Jesus, das Wort Gottes

1 Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. 2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. 4 In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. […] 14 Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. (Johannes 1,1-4.14)

Mit diesen Worten schreibt Johannes über den Kern der christlichen Botschaft. Er verwendet keine komplizierte Terminologie und kleidet das unbeschreibliche Geheimnis in einfache Worte.

Gott und sein ewiges Wort

Das „Wort“ war bereits im Anfang. Es hat keinen Anfang. Es ist anfangslos so wie Gott. Es ist ewig. Das Wort wird einerseits als „bei Gott“ seiend von Gott unterschieden. Andererseits wird es Gott genannt, nicht „ein Gott“ wie Jehovas Zeugen behaupten. Das Wort hat dasselbe göttliche Wesen wie Gott, der Vater, von dem es sich unterscheidet.

Es gibt nur einen Gott, nicht Gott und das Wort als Zweitgott. Das heißt, dass das Wort mit Gott, als dessen Wort es bei ihm ist, unzertrennbar in einem einzigen göttlichen Wesen verbunden ist.

Vers 3 beschreibt das Wort als den Schöpfer von allem. Alles ist durch das Wort geworden. Das Wort ist nicht das erste Geschöpf, das als Werkmeister vom Schöpfer beauftragt wurde, alles zu machen. Das Wort ist das ungeschaffene Wort Gottes, des Schöpfers.

Wir werden zurückverwiesen an den Schöpfungshymnus in Genesis 1, in dem achtmal vom schöpferischen Sprechen Gottes die Rede ist.

Wir finden das auch in Psalm 33:

Durch das Wort des HERRN wurden die Himmel geschaffen, ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes. […] Denn er sprach und es geschah; er gebot und da stand es. (Psalm 33,6.9)

Es gibt nur einen einzigen Schöpfer. Sein Wort, durch das er schafft, ist kein eigenständiges Wesen neben dem Schöpfer. Ein Wort existiert, weil es einen Sprecher gibt, der es spricht. Das Wort Gottes existiert, weil es von Gott gesprochen wird.

Weil Gott ewig ist, ist auch sein Wort ewig. Es ist kein Geschöpf, sondern ist die Selbstaussage Gottes, die nicht von ihm losgelöst werden kann. Es gibt Gott nicht ohne sein Wort. Da es in Gott keine Veränderung gibt, kann es ihn nicht zuerst ohne sein Wort gegeben haben, bis er sich entschloss, zu sprechen. Gottes Wort ist daher nicht an den Schöpfungsakt, der in der Zeit geschah, genauer gesagt, durch den die Zeit entstand, gebunden.

In Johannes 1,1 wird das Wort sachlich von Gott unterschieden, aber doch Gott genannt. Das weist darauf hin, dass der eine und einzige Gott von seinem Wesen her Gemeinschaft ist. Gott ist die Fülle. Gott ist Liebe (1 Johannes 4,8.16). Er ist Liebe seit Ewigkeit, nicht erst seit der Schöpfung, in der er seine Liebe den Geschöpfen zugewandt hat. Das ewige Wesen Gottes wird in seiner Schöpfung sichtbar, aber es ist nicht von der Schöpfung abhängig. Gottes ist Liebe unabhängig von der Schöpfung. Das ist möglich, weil er in seinem inneren Wesen Gemeinschaft ist. Deswegen ist in der Bibel viel öfter von Vater und Sohn die Rede als von Gott und seinem Wort. Das Bild von Vater und Sohn ist besser geeignet, die Beziehung der Liebe auszudrücken. Ebenso wie das Bild vom Wort drückt es die Ursprungsbeziehung aus, nämlich dass der Sohn vom Vater ausgeht und nicht umgekehrt. Andererseits birgt das Bild von Vater und Sohn die Gefahr, dass man an zwei unabhängige Wesen denkt. Unsere Sprache ist von unserer geschöpflichen Wirklichkeit geprägt und gelangt, wenn es um Gott geht, an ihre Grenzen. Das Endliche ist nur bedingt geeignet, das Unendliche auszudrücken.

Und das Wort ist Fleisch geworden.

Das ist das große Wunder. Gottes Wort wirkt nicht nur in der Erschaffung und Erhaltung der Welt. Durch die Menschwerdung seines Wortes ist Gott selbst in diese geschaffene Welt gekommen. In seiner Liebe wollte Gott seinen vernunft- und geistbegabten Geschöpfen, den Menschen, besonders nahe kommen. Gott hat die Menschen „als sein Bild“ geschaffen (Genesis 1,26-27). Das schließt auch ein, dass er uns als Beziehungswesen geschaffen hat. Der Mensch verwirklicht sich in Beziehungen, in Beziehungen zu Mitmenschen, aber auch in der Beziehung zu Gott, der Quelle des Lebens und der Liebe.

Wenn Gottes ewiges Wort Mensch wird, gewinnt die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen eine neue Qualität. Der Allmächtige war sich nicht zu schade, als kleiner, schwacher Mensch bei seinen Geschöpfen zu sein, um sie Liebe, Demut, Hingabe zu lehren. Die Größe Gottes wird nicht nur in seiner alles überwältigenden Macht sichtbar, in der er ein Universum unvorstellbarer Größe aus dem Nichts geschaffen hat. Die Größe Gottes zeigt sich auch darin, dass er ganz klein geworden ist. Das ist für einen Menschen, der gewohnt ist, nur in Kategorien der Macht und Stärke zu denken, unvorstellbar. Aber das war auch ein Grund, warum Gott für uns so klein geworden ist. Er wollte uns zeigen, dass seine Maßstäbe anders sind als die der Menschen.

Die Menschen die für Gottes Wirken offen waren, so wie Johannes, haben in diesem schwachen Menschen, der letztlich zu Tode gequält wurde, die Herrlichkeit Gottes gesehen.

[…] und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. (Johannes 1,14)

Diese göttliche Herrlichkeit wurde in seinen Wundern sichtbar. Aber sie zeigte sich auch in seinem Leiden und seiner Auferstehung. Darum sagte Jesus am letzten Abend vor seinem Tod:

Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen und er wird ihn bald verherrlichen. (Johannes 13,31b-32)

Jesus hat durch seinen Gehorsam und seine Liebe bis in den Tod hinein Gott in sich selbst verherrlicht. Er hat ihm alle Ehre gegeben. Durch die Auferstehung hat Gott dann seinen Sohn verherrlicht. Er hat verwirklicht, worum Jesus ihn am selben Abend im Gebet in Gegenwart seiner Jünger gebeten hat:

Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. Jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war! (Johannes 17,4-5)

Diese Herrlichkeit bringt Frucht in den Jüngern Jesu. Sie führt sie zur Einheit (Johannes 17,22). Sie werden nach dem Vorbild Jesu verwandelt.

Wir alle aber schauen mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel und werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn. (2 Korinther 3,18)

Gott hat uns nach seinem Bild geschaffen. Wir haben durch unsere Sünden dieses kostbare Bild Gottes entstellt. Darum ist Gottes Wort Mensch geworden, dass wir in ihm Gottes Herrlichkeit sehen und wieder zu dem Bild Gottes werden, das wir nach dem Willen unseres Schöpfers sein sollten. Unser Ziel ist Gottes Herrlichkeit.

Krönender Abschluss der Offenbarung

Wenn Gott nicht nur durch Propheten spricht, sondern Gottes Wort selbst in einem Menschen auf die Erde kommt, dann ist das der Höhepunkt und Abschluss der Offenbarung Gottes. Mehr kann es nicht geben, als dass Gottes Wort selbst zu den Menschen spricht.

Vielfältig und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; am Ende dieser Tage hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben von allem eingesetzt, durch den er auch die Welt erschaffen hat. (Hebräer 1,1-2)

Durch sein Wort, seinen Sohn Jesus Christus, hat Gott alles gesagt, was er sagen wollte. Was die Jünger vor dem Tod Jesu noch nicht verstanden haben, hat er ihnen bald danach durch den Heiligen Geist verdeutlicht (Johannes 16,12-15).

Ein neuer Prophet mit einer neuen Offenbarung in nachapostolischer Zeit ist daher nicht möglich. Wenn das Wort Gottes selber auf der Erde gesprochen hat, kann nicht das durch einen Engel vermittelte Wort irgendetwas abändern.

Nachwirkungen im Koran

Obwohl Mohammed diesem Grundsatz widersprochen hat und das Kernstück des christlichen Glaubens unter den Fluch Allahs gestellt hat (Sure 9,30), finden wir im Koran noch Bruchstücke der durch Jesus erfolgten Offenbarung. So wird Jesus an folgenden Stellen als Wort Gottes bezeichnet:

Als die Engel sagten: „O Maryam, Allah verkündet dir ein Wort von Ihm, dessen Name al-Masih ‚Isa, der Sohn Maryams ist, angesehen im Diesseits und Jenseits und einer der (Allah) Nahegestellten. (Sure 3,45)

O Leute der Schrift, übertreibt nicht in eurer Religion und sagt gegen Allah nur die Wahrheit aus! al-Masih ‚Isa, der Sohn Maryams, ist nur Allahs Gesandter und Sein Wort, das Er Maryam entbot, und Geist von Ihm. […] (Sure 4,171a)

Möglicherweise zählt auch diese Stelle dazu:

Das ist ‚Isa, der Sohn Maryams: (Es ist) das Wort der Wahrheit, woran sie zweifeln. (Sure 19,34)

In 4,171 wird zwar abschwächend gesagt, dass Jesus nur der Gesandte Gottes und sein Wort und ein Geist von ihm ist. Auch wird im zweiten Teil des Verses gegen die Trinität und die Gottessohnschaft Jesu polemisiert. Aber was kann es mehr geben, als dass jemand das Wort des ewigen Gottes ist? Es scheint, dass Mohammed weder verstanden hat, was die Gottessohnschaft Jesu bedeutet, noch was die volle Tragweite des Begriffes „Wort Gottes“ ist. Denn Gottes Wort ist ewig und unabänderlich.

Vielleicht hat Gott zugelassen, dass diese Splitter der biblischen Wahrheit im Koran zu finden sind, um dadurch aufrichtigen Muslimen Gedankenanstöße zu liefern, den Schöpfer der Welt und sein ewiges Wort, Jesus Christus, zu erkennen.

Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes. (Johannes 6,68-69)

Eine weitere Annäherung an dieses Thema mit etwas anderen Gedanken findest du hier.

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