Zu den Kreuzzügen

Wenn das Problem islamischer Gewalt angesprochen wird, kommt nicht selten das Gegenargument: „Und wie war das mit den Kreuzzügen?“ Ich möchte hier einige grundsätzliche Gedanken festhalten, aber keine Auflistung geschichtlicher Details bringen.

1 Jesus hat Gewalt im Namen des Glaubens abgelehnt.

Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben. (Matthäus 5,5)

38 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. 39 Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin! 40 Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel! 41 Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm! (Matthäus 5,38-41)

43 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, 45 damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. (Matthäus 5,43-45)

16 Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben! […] 22 Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet. 23 Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere! (Matthäus 10,16.22-23a)

50b Da gingen sie auf Jesus zu, ergriffen ihn und nahmen ihn fest. 51 Und siehe, einer von den Begleitern Jesu streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohepriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab. 52 Da sagte Jesus zu ihm: Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen. (Matthäus 26,50b-52)

Diese Worte Jesu zeigen, dass er seine Jünger nicht zur Gewalt, sondern zur Feindesliebe aufgerufen hat. Selbst bei seiner Verhaftung hat er Petrus, der seinen Herrn verteidigen wollte, zurechtgewiesen.

Der von Muslimen häufig zitierte Vers Lukas 19,27 gehört zu einem Gleichnis und ist keine Handlungsanweisung. Mehr dazu gibt es in einem eigenen Artikel.

Auch beim ebenso häufig angeführten Wort Jesu „Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ (Matthäus 10,34b) ist aus dem Zusammenhang klar ersichtlich, dass es hier um die Spaltung geht, die durch den Glauben an Jesus entsteht, um die Ablehnung, die die Jünger Jesu selbst im engsten Familienkreis erfahren werden.

Die Geschichte der frühen Kirche zeigt, dass die Jünger Jesu das Evangelium nur durch ihre Wortverkündigung verbreitet haben. Wenn es zu Gewalt kam, dann waren die Jünger die Opfer der Gewalt, aber niemals die Täter. Die Gemeinde war eine verfolgte Minderheit, die Gewalt erlitt, aber nicht ausübte.

Im Gegensatz dazu ist im Koran die Anwendung von Gewalt klar grundgelegt. Sure 9,5.29.111 mögen als eindeutige Beispiele dienen.

2 Das Reich Jesu ist nicht von dieser Welt.

Als Jesus vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus stand, gab es diesen Dialog:

36 Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier. 37 Da sagte Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.
(Johannes 18,36-37)

Das war einer der Punkte, der sich mit dem Kommen des Messias geändert hat. Das Reich Gottes war nicht mehr an ein konkretes Volk gebunden, wie es im Alten Testament war, wo das Volk Israel als staatlich organisiertes Volk auch Gottes Reich auf Erden darstellte. Seit Jesus gehören die Menschen zum Volk Gottes, die Jesus nachfolgen, unabhängig davon, aus welchem Volk sie stammen. Es gibt kein Staatswesen auf dieser Erde, dass man als Reich Gottes bezeichnen könnte. Christen waren und sind loyal zu dem Staat, in dem sie leben, auch wenn ihre wahre Bürgerschaft im Himmel bei Gott ist (Philipper 3,20).

Es waren Schritte gegen die Gebote Jesu, als sich ab dem 4. Jahrhundert die Kirche immer mehr mit der Staatsmacht verband, was dazu führte, dass ab 380 das Christentum zur Staatsreligion im Römischen Reich erklärt wurde. Dadurch hat die Kirche den Weg Jesu Christi verlassen.

Anders als das Christentum war der Islam seit der Hidschra immer politisch. Mohammed war ein Staatsoberhaupt und hat Eroberungskriege geführt. Mohammed hat von Anfang an im Gegensatz zu Jesus Christus gehandelt.

3 Ein Staat hat das Recht und die Pflicht zur Verteidigung.

Auch wenn die Kirche immer strikt vom Staat getrennt sein soll, hat der Staat eine Aufgabe im Plan Gottes. Er soll die Ordnungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens gestalten und hat auch die Aufgabe, die Menschen in seinem Staatsgebiet zu beschützen. Deswegen schreibt Paulus in Römer 13,4, dass die staatliche Autorität das Schwert trägt. Im unmittelbaren Zusammenhang geht es um die Rechtsprechung. Das Schwert wurde jedoch auch zum Krieg verwendet. Man kann nicht mit der Bergpredigt gegen Verteidigungskriege argumentieren. Diese Verpflichtung zum Schutz seiner Bürger und auch anderer Menschen auf seinem Territorium hat jeder Staat, völlig unabhängig von der Religion, die in dem jeweiligen Staat vorherrscht.

4 Die Kreuzzüge waren eine Reaktion.

Mit dem Kommen Mohammeds begann eine Periode von Eroberungsfeldzügen, welche die mitunter von Muslimen vorgebrachte Behauptung, dass Muslime nur Verteidigungskriege führten, Lügen strafen.

Als Mohammed 632 starb, war bereits die ganze arabische Halbinsel erobert. Seine Nachfolger, die „rechtgeleiteten“ Kalifen setzten die Eroberungspolitik fort. 637 wurde Jerusalem eingenommen. Die Expansion erstreckte sich weiter über ganz Nordafrika bis hin nach Spanien. 732, hundert Jahre nach dem Tod Mohammeds, stoppten die Franken in der Schlacht von Tours und Poitiers den weiteren Vormarsch der Araber. Innerhalb eines Jahrhunderts haben die Muslime ein Riesenreich, das von Spanien bis nach Zentralasien reichte, durch „Verteidigung“ erobert und dadurch den überaus „friedlichen“ Charakter ihrer Religion unter Beweis gestellt. Die Auseinandersetzungen zwischen den Muslimen und den „christlichen“ Reichen setzten sich auch nach 732 fort.

Da die christlichen Pilgerfahrten nach Jerusalem immer wieder behindert wurden, auch christliche Stätten verwüstet wurden (so die Grabeskirche im Jahr 1009), wurde im Abendland der Wunsch immer stärker, die Heiligtümer in Palästina nach jahrhundertelanger muslimischer Besatzung wieder unter Kontrolle zu haben. Wären die islamischen Machthaber mit ihren christlichen Untertanen tolerant umgegangen, wäre es vermutlich nicht zu den Kreuzzügen gekommen.

Aus biblischer Sicht ist aber festzuhalten, dass es nach den Worten Jesu keine besonderen heiligen Stätten mehr gibt.

21 Jesus sprach zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. 22 Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. 23 Aber die Stunde kommt und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. 24 Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten. (Johannes 4,21-24)

Es ist also klar, dass wir nur von einer entstellten Form des Christentums sprechen können.

Bei den Kreuzzügen handelte es sich nicht um eine einfache Aggression, sondern um eine Reaktion auf jahrhundertelange Attacken vonseiten der Muslime. Die Kreuzfahrer haben ihre Kriegszüge subjektiv wohl als Verteidigungskrieg gesehen, was der unmittelbaren Situation nicht entsprochen hat, im größeren Rahmen jedoch eine gewisse Berechtigung hat. Fest steht, dass die Einnahme Jerusalems 637 eindeutig islamische Aggression war wie später die Eroberung Konstantinopels 1453 und die beiden misslungenen Belagerungen Wiens 1529 und 1683. Insofern passt der Verweis auf die Kreuzzüge als Gegenbeispiel zu den islamischen Kriegen nicht. Ohne islamische Aggression hätte es keine Kreuzzüge gegeben.

Dieser grundsätzliche Gedanke rechtfertigt jedoch in keiner Weise brutale Übergriffe und Kriegsverbrechen, die ihm Rahmen dieser Kriege von „Christen“ verübt wurden.

5 Kreuzzüge gegen Nichtmuslime

Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert wurden auch andere Kriegszüge als Kreuzzüge bezeichnet, die mit der Situation im Orient nichts zu tun hatten. Dazu gehörten die Kämpfe der Schweden gegen die heidnischen Finnen und die Kriege des Deutschen Ordens gegen die Prußen und Litauer.

Auch gegen die als Häretiker betrachteten Albigenser gab es einen blutigen Kreuzzug von 1209 bis 1229. Ebenso wurden die Kämpfe gegen die Hussiten im 15. Jahrhundert als Kreuzzüge verstanden.

Diese Kriege gegen Andersdenkende können durch nichts gerechtfertigt werden und sind der Lehre Jesu diametral entgegengesetzt.

6 Zusammenschau

Die Kirche hat durch die Erringung einer politischen Machtposition seit dem 4. Jahrhundert ihren Herrn Jesus Christus verraten. Kriege im Namen des Christentums sind immer im Widerspruch zu den Worten Jesu. Die Gemeinde des Herrn Jesus hat mit einer Machtorganisation nichts zu tun.

Betrachtet man die Kreuzzüge als Reaktion auf die jahrhundertelange islamische Aggression, sind zumindest manche Aspekte der Kreuzzüge verständlich.

Keinesfalls können die Kreuzzüge in irgendeiner Weise zur Rechtfertigung islamischer Kriege verwendet werden, da letztere sowohl zeitlich als auch kausal vor den Kreuzzügen waren. Gewalt und Aggression sind in der Heiligen Schrift des Islam und in der Lebensführung Mohammeds grundgelegt.

Für Christen ist in Auseinandersetzungen um Fragen des Glaubens Gewalt niemals gerechtfertigt. Das einzige Schwert, das Gott seinen Kindern gegeben hat, ist das Schwert des Geistes, das Wort Gottes (Epheser 6,17).

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