diese Ehre nie beanspruchen, sondern nur auf die Ehre seines Vaters hinweisen. Aber hier sagt Jesus, dass Gott will, dass alle den Sohn so wie den Vater ehren. Sinngemäß sagt Jesus hier: Betet mich an! Denn wer mich nicht anbetet, betet auch den Vater nicht an.
Die „Ich bin“-Worte Jesu
Im Johannesevangelium macht Jesus verschiedentlich Aussagen über sich selbst, die er mit den Worten „Ich bin“ einleitet.
Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben. (Johannes 6,35, vergleiche auch 6,48)
Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Johannes 8,12)
Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. (Johannes 10,9)
Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. […] Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, […] (Johannes 10,11.14)
Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. (Johannes 11,25)
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. (Johannes 14,6)
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. (Johannes 15,1)
Jesus sagt hier nicht: „Ich bin Gott“. Aber er erhebt den großen Anspruch, dass man nur durch ihn das Heil finden kann, nur durch ihn gerettet werden kann. Wer außer Gott könnte von sich sagen, das Leben oder die Wahrheit zu sein? Beim Wort vom „guten Hirten“ dachten Juden an Gott, den Hirten Israels (Psalm 23,1; 80,2; Ezechiel 34,15-16), aber auch an den verheißenen Messias, der im Auftrag Gottes der Hirte seines Volkes sein würde (Ezechiel 34,23).
Noch stärker wird der Anspruch Jesu dort sichtbar, wo er von sich als „ICH BIN“ ohne Attribute sprach.
56 Euer Vater Abraham jubelte, weil er meinen Tag sehen sollte. Er sah ihn und freute sich. 57 Die Juden entgegneten: Du bist noch keine fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben? 58 Jesus erwiderte ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Noch ehe Abraham wurde, bin ich. 59 Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Jesus aber verbarg sich und verließ den Tempel. (Johannes 8,56-59)
Jesus sagt nicht: „Noch ehe Abraham wurde, bin ich gewesen“. Er spricht von sich in der Gegenwart. Das drückt Überzeitlichkeit aus. Noch klarer wird der Hinweis auf seinen göttlichen Anspruch, wenn wir hier auch eine Anspielung auf den Namen Gottes im Alten Testament sehen. Gott offenbarte sich dem Mose als „Ich bin, der ich bin“ (Exodus 3,14). Damit erklärte Gott seinen Namen Jahwe. Möglich ist auch eine Anspielung auf Jesaja 43,10: … damit ihr glaubt und einseht, dass ich bin (hebräisch: ani hu, griechisch wie in Joh 8,58: ego eimi).
Die Reaktion der Juden, dass sie Steine aufhoben, um sie auf Jesus zu werfen, zeigt klar, dass sie verstanden haben, dass er beanspruchte, Gott zu sein. Sie haben das als Gotteslästerung aufgefasst und entsprechend reagiert. Jesus hat sich nicht verteidigt, indem er ein „Missverständnis“ aufklären wollte, dass er das ja ganz anders gemeint hätte. Jesus hat tatsächlich diesen Anspruch erhoben. Für diesen Anspruch wurde er auch zum Tod verurteilt.
Das Bekenntnis des Thomas
19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! […] 24 Thomas, der Didymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 25 Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. 26 Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! 27 Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. (Johannes 20,19.24-29)
Als Thomas den auferstandenen Herrn Jesus sah, und alle seine Zweifel geschwunden waren, sprach er zu Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“ Er nannte Jesus ausdrücklich seinen Gott. Jesus hat Thomas nicht zurechtgewiesen und hat ihn nicht korrigiert, dass nur der Vater sein Gott sein könne.1 Ganz im Gegenteil! Jesus hat das Bekenntnis des Thomas zur Gottheit Jesu als Zeichen seines Glaubens gesehen und hat die seliggepriesen, die zu diesem Glauben kommen, ohne Jesus als Auferstandenen gesehen zu haben.
All diese Beispiele aus den Evangelien zeigen, dass die Verehrung Jesu als wahren Gott nicht eine spätere Fehlentwicklung der Kirche ist, sondern auf Jesus Christus selbst zurückgeht, der den Anspruch, Gott zu sein, in Wort und Tat erhoben hat. Gott, der Vater, mit dem Jesus in untrennbarer Einheit des einen göttlichen Wesens verbunden ist, hat diesen Anspruch durch zahlreiche Wunder und vor allem durch die Auferstehung Jesu bestätigt.
13 Und alle Geschöpfe im Himmel und auf der Erde, unter der Erde und auf dem Meer, alles, was darin ist, hörte ich sprechen: Ihm, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebühren Lob und Ehre und Herrlichkeit und Kraft in alle Ewigkeit. 14 Und die vier Lebewesen sprachen: Amen. Und die vierundzwanzig Ältesten fielen nieder und beteten an. (Offenbarung 5,13-14)
Weitere Gedanken dazu gibt es hier.
- Man vergleiche die Reaktion von Petrus in Apostelgeschichte 10,25-26 und des Engels in Offenbarung 19,10; 22,8-9. ↩