Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! (Matthäus 28,19)
Von vielen Theologen wird angenommen, dass die Taufe auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes nicht von Jesus angeordnet wurde. So heißt es z. B. in der Jerusalemer Bibel (1968):
Diese Formel mag mit ihrer präzisen Prägung ein Stadium der liturgischen Praxis widerspiegeln, das erst später in der Urgemeinde bestand. Die Apostelgeschichte spricht von einem Taufen „im (oder: auf den) Namen Jesu“ […]. Wie es sich auch mit diesen Verschiedenheiten der Formulierung verhalten mag, die zugrunde liegende Wirklichkeit bleibt die gleiche.
Betrachten wir die Stellen der Apostelgeschichte, die über die Taufe schreiben, so finden wir tatsächlich nirgends die Taufe in der Form, wie sie am Ende des Matthäusevangeliums angeordnet wird.
Petrus antwortete ihnen: Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung eurer Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. (Apostelgeschichte 2,38)
15 Diese zogen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen. 16 Denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen; sie waren nur getauft auf den Namen Jesu, des Herrn. 17 Dann legten sie ihnen die Hände auf und sie empfingen den Heiligen Geist. (Apostelgeschichte 8,15-17)
Und er ordnete an, sie im Namen Jesu Christi zu taufen. Danach baten sie ihn, einige Tage zu bleiben. (Apostelgeschichte 10,48)
3 Da fragte er: Auf welche Taufe seid ihr denn getauft worden? Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes. 4 Paulus sagte: Johannes hat mit der Taufe der Umkehr getauft und das Volk gelehrt, sie sollten an den glauben, der nach ihm komme: an Jesus. 5 Als sie das hörten, ließen sie sich auf den Namen Jesu, des Herrn, taufen. (Apostelgeschichte 19,3-5)
Zusätzlich gibt es in der Apostelgeschichte noch einige Stellen, an denen nur vom Taufen ohne weiteren Zusatz die Rede ist, z. B.: 2,41; 8,12.38; 9,18.
Die Formulierungen in den zitierten Stellen sind ähnlich, aber nicht gleich. Zweimal ist vom Namen Jesu Christi die Rede, zweimal vom Namen Jesu, des Herrn. Zusätzlich gibt es noch Unterschiede in den Präpositionen, die in der Einheitsübersetzung nicht so sichtbar sind, da zwei unterschiedliche griechische Präpositionen (epi und eis) mit „auf“ wiedergegeben werden.
Aus diesen Ähnlichkeiten könnte man entnehmen, dass bei der Taufe zwar im Grunde dasselbe gesagt wurde, dass es in Bezug auf den genauen Wortlaut Freiheit gab. Es ist ja auch nicht so wichtig, ob man „auf den Namen Jesu, des Herrn“ oder „im Namen Jesu Christi“ sagt. Es geht ja um dieselbe Person.
Man könnte das aber auch so verstehen, dass Lukas in der Apostelgeschichte nicht mitteilen wollte, was bei der Taufe gesagt wurde, sondern dass es bei der Taufe um die Beziehung zu Jesus geht. Das würde in dieselbe Richtung weisen, die wir auch in den Briefen von Paulus finden.
3 Wisst ihr denn nicht, dass wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? 4 Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln. (Römer 6,3-4)
Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. (Galater 3,27)
Bei Paulus geht es nicht um eine Taufformel, sondern um die geistliche Wirklichkeit, die durch die Taufe ausgedrückt wird, nämlich die Verbindung mit Christus in seinem Tod und in seiner Auferstehung. Es geht um das Leben mit ihm. Wer Christus angezogen hat, lebt nach seinen Geboten, führt nicht mehr sein eigenes egoistisches Leben.
Hilfreich ist auch ein Blick auf die Didache, einer frühchristlichen Schrift, vermutlich noch aus dem ersten Jahrhundert.
Dort heißt es in 9,5:
Aber keiner darf essen oder trinken von eurer Eucharistie, außer die auf den Namen des Herrn getauft sind.
In Kapitel 9 geht es um die Feier der Eucharistie oder des Herrenmahls. Nur wer auf den Namen des Herrn getauft ist, darf davon essen und trinken.
In Kapitel 7 ist die Taufe selbst das Thema:
Bezüglich der Taufe haltet es so: Wenn ihr all das Vorhergehende gesagt habt, „taufet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ in fließendem Wasser. (Didache 7,1)
Dort, wo die Taufe als Voraussetzung für das Essen der Eucharistie genannt wird, ist die Rede von denen, die auf den Namen des Herrn getauft sind. Dort, wo es um den Ablauf der Taufe geht, werden dieselben Worte angeführt, die wir auch in Matthäus 28 lesen.
Das spricht dafür, dass die Worte in Matthäus 28,19 tatsächlich die Worte Jesu sind und nicht das Ergebnis einer späteren theologischen oder liturgischen Entwicklung. In der Apostelgeschichte lesen wir nicht die Worte, die bei der Taufe gesprochen wurden, sondern eine Kurzfassung. Der Name Jesu steht für die Person Jesu. Wer an Jesus glaubt und sich darum taufen lässt, ist in eine Lebensbeziehung mit Jesus getreten.
Es ist auch zu beachten, dass in Matthäus 28,19 nicht von den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes im Plural die Rede ist, sondern von dem Namen im Singular. Der Vater und der Sohn und der Heilige Geist sind nicht drei getrennte Wesen, sondern ein einziger Gott, der in seinem Wort Mensch geworden ist. Durch die Beziehung zu Jesus ist auch die Beziehung zum Vater da. Diese Beziehung findet ihren Ausdruck durch ein Leben im Heiligen Geist.
Schon während seines irdischen Wirkens hat Jesus immer wieder von Gott als dem Vater und von sich selbst als dem Sohn gesprochen, z. B. in Matthäus 11,27:
Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.
Hier hat Jesus die einzigartige Beziehung zwischen sich und seinem himmlischen Vater thematisiert.
Ebenso hat Jesus über das Wesen des Heiligen Geistes gesprochen, etwa in Matthäus 12,31:
Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben werden.
Wenn die Lästerung des Heiligen Geistes eine derart schwerwiegende Konsequenz hat, weist das auch auf das göttliche Wesen des Heiligen Geistes hin.
Wenn nun Jesus bei der Aussendung seiner Jünger zur Taufe auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes auffordert, so ist das eine Konsequenz dessen, was er schon während seines irdischen Dienstes gelehrt hat. Nach seiner Auferstehung hat Jesus seinen Jüngern diese Zusammenfassung gegeben.
Wir sollten auch daran denken, dass wegen der hohen Autorität, die Jesus für seine Jünger hatte, diese nicht gewagt hätten, Jesus einfach ein Wort Jesu zu erfinden. Dieser Punkt ist für viele Theologen, die in einer „Kirche“ wirken, die schon eine jahrhundertelange Tradition der frommen Lügen pflegen, offensichtlich nicht klar, da ihnen oft der Respekt vor der Autorität des Herrn fehlt.
Der Auftrag zur Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes ist aus dem Munde Jesu gekommen. Dadurch ist auch klar, dass die Lehre der Dreieinigkeit, auch wenn dieses Wort nicht in der Bibel vorkommt, ihren Grund in den Worten Jesu hat.
Wer Jesus folgt, ist ein Kind des Vaters, geführt vom Heiligen Geist. Er lebt ein Leben in Heiligkeit zum Lobpreis des einen Gottes.