„Dieses Buch, an dem es keinen Zweifel gibt, …“

Dieses Buch, an dem es keinen Zweifel gibt, ist eine Rechtleitung für die Gottesfürchtigen, […] (Sure 2,2)

Nach dem einleitenden Gebet in Sure 1 beginnt mit diesem Vers der eigentliche Textkörper des Korans. Mit dem „Buch, an dem es keinen Zweifel gibt“, ist wohl der Koran gemeint, obwohl der Tanwîr al-Miqbâs min Tafsîr Ibn ‘Abbâs eine Reihe von alternativen Erklärungen aufzählt. Dieses „Buch“ könnte sich auch auf die im Himmel aufbewahrte Tafel, also die himmlische Urschrift des Korans, beziehen, oder auf das Buch, das am „Tag des Bundes“ offenbart werden wird, oder dass es darum gehe, dass es keinen Zweifel daran geben könne, dass die Beschreibung Mohammeds in der Thora und im Evangelium zu finden sei. Doch aus dem Zusammenhang legt sich nahe, dass das Buch gemeint ist, an dessen Beginn dieser Vers steht. Man könnte den Beginn der zweiten Sure als eine Antwort auf das Ende der ersten Sure verstehen:

6 Leite uns den geraden Weg, 7 den Weg derjenigen, denen Du Gunst erwiesen hast, nicht derjenigen, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht der Irregehenden! (Sure 1,6-7)

Doch trifft diese Behauptung zu? Gibt es keinen Zweifel an diesem Buch?

Für einen Muslim ist klar, dass man den Koran als das Wort Gottes nicht in Zweifel ziehen darf. Wenn er aufgrund seiner Religion von vornherein davon ausgeht, dass der Koran das direkte Wort Gottes ist, wird er, um sich seines Glaubens sicher zu sein, nicht den geringsten Zweifel zulassen.

Warnungen vor dem Zweifel finden wir auch in der Bibel. So schreibt Jakobus:

5 Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, dann soll er sie von Gott erbitten; Gott wird sie ihm geben, denn er gibt allen gern und macht niemandem einen Vorwurf. 6 Wer bittet, soll aber im Glauben bitten und nicht zweifeln; denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind hin und her getrieben wird. 7 Ein solcher Mensch bilde sich nicht ein, dass er vom Herrn etwas erhalten wird: 8 Er ist ein Mann mit zwei Seelen, unbeständig auf all seinen Wegen. (Jakobus 1,5-8)

Hier ist der Zusammenhang aber das Gebet. Jakobus ermuntert dazu, voller Glauben zu beten. Der Zweifel drückt ein Misstrauen Gott gegenüber aus. Jakobus weist darauf hin, dass in diesem Fall der Beter nicht nur auf Gott ausgerichtet ist, sondern auch auf ein anderes Ziel. Im Glauben muss immer Gott das Zentrum sein. Man kann nicht Gott lieben und die Welt ebenso.

Es ist aber trotzdem wichtig, zu prüfen, auf welcher Grundlage eine Beziehung zu Gott stehen kann. Paulus fordert auf:

Prüft alles und behaltet das Gute! (1 Thessalonicher 5,21)

Nur durch Prüfen und Fragen kommt man zur Wahrheit und zum Guten. Dazu braucht man ein offenes Herz, das bereit ist, auf Argumente zu hören und darüber nachzudenken. Das ist etwas anderes als der Zweifel vor dem Jakobus warnt, bei dem die Wurzel in der fehlenden Hingabe an Gott liegt.

An erster Stelle muss immer die Liebe zur Wahrheit stehen, ohne die wir nicht gerettet werden können (vergleiche 2 Thessalonicher 2,10). So wird ein Christ auch die Bereitschaft haben, sich mit Argumenten gegen das Christentum auseinanderzusetzen. Gäbe es tatsächlich ein Argument, welches das Christentum widerlegt, dann müsste ein Christ auch daraus die Konsequenzen ziehen. Würde jemand z. B. die sterblichen Überreste Jesu finden, wäre das der Todesstoß für das Christentum, für das der Glaube an die Auferstehung Jesu grundlegend ist.

So muss auch ein Muslim bereit sein, die Grundlagen seiner religiösen Überzeugung zu hinterfragen. Ist der Koran wirklich ein Buch, an dem es keinen Zweifel gibt?

Er ist es, Der das Buch (als Offenbarung) auf dich herabgesandt hat. Dazu gehören eindeutige Verse – sie sind der Kern des Buches – und andere, mehrdeutige. Was aber diejenigen angeht, in deren Herzen (Neigung zum) Abschweifen ist, so folgen sie dem, was davon mehrdeutig ist, im Trachten nach Irreführung und im Trachten nach ihrer Mißdeutung. Aber niemand weiß ihre Deutung außer Allah. […] (Sure 3,7)

Hier ist von mehrdeutigen Versen im Koran die Rede, von denen niemand außer Allah die Deutung kennt. Ist das die Rechtleitung, von der Sure 2,2 spricht? Wozu „offenbart“ Allah Verse, die außer ihm niemand versteht?

Kann man einem Buch vertrauen, das einerseits vorgibt, die früheren Offenbarungen zu bestätigen, aber andererseits im Widerspruch zu diesen steht, wie ich es in einem früheren Beitrag beispielhaft aufgezeigt habe?

Kann man einem Buch vertrauen, das den Menschen die Gotteskindschaft verweigert, eine tiefe vertrauensvolle Liebesbeziehung, wie sie zwischen einem Vater und seinen Kindern besteht? Vergleiche dazu frühere Beiträge, wie hier und hier.

Kann man einem Buch vertrauen, das einerseits sagt, dass seine Worte nicht abgeändert werden können, andererseits aber darüber schreibt, dass Allah Verse aufhebt und in Vergessenheit geraten lässt? Die entsprechenden Stellen sind hier aufgelistet.

Sorgt nicht der Inhalt dieses Buches in sich schon für den Zweifel?

Wenn uns die islamische Tradition dann noch über Mängel in der Überlieferung des Korans informiert, werden die Zweifel am Koran nicht geringer.

Auf weitere theologische und moralische Probleme im Koran habe ich im Schlussteil meines gestrigen Beitrags hingewiesen.

Leider ist festzustellen, dass die Aussage von Sure 2,2, falls sie den Koran betreffen sollte, nicht zutreffend ist. Der Koran ist ein Buch, das viele Zweifel hervorruft und darum auch keine Rechtleitung für die Gottesfürchtigen sein kann.

Den Weg zu Gott finden wir in Jesus, der gesagt hat:

Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. (Johannes 14,6)

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