Kampf ist euch vorgeschrieben

Vorgeschrieben ist euch zu kämpfen, obwohl es euch zuwider ist. Aber vielleicht ist euch etwas zuwider, während es gut für euch ist, und vielleicht ist euch etwas lieb, während es schlecht für euch ist. Allah weiß, ihr aber wißt nicht. (Sure 2,216)

Um was für einen Kampf geht es hier? Geht es um den Kampf gegen Sünde, um das Überwinden der eigenen schlechten Gewohnheiten, um einen geistlichen Kampf, wie der, von dem Paulus in Epheser 6,10-20 spricht?

Die Erklärung, die der Tafsīr Al-Qur’ān Al-Karīm zu dieser Stelle gibt, scheint in diese Richtung zu weisen:

Weil der Kampf euch von Allāh (t) vorgeschrieben ist, ist er damit ein Naturgesetz geworden, mit dem ihr leben müsst. obwohl dies von Natur unerträglich und widerwärtig ist. „Doch es mag sein, dass euch etwas widerwärtig ist, was gut für euch ist …“: Gemeint ist all das, was den Gläubigen zwangsweise auferlegt wurde; denn dieses ist ihrer Natur zuwider, obwohl ihre Rechtschaffenheit daran hängt und es die Grundlage für ihr Wohlergehen ist. „… und es mag sein, dass euch etwas lieb ist, was übel für euch ist“: Gemeint ist all das, was den Gläubigen untersagt wurde; denn dies ist es, was die Seele liebt und gern hat, obwohl sie dadurch zum Verderben geleitet wird; „mag sein“ heißt es deswegen, weil sich die Sache für die Seele ins Gegenteil kehrt, wenn sie sich übt. „Und Allāh weiß es, doch ihr wisst es nicht.“: Hierin liegt ein Hinweis darauf, dass die Bestimmungen Allāhs dem überwiegenden Wohlergehen folgen, auch wenn man dieses selbst nicht genau kennt.

Im Leben eines jeden Menschen gibt es verhasste Dinge, von denen er später feststellt, dass sie ihm doch Gutes gebracht haben. Auch findet er, dass manche scheinbaren Annehmlichkeiten ihm in Wirklichkeit Böses beschert haben. Es gibt viele Wünsche, denen man nachtrauert, wenn sie nicht in Erfüllung gehen, obwohl sich später gerade deren Nichterfüllung als Rettung Allāhs erweist. Und es gibt zahllose Heimsuchungen, die einem arg zusetzen, die sich jedoch schließlich als glückbringend herausstellten. Der Mensch sollte sich also Allāh (t) anvertrauen, weil Er das Verborgene kennt.

Doch scheuen sich die Erklärer, den Kampf genauer zu definieren.

Als ich das arabische Verb, das in diesem Vers für „kämpfen“ steht, sah, wurde ich als jemand, der nicht Arabisch kann, stutzig. Die Wurzel qtl bedeutet im Hebräischen „töten“, was auf eine ähnliche Bedeutung im Arabischen hinweisen könnte. Die Analyse von corpus.quran.com bestätigt diesen Verdacht. Das Wort wird je nach grammatischer Form mit „töten“ oder mit „kämpfen“ übersetzt. Die Form, die in Sure 2,216 verwendet wird, hat die Bedeutung „kämpfen“. Doch legt sich aus der Wortverwandtschaft nahe, dass es um tödlichen Kampf mit Waffen geht.

Dafür spricht auch der Zusammenhang mit dem folgenden Vers.

Sie fragen dich nach dem Schutzmonat, danach, in ihm zu kämpfen. Sag: In ihm zu kämpfen ist schwerwiegend. Aber von Allahs Weg abzuhalten – und Ihn zu verleugnen –, und von der geschützten Gebetsstätte (abzuhalten) und deren Anwohner von ihr vertreiben, ist (noch) schwerwiegender bei Allah. Und Verfolgung ist schwerwiegender als Töten. Und sie werden nicht eher aufhören, gegen euch zu kämpfen, bis sie euch von eurer Religion abgekehrt haben – wenn sie (es) können. Wer aber unter euch sich von seiner Religion abkehrt und dann als Ungläubiger stirbt –, das sind diejenigen, deren Werke im Diesseits und im Jenseits hinfällig werden. Das sind Insassen des (Höllen)feuers. Ewig werden sie darin bleiben. (Sure 2,217)

Auf den Seiten 108-109 des Tafsīr wird der Hintergrund dieses Verses erzählt. Es geht um Gefährten Mohammeds, die mit ihm aus Mekka ausgewandert waren, die in einem „Schutzmonat“, an dem nach dem damaligen Recht das Kämpfen verboten war, eine Karawane der Mekkaner überfallen haben, dabei getötet, geraubt und Gefangene gemacht haben. Nach der Überlieferung hat sich Mohammed deswegen geweigert, etwas von den geraubten Waren zu nehmen. Erst nachdem Allah den Vers 2,217 „herabgesandt“ hatte, war dieses Problem aus der Welt geschafft. Man sah den widerrechtlichen Raubüberfall auf Menschen, die sich im Schutzmonat sicher fühlten, als gerechtfertigte Rache für die Vertreibung Mohammeds und seiner Anhänger aus der Stadt.

Dieser Zusammenhang spricht klar dafür, dass auch in 2,216 der bewaffnete Kampf gemeint ist.

Es scheint so gewesen zu sein, dass manche Anhänger Mohammeds diesen bewaffneten Kampf nicht wollten. Deswegen mussten sie mit einem Wort Allahs überzeugt werden.

Wie anders hat sich Jesus verhalten! Bei der Gefangennahme Jesu geschah Folgendes:

51 Und siehe, einer von den Begleitern Jesu streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohepriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab. 52 Da sagte Jesus zu ihm: Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen. (Matthäus 26,51-52)

Paulus schrieb an die Römer:

19 Übt nicht selbst Vergeltung, Geliebte, sondern lasst Raum für das Zorngericht Gottes; denn es steht geschrieben: Mein ist die Vergeltung, ich werde vergelten, spricht der Herr. 20 Vielmehr: Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken; tust du das, dann sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt. 21 Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute! (Römer 12,19-21)

Der Kampf des Christen ist nicht ein Kampf mit Waffen, in dem es um Rache, Vergeltung und Eroberung geht. Es ist der Kampf um Heiligung im Sieg über die Sünde. Es ist ein Kampf im Gebet und in der Weitergabe des Evangeliums mit den Waffen der Wahrheit.

Geliebte, da ihr Fremde und Gäste seid in dieser Welt, ermahne ich euch: Gebt den irdischen Begierden nicht nach, die gegen die Seele kämpfen! (1 Petrus 2,11)

Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast! (1 Timotheus 6,12)

Ich bitte euch aber, Brüder, bei unserem Herrn Jesus Christus und bei der Liebe des Geistes: Kämpft mit mir in den Gebeten für mich vor Gott! (Römer 15,30)

3 Wir leben zwar in dieser Welt, kämpfen aber nicht mit den Waffen dieser Welt. 4 Die Waffen, die wir bei unserem Feldzug einsetzen, sind nicht irdisch, aber sie haben durch Gott die Macht, Festungen zu schleifen; mit ihnen reißen wir 5 alle hohen Gedankengebäude nieder, die sich gegen die Erkenntnis Gottes auftürmen. Wir nehmen alles Denken gefangen, sodass es Christus gehorcht. (2 Korinther 10,3-5)

Den Kampf, der zu Gott führt, lernen wir von Jesus, nicht von Mohammed.

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