Polygamie in der Bibel und im Koran

Der Vergleich verschiedener Aussagen und Beispiele aus diesen Schriften soll helfen, den Willen Gottes in diesem Punkt zu erkennen und auch zu verstehen, warum die Praxis nicht immer einheitlich war.

Wenn ich über Polygamie schreibe, geht es ausschließlich um Polygynie, den Fall, dass ein Mann mehrere Frauen hat. Der umgekehrte Fall kommt meines Wissens weder in der Bibel noch im Koran vor.

1 Im Alten Testament

1.1 Bei der Schöpfung

27 Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie. 28 Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen! (Genesis 1,27-28)

Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und hängt seiner Frau an und sie werden ein Fleisch. (Genesis 2,24)

Die Bibel führt die Menschheit auf ein Elternpaar zurück. Ein Mann und eine Frau bilden den Anfang der Menschheit. Im Sinne des raschen Wachstums der Menschheit wären mehrere Frauen, die gleichzeitig schwanger sein können, effektiver gewesen. Doch Gottes Wille war die Einehe.

Wenn in Genesis 2 davon die Rede ist, dass Mann und Frau ein Fleisch werden, geht es nicht nur um die Vereinigung im ehelichen Akt, sondern um eine Bindung und Einheit, die ihr ganzes Leben umfasst. Das setzt die Einehe voraus. Ein Mann kann nicht zugleich mit mehreren Frauen ein Fleisch sein.

Diese beiden Stellen zeigen, dass der Schöpfungswille Gottes die Einehe war, nicht die Polygamie.

1.2 Lamech

Lamech nahm sich zwei Frauen; der Name der einen war Ada und der Name der anderen Zilla. (Genesis 4,19)

Lamech, ein Nachkomme Kains, war der Erste, von dem es heißt, dass er mehr als eine Frau hatte. Lamech wird als ein rachsüchtiger Mann dargestellt.

Lamech sagte zu seinen Frauen: Ada und Zilla, hört auf meine Stimme, ihr Frauen Lamechs, horcht meiner Rede! Ja, einen Mann erschlage ich für meine Wunde und ein Kind für meine Strieme. (Genesis 4,23)

Ein böser Mann aus der Nachkommenschaft Kains wird als der erste polygame Mann vorgestellt. Darin liegt indirekt eine Beurteilung der Mehrehe. Sie kam nicht von Gott. Ein gottloser Mensch hat sie eingeführt.

1.3 Abraham

Abra(ha)m war der erste Gottesmann, der mehrere Frauen hatte. Ursprünglich hatte er nur eine Frau: Sarai.

1 Sarai, Abrams Frau, hatte ihm nicht geboren. Sie hatte aber eine ägyptische Sklavin. Ihr Name war Hagar. 2 Da sagte Sarai zu Abram: Siehe, der HERR hat mir das Gebären verwehrt. Geh zu meiner Sklavin! Vielleicht komme ich durch sie zu einem Sohn. Abram hörte auf die Stimme Sarais. 3 Sarai, Abrams Frau, nahm also die Ägypterin Hagar, ihre Sklavin, zehn Jahre, nachdem sich Abram im Land Kanaan niedergelassen hatte, und gab sie Abram, ihrem Mann, zur Frau. (Genesis 16,1-3)

Auch hier ging die Initiative zur Zweitehe nicht von Gott aus. Gott hatte Abraham eine große Nachkommenschaft verheißen. Doch war er aufgrund der Unfruchtbarkeit seiner Frau noch im hohen Alter kinderlos. Nach den damaligen Rechtsvorstellungen konnte eine unfruchtbare Frau ihre Sklavin ihrem Mann zur Verfügung stellen. Das aus dieser Verbindung geborene Kind konnte von der Ehefrau als ihr eigenes angenommen werden. Hagar war somit keine Ehefrau im vollen Sinn, sondern sollte ihrer Herrin zu einem Kind verhelfen. Das Ziel war die Geburt eines Sohnes, nicht aber, dass Abraham auf Dauer zwei Frauen haben sollte.

Im Zusammenhang der Geschichte wird klar, dass Sarai für ihre Kinderlosigkeit eine menschliche Lösung, aber nicht Gottes Willen gesucht hat. Abraham hörte laut Vers 2b auf die Stimme seiner Frau, nicht auf die Stimme Gottes.

Alle Probleme, die es danach zwischen Sara(i) und Hagar gab (Genesis 16,5-16; 21,9-21), waren eine Folge dieser Fehlentscheidung. Dennoch hat Gott auch Ismael, den Sohn Hagars gesegnet (Genesis 17,20).

Abraham hat grundsätzlich monogam gelebt, hat aber dem Vorschlag seiner Frau Folge geleistet, mit Hagar ein Kind zu zeugen, was nach damaligem Recht möglich war. Er hatte mit Hagar keine dauerhafte eheliche Beziehung. Insofern könnte man sagen, dass es sich bei ihm noch nicht um Polygamie im eigentlichen Sinn handelte. Doch ist klar, dass diese Beziehung nicht im Willen Gottes war.

Nach Genesis 25 nahm Abraham nach Saras Tod noch eine weitere Frau namens Ketura. Da Sara schon verstorben war, handelt es sich bei dieser Ehe nicht um Polygamie.

1.4 Jakob

Auch Jakobs Absicht war ursprünglich die Ehe mit nur einer Frau, mit Rahel. Doch gab ihm sein Schwiegervater Laban zuerst Lea, Rahels ältere Schwester zur Frau, anschließend auch Rahel (Genesis 29,15-30). Aufgrund Rahels Kinderlosigkeit gab sie (ähnlich, wie es Sara getan hatte) Jakob ihre Magd Bilha, damit Bilha für sie Kinder gebäre (Genesis 30,1-5). Später gab auch Lea Jakob ihre Magd Silpa, damit sie durch sie, obwohl sie schon vier Söhne geboren hatte, noch mehr Kinder habe (Genesis 30,9).

So hatte Jakob letztlich statt einer Frau deren vier. Auch in seinem Fall war die Abweichung von der Einehe im Zusammenhang mit Sünde. Laban hatte Jakob betrogen und ihm zuerst die falsche Frau gegeben. Man kann das als Strafe für den Betrug Jakobs an seinem Bruder Esau sehen. An Jakobs Frauen werden auch die negativen Seiten der Mehrehe sichtbar. Es kommt zu Eifersucht zwischen den Frauen. Sie wollen ihrem Mann durch möglichst viele Kinder gefallen und gewinnen.

Die Einehe als Ideal verblasste immer mehr. Gott hat diese in der menschlichen Sündhaftigkeit wurzelnde Unvollkommenheit akzeptiert. So wird die Unfruchtbarkeit Rahels als eine von Gott gewirkte Konsequenz der Zurückstellung Leas dargestellt (Genesis 29,31).

1.5 Im Gesetz

Im mosaischen Gesetz wird vorausgesetzt, dass es Mehrehen gibt. Polygamie wird nicht empfohlen, aber akzeptiert. Allerdings wird das, was Jakob getan hat, verboten, nämlich zwei Schwestern zu heiraten.

Du darfst neben einer Frau nicht auch noch deren Schwester heiraten; du würdest sie zur Nebenbuhlerin machen, wenn du zu Lebzeiten der einen die Scham der anderen entblößt. (Levitikus 18,18)

In Exodus 21,10 wird die Gleichbehandlung der Frauen geregelt:

Nimmt er sich noch eine andere Frau, darf er sie in Nahrung, Kleidung und Beischlaf nicht benachteiligen.

Wenn der Erstgeborene der Sohn einer „ungeliebten“ Frau ist, darf ihm das Erstgeburtsrecht nicht entzogen werden.

15 Wenn ein Mann zwei Frauen hat, eine, die er liebt, und eine, die er nicht liebt, und wenn beide ihm Söhne gebären, die geliebte wie die ungeliebte, und der erstgeborene Sohn von der ungeliebten stammt, 16 dann darf er, wenn er sein Erbe unter seine Söhne verteilt, den Sohn der geliebten Frau nicht als Erstgeborenen behandeln und damit gegen das Recht des wirklichen Erstgeborenen, des Sohnes der ungeliebten Frau, verstoßen. 17 Vielmehr soll er den Erstgeborenen, den Sohn der Ungeliebten, anerkennen, indem er ihm von allem, was er besitzt, den doppelten Anteil gibt. Ihn hat er zuerst gezeugt, er besitzt das Erstgeborenenrecht. (Deuteronomium 21,15-17)

Die Problematik von mehreren Ehefrauen wird erkannt und abzumildern versucht. Aber sie wird akzeptiert. Ebenso wie für die Ehescheidung kann man wohl sagen, dass es wegen der „Herzenshärte“ der Menschen so war.

Die Könige, die zu der kleinen Minderheit gehörten, die sich sehr viele Frauen leisten konnten, werden gewarnt:

Er soll sich auch keine große Zahl von Frauen nehmen, damit sein Sinn nicht vom rechten Weg abweicht. (Deuteronomium 17,17)

1.6 Richter und Könige

Normale Israeliten hatten in der Regel nur eine Frau, manchmal auch zwei, wie der Vater Samuels (1 Samuel 1). Nur Führer des Volkes, wie manche der Richter und vor allem Könige, verfügten über die nötigen materiellen Mittel, die es erlaubten, zahlreiche Frauen zu versorgen.

So heißt es über Gideon:

Gideon hatte siebzig leibliche Söhne, denn er hatte viele Frauen. (Richter 8,30)

Das Ideal der Einehe, das bei den Patriarchen zumindest der Ausgangspunkt war, scheint für Gideon gar nicht existiert zu haben. Ein Motiv für die Polygamie war offensichtlich auch das Ziel, das Überleben der eigenen Familie durch viele Söhne zu sichern. Genau das ist aber bei Gideon nicht gelungen. Einzig Jotam überlebte das Massaker, das Abimelech, der Sohn einer Nebenfrau Gideons, an dessen siebzig Söhnen verübte (Richter 9,5). Auch Abimelech, der sich zum König erhoben hatte, kam letztlich um (Richter 9,53-54).

Saul, der erste von Gott berufene König Israels, scheint zusätzlich zu seiner Frau „nur“ eine einzige Nebenfrau namens Rizpa gehabt zu haben (2 Samuel 3,7). Nur aus 2 Samuel 12,8 könnte man vermuten, dass Saul mehr Frauen hatte.

Anders war es bei David, der zuerst eine Tochter Sauls geheiratet hatte (1 Samuel 18,27), die Saul aber, nach der Flucht Davids einem anderen Mann zur Frau gab (1 Samuel 25,44). Doch hatte David in der Zeit seiner Flucht schon zwei andere Frauen (1 Samuel 25,43). Als David dann König wurde, nahm er sich noch weitere Frauen (2 Samuel 3,2-5; 5,13). Auch Michal, die Tochter Sauls, hatte er sich wieder holen lassen (2 Samuel 3,13-16). Trotz seiner vielen Frauen beging er mit Batseba, der Frau des Urija, die Sünde des Ehebruchs, die durch die Ermordung Urijas vertuscht werden sollte (2 Samuel 11). Vom Propheten Natan ermahnt, bereute David diese Sünde (2 Samuel 12), die trotzdem in seinem Leben und in seiner Familie Spuren hinterließ.

In seiner Ermahnung sagte Natan auch einen Satz zu David, den man so verstehen könnte, als wären die vielen Frauen Gottes Gabe an David gewesen:

So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe dich zum König von Israel gesalbt und ich habe dich aus der Hand Sauls gerettet. 8 Ich habe dir das Haus deines Herrn und die Frauen deines Herrn in den Schoß gegeben und ich habe dir das Haus Israel und Juda gegeben, und wenn das zu wenig ist, gebe ich dir noch manches andere dazu. (2 Samuel 12,7b-8)

Wörtlich würde Vers 8a bedeuten, dass Gott David die Frauen Sauls gegeben hätte. (Ist das ein Hinweis, dass Saul doch mehrere Frauen hatte?) Doch David hatte nur eine Tochter Sauls, aber keine Frau Sauls geheiratet. Insofern ist der Satz rätselhaft. Aber er sagt doch, dass Gott ihm die Frauen gegeben hat. Meines Erachtens kann man das nur so verstehen, dass Gott ihn zum König gemacht hat. Begleiterscheinung seines Königtums war, wie es damals unter Königen üblich war, dass er viele Frauen hatte. Gott hat das toleriert.

Am Beispiel Davids wird auch sichtbar, dass bei vielen Frauen eine tiefe persönliche Beziehung erschwert wird. „Ein Fleisch sein“ im tieferen Sinn kann man nicht mit vielen Frauen. Letztlich hat man viele Sexualpartner, aber niemanden, mit dem man alles im Leben teilt. Die vielen Probleme, die David mit seinen Söhnen hatte, hatten wohl auch darin eine Wurzel.

Noch mehr Frauen als David hatte sein Sohn Salomo:

1 König Salomo liebte neben der Tochter des Pharao noch viele andere ausländische Frauen: Moabiterinnen, Ammoniterinnen, Edomiterinnen, Sidonierinnen, Hetiterinnen. 2 Es waren Frauen aus den Völkern, von denen der HERR den Israeliten gesagt hatte: Ihr dürft nicht zu ihnen gehen und sie dürfen nicht zu euch kommen; denn sie würden euer Herz ihren Göttern zuwenden. An diesen hing Salomo mit Liebe. 3 Er hatte siebenhundert fürstliche Frauen und dreihundert Nebenfrauen. Sie machten sein Herz abtrünnig. 4 Als Salomo älter wurde, machten seine Frauen sein Herz anderen Göttern geneigt, sodass sein Herz dem HERRN, seinem Gott, nicht mehr ungeteilt ergeben war wie das Herz seines Vaters David. 5 Er verehrte Astarte, die Göttin der Sidonier, und Milkom, den Götzen der Ammoniter. 6 Er tat, was böse war in den Augen des HERRN, und war ihm nicht so vollkommen ergeben wie sein Vater David. 7 Damals baute Salomo auf dem Berg östlich von Jerusalem eine Kulthöhe für Kemosch, den Götzen der Moabiter, und für Milkom, den Götzen der Ammoniter. 8 Dasselbe tat er für alle seine ausländischen Frauen, die ihren Göttern Rauch- und Schlachtopfer darbrachten. 9 Der HERR aber wurde zornig über Salomo, weil sich sein Herz von ihm, dem Gott Israels, abgewandt hatte, der ihm zweimal erschienen war 10 und ihm verboten hatte, fremden Göttern zu dienen. Doch Salomo hielt sich nicht an das, was der HERR von ihm verlangt hatte. (1 Könige 11,1-10)

Die Zahlenangaben in Vers 3 mögen übertrieben sein. Vielleicht sind die Zahlen aus Hohelied 6,8, wo von sechzig Königinnen und achtzig Nebenfrauen die Rede ist, realistischer. Aber auch in diesem Fall ist das eine so große Anzahl von Frauen, dass es unmöglich ist, zu diesen eine tiefere persönliche Beziehung zu haben. Viele dieser Ehen hatten auch nicht viel mit Liebe oder sexuellen Begierden zu tun, da sie einen politischen Hintergrund hatten. Als Herrscher über ein Vielvölkerreich wollte Salomo den von David unterworfenen Völkern entgegenkommen und hat Frauen aus ihren Reihen genommen, damit auch diese Völker am Königshof und in der königlichen Familie präsent seien. Das führte auch zum Götzendienst, der geistlichen Ursache für das Auseinanderbrechen des Reiches nach dem Tod Salomos. Die Hauptkritik im biblischen Text liegt darauf, dass Salomo nichtisraelitische Frauen hatte, da er deswegen auch die Götter dieser Frauen verehrte. Hätte Salomo nur eine einzige Frau gehabt, noch dazu eine gottesfürchtige Frau, dann wären die heidnischen Völker zwar nicht am Hof präsent gewesen, aber der König hätte in seiner Treue zu Gott auch die Weisheit gehabt, diese Völker richtig zu führen. Die Völker sollten durch Israel den wahren Gott kennenlernen. So aber hat Salomo die Götter der Heiden verehrt.

Die Beispiele Davids und Salomos zeigen somit klar die Nachteile der Polygamie und den geistlichen Schaden, der dadurch angerichtet wird. Man könnte nur die Frage stellen, warum Gott das zugelassen hat.

2 Im Neuen Testament

2.1 Jesus

Jesus war nicht verheiratet. Seine Braut ist die Gemeinde (vergleiche Epheser 5,25-29).

Er hat die Frage der Polygamie nicht direkt angesprochen. Unter den Juden seiner Zeit war die Einehe der Normalfall. Aber Jesu Worte über die Ehescheidung lehren auch die Einehe.

3 Da kamen Pharisäer zu ihm, um ihn zu versuchen, und fragten: Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen? 4 Er antwortete: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang männlich und weiblich erschaffen hat 5 und dass er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein? 6 Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. (Matthäus 19,3-6)

Jesus verweist auf die Schöpfungsordnung. Der Mann bindet sich an seine Frau, verlässt für sie Vater und Mutter, wird mit ihr ein Fleisch für sein ganzes Leben. Da ist kein Platz für eine zweite Frau. Durch das Verbot der Scheidung spricht Jesus auch gegen eine sukzessive Polygamie, in der man zwar jeweils nur eine Frau hat, aber nach einer Scheidung man eine zweite, dritte … Frau heiraten kann.

2.2 Die Apostel

Auch in den Schriften der Apostel findet man kein ausdrückliches Verbot der Vielehe. Doch wird in den Texten, in denen es um Fragen der Ehe geht, die Einehe vorausgesetzt.

3 Der Mann soll seine Pflicht gegenüber der Frau erfüllen und ebenso die Frau gegenüber dem Mann. 4 Die Frau verfügt nicht über ihren Leib, sondern der Mann. Ebenso verfügt aber auch der Mann nicht über seinen Leib, sondern die Frau. 5 Entzieht euch einander nicht, außer im gegenseitigen Einverständnis und nur eine Zeit lang, um für das Gebet frei zu sein! Dann kommt wieder zusammen, damit euch der Satan nicht in Versuchung führt, weil ihr euch nicht enthalten könnt. (1 Korinther 7,3-5)

Besonders Vers 4b würde in einer polygamen Beziehung zu Problemen führen.

Auch der Vergleich der Ehe mit der Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde (Epheser 5,25-29) passt nur zu einer Einehe.

Allerdings könnte man aus den Stellen, wo es um die Voraussetzungen für den Dienst eines „Aufsehers“ oder „Bischofs“ geht, entnehmen, dass es für einfache Christen möglich ist, mehrere Frauen zu haben.

Deshalb soll der Bischof untadelig, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, besonnen sein, von würdiger Haltung, gastfreundlich, fähig zu lehren; […] (1 Timotheus 3,2)

[…] wenn einer unbescholten und Mann einer einzigen Frau ist, mit gläubigen Kindern, die nicht unter dem Vorwurf der Liederlichkeit stehen oder ungehorsam sind. (Titus 1,6)

Hier wird von den Verantwortungsträgern erwartet, dass sie nur eine einzige Frau haben. Das meint natürlich keine Pflicht, verheiratet zu sein, wie es manchmal interpretiert wird, sondern besagt, dass sie höchstens eine Frau haben sollten. Aber auf den ersten Blick könnte man denken, dass normale Christen durchaus mehrere Frauen haben könnten.

Timotheus bzw. Titus sollten in neu entstandenen Gemeinden jeweils mehrere Älteste oder Vorsteher einsetzen. In diesen jungen Gemeinden, in denen viele zur annähernd gleichen Zeit gläubig geworden sind, sollten sie sehen, wer unter den jungen Gläubigen fähig ist, für andere mehr Verantwortung zu übernehmen. Wenn jemand schon mehrmals geheiratet hatte (hintereinander nach einer Scheidung), zeigte das, dass er in seinem alten Leben in der Partnerwahl nicht richtig entschieden hatte. Oder es konnte auch an seinem Fehlverhalten gelegen haben, dass mindestens eine Ehe gescheitert ist. Das sollte ein Indiz sein, dass dieser Mensch zwar als Bruder in der Gemeinde sein konnte, ohne dass er seine zweite Ehe aufgeben musste, da er die Zweitehe als Nichtchrist noch in der Unkenntnis der Unauflöslichkeit der Ehe geschlossen hatte. Aber es sollte ihm keine besondere Verantwortung zusätzlich zu der Verantwortung, die jeder Christ für seine Geschwister hat, übertragen werden. Darum wurde von den Verantwortungsträgern erwartet, dass sie in keiner Zweitehe nach einer Scheidung waren.

Die Einehe, die Jesus durch den Verweis auf die Schöpfungsordnung gelehrt hatte, wurde daher in der Gemeinde für alle, die nicht den Weg der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen (Matthäus 19,12) gingen, zur verbindlichen Praxis. Dieser Ehebund zwischen einem Mann und einer Frau währt das ganze Leben lang.

3 Im Koran

Und wenn ihr befürchtet, nicht gerecht hinsichtlich der Waisen zu handeln, dann heiratet, was euch an Frauen gut scheint, zwei, drei oder vier. Wenn ihr aber befürchtet, nicht gerecht zu handeln, dann (nur) eine oder was eure rechte Hand besitzt. Das ist eher geeignet, daß ihr nicht ungerecht seid. (Sure 4,3)

Die Erwähnung der Waisen am Beginn des Verses schließt an Vers 2 an, wo es um den Besitz der Waisen geht, der nicht verzehrt werden soll. Der Zusammenhang mit der Frage des Heiratens ist mit nicht klar. Auch der Tafsir hat dazu nichts zu sagen.

Im Vergleich zum Neuen Testament fühlt man sich in alttestamentliche Zeiten zurückversetzt, allerdings wird die Anzahl der Ehefrauen auf vier begrenzt. Zugleich wird die gerechte Behandlung aller Frauen betont. Wenn sich das jemand nicht zutraut, soll er nur eine Frau heiraten. Zusätzlich wird auch noch „was eure rechte Hand besitzt“ erlaubt. Das meint konkret Sklavinnen, die man zur Befriedigung seiner sexuellen Lüste benützen darf. Diese Erlaubnis gab es im Alten Testament zumindest nicht in diesem allgemeinen Ausmaß. Bei Sara und den Frauen Jakobs gab es den Fall, dass sie ihre Sklavinnen als eine Art „Leihmütter“ zur Verfügung gestellt haben. Kriegsgefangene Frauen konnten geheiratet werden, aber nicht als Sexsklavinnen gehalten werden. Mehr dazu hier.

Im Gegensatz dazu wird Muslimen im Koran sogar erlaubt, mit verheirateten Sklavinnen eine sexuelle Beziehung einzugehen.

Und (verboten sind euch) von den Frauen die verheirateten, außer denjenigen, die eure rechte Hand besitzt. (Sure 4,24a)

Die Beschränkung auf vier Ehefrauen galt allerdings nicht für Mohammed. Dem Propheten des Islam wurden durch Allah besondere Privilegien gewährt.

O Prophet, Wir haben dir (zu heiraten) erlaubt: deine Gattinnen, denen du ihren Lohn gegeben hast, das, was deine rechte Hand (an Sklavinnen) besitzt von dem, was Allah dir als Beute zugeteilt hat, die Töchter deiner Onkel väterlicherseits und die Töchter deiner Tanten väterlicherseits, die Töchter deiner Onkel mütterlicherseits und die Töchter deiner Tanten mütterlicherseits, die mit dir ausgewandert sind; auch eine (jede) gläubige Frau, wenn sie sich dem Propheten (ohne Gegenforderung) schenkt und falls der Prophet sie heiraten will: Dies ist dir vorbehalten unter Ausschluß der (übrigen) Gläubigen – Wir wissen wohl, was Wir ihnen hinsichtlich ihrer Gattinnen und dessen, was ihre rechte Hand (an Sklavinnen) besitzt, verpflichtend gemacht haben –, damit für dich kein Grund zur Bedrängnis bestehe. Und Allah ist Allvergebend und Barmherzig. (Sure 33,50)

Mohammed hatte das Sonderrecht, nicht an das Limit der übrigen Muslime gebunden zu sein.

Zusammenfassung

Die in der Schöpfungsordnung als Wille Gottes grundgelegte Einehe wurde im Laufe des Alten Bundes immer wieder verlassen. Jesus hat diesen Willen Gottes wieder ganz ans Licht gebracht. Seine Jünger praktizieren daher die Vielehe nicht. Mehr als 600 Jahre danach wurde im Koran der Wille Gottes ignoriert und die Vielehe wieder akzeptiert und zusätzlich der sexuelle Missbrauch von Sklavinnen gestattet. Die besonderen Privilegien, die sich der Prophet des Islam herausnahm, weisen ebenfalls darauf hin, dass die koranische Erlaubnis der Vielehe ihre Ursache allein in menschlichen Wünschen hat. Dazu passt auch eine mit sexueller Lust, aber ohne Verantwortung für den Ehepartner erfüllte Paradieseserwartung.

Wer den Willen Gottes tun will, folgt den Geboten Jesu, der keine Privilegien für sich wollte, sondern der sich in seiner Ehelosigkeit ganz den Menschen hingegeben hat. Seine Lehre stimmt mit dem Schöpfungswillen Gottes überein. Die Polygamie ist nicht der Wille Gottes.

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