Zum Rosenkranz

Im Gegensatz zur katholischen Amtskirche in Österreich, die sich in der Frage der „Impfpflicht“ eindeutig gegen Gott positioniert hat, gibt es konservative Katholiken, die sich aus guten Gründen offen gegen die geplanten staatlichen Zwangsmaßnahmen positionieren. Sie greifen dazu auf ein traditionelles katholisches „Kampfmittel“ zurück und rufen zum öffentlichen Beten des Rosenkranzes auf. Auf diese Weise wollen sie einerseits öffentlich präsent sein, andererseits einen „geistlichen“ Sieg über die widergöttlichen Maßnahmen der Regierung erringen. Vor diesem aktuellen Hintergrund möchte ich mich mit diesem traditionellen katholischem Gebet beschäftigen.

Was ist der Rosenkranz?

Der Rosenkranz ist ein Perlengebet, wie es in verschiedenen Religionen, wie etwa im Buddhismus und Hinduismus oder im Islam vorkommt.

Sowohl das kleine Kreuz als auch jede Perle an dieser Kette steht für ein Gebet, das gesprochen wird. Das Kreuz steht für das Apostolische Glaubensbekenntnis am Anfang, die restlichen Perlen für ein Vater Unser oder ein Gegrüßet seist du Maria. Auf ein Vater Unser folgen in der Regel zehn Gegrüßet seist du Maria, bei denen in der Mitte nach dem Wort Jesus ein „Geheimnis“, d. h. ein Ereignis im Zusammenhang mit dem Leben Jesu erwähnt wird. Eine genauere Beschreibung findet man hier.

Da es aufgrund der ständigen Wiederholungen nicht einfach ist, mit seinen Gedanken bei den gesprochenen Worten zu sein, wird manchmal der meditative Charakter des Rosenkranzes betont, wo man dadurch die jeweiligen „Geheimnisse“ aus dem Leben Jesu betrachten könne. Der Rosenkranz kann aber auch für Gebetsanliegen, die im Gebet nicht genannt werden, wie etwa für einen Verstorbenen oder aber auch für die derzeitige gesellschaftliche Situation gebetet werden. Durch die relativ einfachen Regeln eignet sich der Rosenkranz zum gemeinsamen Rezitieren.

Geschichtliches

Dem ersten christlichen Jahrtausend war der Rosenkranz unbekannt, auch wenn es im orientalischen Mönchstum bereits Gebetsschnüre gegeben hat. Möglicherweise hat die in den Kreuzzügen erfolgte Begegnung mit dem Islam und dessen Gebetsketten einen Einfluss auf die Entstehung des Rosenkranzes im katholischen Europa ausgeübt.

Anfänglich wurden mit einer Gebetskette (Paternoster) eine Anzahl von Vater Unser gezählt, die dann durch 150 Gegrüßet seist du Maria abgewandelt wurden. Hinter der Zahl 150 stehen die 150 Psalmen der Bibel, die für die einfachen Menschen durch das Mariengebet ersetzt wurden.

Die heutige Form des Rosenkranzes entstand im 15. Jahrhundert.

Der Sieg einer katholischen Flotte über die Türken bei der Seeschlacht von Lepanto 1571 wurde dem Rosenkranzgebet zugeschrieben, worauf das Rosenkranzfest eingeführt wurde. In weiterer Folge wurde der Rosenkranz immer wieder zu einem politischen oder gesellschaftlichen Kampfmittel verwendet. So wurde die Befreiung Österreichs von der Besatzung durch die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1955 als eine Folge des Rosenkranzgebets betrachtet.

Besonders gefördert wurde der Rosenkranz auch durch die Erscheinungen von Fatima.

Beurteilung

Aus katholischer Sicht wird darauf hingewiesen, dass der Rosenkranz ein biblisches Gebet sei, da ja die Bestandteile zum Großteil aus der Bibel stammen.

Das Vater Unser wurde uns von Jesus gelehrt, jedoch nicht mit dem Ziel ständiger Wiederholungen, sondern in der Absicht, uns auf die wesentlichen Inhalte des Gebets hinzuweisen. Jesus hat in diesem Zusammenhang sogar gewarnt:

Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. (Matthäus 6,7)

Die biblischen Bestandteile des Gegrüßet seist du Maria hatten ihre Bedeutung in konkreten Situationen des Lebens Marias, waren aber nicht als Anleitung zum Gebet gedacht. Das zeigt sich unter anderem darin, dass in den beiden ersten christlichen Jahrhunderten ein Gebet zu Maria völlig unbekannt war. Die Apostel, die Maria viel besser gekannt haben als wir, haben nach ihrem Tod nicht zu ihr gebetet. Warum sollten wir das tun?

Sämtliche Gebete, die wir in der Bibel lesen, richten sich ausschließlich an Gott und seinen ewigen Sohn, der an der göttlichen Natur des Vaters Anteil hat. Maria ist auch in der Verherrlichung bei Gott nur ein Mensch. Sie kann allein aufgrund ihrer menschlichen Begrenztheit die Gebete der Menschen nicht hören. Sie kann kein Mittler sein.

Die Bibel kennt keine Gebetsketten. Andere Religionen kannten diese Gebetsform schon vor dem Christentum. Wenn Jesus in Matthäus 6,7 davor warnt, wie die Heiden zu plappern, hat er wohl nicht an die Gebetsketten gedacht, die ihm höchstwahrscheinlich unbekannt waren. Doch passt diese Warnung auch zu dieser heidnischen Form.

Eine entscheidende Frage ist die nach dem Sinn des Gebets. Ist das Gebet eine Leistung, die ich erbringe und zählen kann, oder ist das Gebet das vertraute Gespräch eines Kindes mit seinem liebenden Vater? Was würde sich ein Vater denken, wenn sein Kind zu ihm kommt und ihm zehnmal dasselbe sagt und noch dazu eine Perlenschnur in der Hand hat, auf der es nachzählt, wie oft es seinen Spruch schon aufgesagt hat? In einer normalen zwischenmenschlichen Beziehung würde man das als absurd sehen. In der Beziehung zum himmlischen Vater soll das normal sein?

Sogar das apokryphe Buch Jesus Sirach, das in den katholischen Kanon aufgenommen wurde, warnt vor Wiederholungen im Gebet:

Schwatze nicht in der Menge der Ältesten und wiederhole nicht Worte bei deinem Gebet! (Sirach 7,14)

Das ständige Wiederholen derselben Worte passt gut zu einer magisch-pantheistischen Weltsicht, wo man durch das Rezitieren „heiliger“ Worte einen positiven Einfluss auf das göttliche Universum, von dem man selbst ein Teil ist, ausüben möchte. Nicht aber passt es zu einer Beziehung, zu einem persönlichen Gott, zum liebenden Vater im Himmel.

Es stellt sich auch die Frage, ob es der Wille Gottes sein kann, öffentliche Gebete als politisches Zeichen zu veranstalten. Die Worte Jesu weisen nicht in diese Richtung:

5 Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 6 Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. (Matthäus 6,5-6)

Es ist richtig, für die Obrigkeit, für die Regierenden zu beten.

1 Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, 2 für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können. 3 Das ist recht und wohlgefällig vor Gott, unserem Retter. (1 Timotheus 2,1-3)

Doch haben diese Gebete ihren Ort in der Gemeinde oder im persönlichen Gebet. Sie sind nicht als politisches Statement in der Öffentlichkeit gedacht.

Auch wenn es oft nicht den Anschein hat, ist Gott doch der, der die Mächtigen vom Thron stürzt und die Niedrigen erhöht (Lukas 1,52). Er wird handeln. Doch soll das Gebet keine öffentliche Demonstration sein.

Wir dürfen alle unsere Anliegen direkt zu Gott bringen. Er ist der Herr, der alles in der Hand hat. Vor allem aber sollen wir uns selbst öffnen für ihn und sein Wirken. Wir brauchen uns an keiner Gebetskette festhalten, sondern dürfen die liebende Hand Gottes ergreifen, die er uns in Jesus entgegenstreckt.

Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch!
(1 Petrus 5,7)

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