„… eine Sure gleicher Art …“ – Zur literarischen Herausforderung des Korans

23 Und wenn ihr im Zweifel über das seid, was Wir Unserem Diener offenbart haben, dann bringt doch eine Sura gleicher Art bei und ruft eure Zeugen außer Allah an, wenn ihr wahrhaftig seid! 24 Doch wenn ihr es nicht tut – und ihr werdet es nicht tun – dann hütet euch vor dem (Höllen)feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind. Es ist für die Ungläubigen bereitet. (Sure 2,23-24)

Diese Verse begründen die große Herausforderung des Korans. Wer Zweifel am Koran, d. h. an seiner Göttlichkeit, hat soll doch selber eine Sure gleicher Art hervorbringen.

Diese Herausforderung ist im Koran mehrmals zu finden:

37 Dieser Qur’an kann unmöglich ohne Allah ersonnen werden. Sondern (er ist) die Bestätigung dessen, was vor ihm war, und die ausführliche Darlegung des Buches, an dem es keinen Zweifel gibt, vom Herrn der Weltenbewohner. 38 Oder sagen sie: „Er hat ihn ersonnen“ Sag: Dann bringt eine Sura bei, die ihm gleich ist, und ruft an, wen ihr könnt, anstatt Allahs, wenn ihr wahrhaftig seid. (Sure 10,37-38)

Oder sagen sie: „Er hat ihn ersonnen“ Sag: Dann bringt doch zehn ersonnene Suren bei, die ihm gleich sind, und ruft an, wen ihr könnt, außer Allah, wenn ihr wahrhaftig seid. (Sure 11,13)

Sag: Wenn sich die Menschen und die Ginn zusammentäten, um etwas beizubringen, was diesem Qur’an gleich wäre, sie brächten nicht seinesgleichen bei, auch wenn sie einander Beistand leisten würden. (Sure 17,88)

33 Oder sagen sie etwa: „Er hat ihn sich selbst ausgedacht'“? Nein! Vielmehr glauben sie nicht. 34 So sollen sie doch eine Aussage gleicher Art beibringen, wenn sie wahrhaftig sind. (Sure 52,33-34)

Die Herausforderung ist nicht einheitlich. Die Maximalforderung ist in Sure 17,88, wo etwas wie der Koran hervorgebracht werden sollte. In Sure 11 reicht es, zehn Suren zu liefern, in Sure 2 und 10 wird nur eine Sure verlangt, also mindestens drei Verse wie bei der Sure 108, der kürzesten Sure des Korans. In Sure 52 genügt „eine Aussage gleicher Art“.

Ein Problem an dieser Herausforderung ist, dass der Vergleichspunkt nicht genannt wird. Geht es um den Inhalt oder um den Stil?

Üblicherweise werden literarische Qualitäten genannt. Bei dreien der zitierten Stellen werden die Zeitgenossen Mohammeds angesprochen, die ihm vorgeworfen haben, dass er den Koran selber ersonnen habe. Man kann sich das vielleicht wie eine Art Dichterwettbewerb vorstellen. Die Schönheit des Gedichts und die Einmaligkeit des Stils sollen die göttliche Herkunft des Textes erweisen. Eine Erklärung dieses Kriteriums, die Erwartung eines ganz besonderen, nur im Koran vorhandenen Stils finden wir z. B. hier.

Es stellen sich zu diesem Kriterium mehrere Fragen:

  • Warum soll die literarische Qualität und nicht der Inhalt ein Argument dafür sein, dass ein Text Gottes Wort ist?
    In den auch vom Koran anerkannten Heiligen Schriften der Juden und Christen finden wir dieses Argument nicht.
    Jesus sagte: Wer bereit ist, den Willen Gottes zu tun, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob ich von mir aus spreche. (Johannes 7,17)
    Wer den Wunsch hat, Gottes Willen zu tun, kann am Inhalt des Gesagten erkennen, ob etwas von Gott ist oder nicht.
    Dass dichterische Fähigkeiten nicht notwendigerweise mit moralischer Autorität einhergehen, kann man am Beispiel verschiedener Dichter wie z. B. Goethe, der von manchen Muslimen als einer der Ihren betrachtet wird, sehen, deren Lebensstil ganz und gar nicht vorbildlich war.
  • Warum ist Gott an einen besonderen Stil gebunden?
    Vielfältig und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten. (Hebräer 1,1)
    Gott hat die Propheten nicht wie ein Megafon verwendet. Die Propheten waren Menschen mit ihrem eigenen Stil, ihrer eigenen Gedankenwelt und Ausdrucksweise. Gott hat durch diese Menschen gesprochen, ohne ihre persönliche Individualität auszulöschen. Jeder Prophet hat die ihm von Gott geschenkten Gedanken mit seinen eigenen Worten in seinem persönlichen Stil ausgedrückt. Deswegen hat Jesaja anders gesprochen als Jeremia oder Ezechiel. Der literarische Stil der biblischen Propheten war definitiv nicht der Stil des Korans. Müsste man dann nicht sagen, dass der Koran nicht das Wort Gottes ist, da sein Stil nicht der der biblischen Propheten ist?
    Man macht Gott klein, wenn man ihn an einen besonderen literarischen Stil bindet.
    Inspiration bedeutet nicht wörtliches Diktat, sondern dass Menschen unter Führung des Heiligen Geistes gesprochen haben.
  • Ist Gott an eine besondere Sprache, das Arabische, gebunden?
    Wenn eine Sure, wie die von Mohammed hervorgebrachte, geliefert werden soll, dann ist wohl gemeint, dass sie aus Gründen der Vergleichbarkeit in derselben Sprache, nämlich auf Arabisch, sein soll. Den besonderen Stil des Korans gibt es nur im Arabischen.
    Nun ist aber klar, dass die früheren Offenbarungen nicht auf Arabisch waren, sondern auf Hebräisch, Aramäisch und Griechisch. Gott ist an keine Sprache gebunden. Gott ist in der Lage, seinen Willen so klar zu offenbaren, dass er im Wesentlichen in alle Sprachen übersetzt werden kann.
  • Ist der Stil des Korans wirklich so unübertrefflich?
    Dass Muslime von der Einmaligkeit und dem unübertrefflichen Stil des Korans überzeugt sind, sollte nicht erstaunen. Das ist aufgrund ihrer religiösen Überzeugung zu erwarten.
    Wenn ein Durchschnittsmensch anfängt, den Koran in einer deutschen Übersetzung zu lesen, unabhängig davon, ob sie von einem Muslim oder einem Nichtmuslim gemacht wurde, wird er in der Regel spätestens nach den ersten dreißig Versen der zweiten Sure mit einer großen Überwindung zu kämpfen haben, noch weiterzulesen. Diese Behauptung ist sicher von meiner eigenen subjektiven persönlichen Erfahrung geprägt. Es war nicht die literarische Schönheit, die mich bewogen hat, den Koran zu lesen, sondern der Wille, die Gedankenwelt der Muslime kennenzulernen und der Wunsch, Muslimen zu helfen, Jesus als ihren Erlöser kennenzulernen.
    Es wird immer gesagt, dass man den Koran auf Arabisch lesen muss, um seine Schönheit zu erkennen. Dieses Argument schließt von vornherein alle Nichtaraber aus. Daher kann auch ich dazu direkt nichts sagen. Hervorragende literarische Werke zeichnen sich dadurch aus, dass die hohe literarische Qualität auch in einem übersetzten Text ersichtlich ist. Das hängt natürlich auch von den Fähigkeiten des Übersetzers ab.
    Warum nur sind alle gängigen Übersetzungen so schwer zu lesen, unübersichtlich und etwas chaotisch in den Gedankengängen? Hängt das nicht doch mit der Vorlage zusammen?
    Auf answering-islam.org findet man interessante Vergleiche koranischer Texte mit außerislamischen Texten aus dem christlichen und aus dem indischen Bereich, die zeigen, dass es diese Einzigartigkeit der koranischen Suren nicht gibt.
    Es wird manchmal darauf hingewiesen, dass es im Koran Grammatikfehler gibt. Da mir die sprachliche Kompetenz fehlt, enthalte ich mich eines diesbezüglichen Urteils.
    Es hat sich im Laufe der Zeit im Islam die Kunstform der Koranrezitation entwickelt. Die Künstler bemühen sich, den Text des Korans besonders schön zu rezitieren. Das kann Menschen, die nicht arabisch sprechen, manchmal sehr beeindrucken. Denselben Effekt würde eine entsprechende Rezitation auch bei anderen unverständlichen fremdsprachlichen Texten hervorrufen.

Zur geistlichen Beurteilung sollte der Inhalt eines Textes zählen, nicht der Stil. Neben guten Inhalten, die es im Koran selbstverständlich auch gibt, enthält er doch einige sehr schwerwiegende inhaltliche Fehler, die mit Sicherheit ausschließen, dass Gott der Autor dieses Buches ist.

Beispielhaft seien genannt:

  • Der Koran verwirft die sowohl vom Alten als auch vom Neuen Testament gelehrte Gottessohnschaft des Messias. Z. B. werden in Sure 9,30 die Christen deswegen verflucht.
  • Der Koran bekämpft eine Lehre der Dreieinigkeit, die der Autor offensichtlich missverstanden hat, wenn es in Sure 5,116 heißt: Und wenn Allah sagt: „O ‚Isa, Sohn Maryams, bist du es, der zu den Menschen gesagt hat: ,Nehmt mich und meine Mutter außer Allah zu Göttern!‘?
  • In der Lehre über die Hölle wird Gott als Folterknecht dargestellt.
  • Die von Jesus verworfene Ehescheidung ist kein Problem. In Sure 33,37 wurde Mohammed von Allah sogar der Ehebruch mit der geschiedenen Frau seines Adoptivsohnes geboten.
  • Die Züchtigung der Ehefrauen wird geboten.
  • Auch die vom Koran verlangte Bestrafung von Dieben ist unethisch.
  • Es wird zum bewaffneten Kampf auf Allahs Weg aufgerufen.
  • Mohammed hatte als Prophet besondere Privilegien.
  • Historische und wissenschaftliche Fehler könnte man als zeitbedingte Fehlinformation abtun, sprechen aber gegen den Anspruch, dass der Koran ausschließlich Gott als Urheber hat.

Selbst wenn der Koran einen Stil unvergleichlicher literarischer Schönheit hätte, würden die theologischen und moralischen Mängel dieses Buches dadurch in keiner Weise ausgeglichen. Das Ziel der göttlichen Offenbarung ist nicht ein Werk vollkommener dichterischer Schönheit, sondern:

Das Ziel der Unterweisung ist Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. (1 Timotheus 1,5)

Wir tun daher gut daran, uns an den letzten Propheten zu halten, an Jesus Christus, den ewigen Sohn Gottes, durch den Gott seine Offenbarung abgeschlossen hat.

Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. (Johannes 10,10b)

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