… so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.

6 Und doch verkünden wir Weisheit unter den Vollkommenen, aber nicht Weisheit dieser Welt oder der Machthaber dieser Welt, die einst entmachtet werden. 7 Vielmehr verkünden wir das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes, die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung. 8 Keiner der Machthaber dieser Welt hat sie erkannt; denn hätten sie die Weisheit Gottes erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. (1 Korinther 2,6-8)

Paulus schrieb diese Verse an die Korinther im Zusammenhang mit der Bedeutung der Weisheit. Es sieht so aus, dass für manche in der Gemeinde von Korinth die griechische Weisheit zu wichtig war. Darum schrieb Paulus über die Unterscheidung zwischen der Weisheit Gottes und der Weisheit der Welt. Die göttliche Weisheit blieb den Machthabern dieser Welt, die gewiss keine Dummköpfe waren, fern. Die Machthaber, denen es um Reichtum und Macht ging, blieben die bleibenden Werte verschlossen. So konnten sie nicht erkennen, dass Gott die Erlösung der Menschen gerade dadurch schenken wollte, dass der Herr der Herrlichkeit, der als Retter zu uns kam, sich für unser Heil so tief erniedrigt hatte, dass er wie ein Machtloser wurde, der nach irdischen Maßstäben völlig der Willkür der Mächtigen ausgeliefert war. Den Stolzen bleibt der Wert der Demut verschlossen.

Ich möchte in diesem Artikel vor allem auf zwei Aspekte von 1 Korinther 2,8 hinweisen: (1) die Kreuzigung des Herrn der Herrlichkeit und (2) eine Schlussfolgerung für das Erlösungswerk.

1 Die Kreuzigung des Herrn der Herrlichkeit

Ich habe durch eine Auflistung verschiedener Bibelstellen in einem früheren Beitrag gezeigt, dass die Bezeichnung Jesu als Herrn der Herrlichkeit ein Hinweis auf seine Gottheit ist. Die alttestamentliche Referenzstelle ist Psalm 24,7-10:

7 Ihr Tore, hebt eure Häupter, hebt euch, ihr uralten Pforten, denn es kommt der König der Herrlichkeit! 8 Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Der HERR, stark und gewaltig, der HERR, im Kampf gewaltig. 9 Ihr Tore, hebt eure Häupter, hebt euch, ihr uralten Pforten, denn es kommt der König der Herrlichkeit! 10 Wer ist er, dieser König der Herrlichkeit? Der HERR der Heerscharen: Er ist der König der Herrlichkeit.

Doch wie ist es möglich, den Herrn der Herrlichkeit zu kreuzigen und zu töten? Kann man Gott töten? Wenn Jesus Gott war, wie konnte er am Kreuz sterben? Der unsterbliche Gott kann doch nicht getötet werden.

Jesus ist als Mensch am Kreuz gestorben. Für ihn als Mensch war der Tod genauso wie für jeden anderen Menschen. Doch hinsichtlich seiner Gottheit ist er nicht gestorben. Als Jesus einmal über seinen bevorstehenden Tod sprach, sagte er:

17 Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. 18 Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen. (Johannes 10,17-18)

Ein Mensch, der gestorben ist, kann sich sein Leben nicht wieder zurückholen. Seine Auferstehung ist allein Gottes Werk. Jesus aber sagte, dass er die Macht hat, es wieder zu nehmen. Das konnte er, weil er Gott war. Als Mensch war er dazu nicht in der Lage. Auch wenn Jesus „nur“ als Mensch gestorben ist, war er doch allezeit in einer untrennbaren Verbindung mit Gott, einerseits in Personeinheit mit dem ewigen Wort Gottes, das in ihm Mensch geworden ist, andererseits auch mit dem Vater, der ihm auch am Kreuz ganz nahe war.

Paulus konnte schreiben, dass sie den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt haben, weil es bei Jesus auch am Kreuz keine Trennung zwischen seiner göttlichen und seiner menschlichen Natur gab.

2 Eine Schlussfolgerung für das Erlösungswerk

Was wäre gewesen, wenn die Machthaber dieser Welt, womit im konkreten Fall die jüdischen Führer und Pontius Pilatus gemeint waren, die Weisheit Gottes erkannt hätten und Jesus nicht gekreuzigt hätten? Da diese Machthaber leider durch viele Sünden schon stark im Negativen geprägt waren, war in realistischer Betrachtung leider nicht damit zu rechnen, dass sie sich für Gottes Wirken geöffnet hätten. Aber es ist auch nicht möglich, dass die Erlösung mit der Bosheit mancher Menschen steht oder fällt. Es ist ja nicht die Bosheit von Judas, Kajaphas und Pilatus, die zur Erlösung nötig ist, sondern die Liebe Gottes, die er uns in der vollkommenen Hingabe seines Sohnes geschenkt hat. Gott braucht das Böse nicht, um Gutes zu tun, aber er kann aus dem Bösen Gutes machen. Wenn das Volk Israel und seine Führer der Stimme Gottes in Jesus gehorcht hätten, wäre Jesus nicht gekreuzigt worden. Die Erlösung wäre dann durch dieses Gute keinesfalls gescheitert. Wir können nicht wissen, wie Gott seine Geschichte mit den Menschen dann weitergeführt hätte. Es ist auch nicht unsere Aufgabe, darüber zu spekulieren. Aber dieser Gedanke kann hilfreich sein, zu erkennen, was das Wesentliche am Erlösungswerk ist.

Es geht keinesfalls darum, dass Gott ohne Strafe nicht vergeben kann und deswegen Jesus statt uns bestrafen musste, um uns gnädig unsere Sünden verzeihen zu können. In Jesus ist Gott in seiner Liebe auf uns zugekommen. Es ist seine Hingabe in Demut und Erniedrigung, die uns verändern kann und soll. Wenn wir ihm folgen, verändert er unser Wesen nach seinem Willen. So zeigt er nicht nur einen Ausweg aus den Sünden, sondern er bewirkt ihn allen, die ihm folgen die Änderung, die für die Gemeinschaft mit Gott notwendig ist.

Weil sich viele im Volk Israel und vor allem die Führer, denen ihre Macht und ihre Position wichtiger waren als Gottes Wille, vor dem Ruf Jesu nicht gebeugt haben, kam es so, wie es kam. Jesus starb einen Tod, den sonst Verbrecher starben. In den Augen der Menschen war er wie ein Verfluchter, ohne von Gott verflucht zu sein. Aber er brachte den Segen Gottes über Menschen aller Völker, die sich von ihm ein neues Leben in Heiligung schenken lassen.

Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2 Korinther 5,17)

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