Fragen zu Marienerscheinungen

Der Glaube, dass Maria, die Mutter Jesu, immer wieder erschienen ist oder auch weiterhin erscheint, ist für manche Katholiken ein wichtiges Element ihrer Frömmigkeit. Von den zahlreichen behaupteten Erscheinungen sind nur wenige offiziell anerkannt worden.1 Doch haben besonders die Erscheinungen von Lourdes und Fatima für viele Katholiken eine hohe Bedeutung.

Da ich selber mit dem Glauben an Marienerscheinungen aufgewachsen bin, habe ich immer wieder über diese Phänomene nachgedacht. Ich habe mich auf dieser Website schon mit manchen spezifischen Details der Erscheinungen von La Salette, Lourdes und vor allem Fatima beschäftigt. In diesem Beitrag möchte ich dazu einladen, einigen nicht so oft gestellten, aber meines Erachtens grundsätzlichen Fragen im Zusammenhang mit den Marienerscheinungen nachzugehen, um diese im Licht der Bibel zu prüfen.

1 Spricht Gott durch Erscheinungen von Heiligen oder Gläubigen der Vergangenheit?

Wenn Gott in den letzten 200 bis 300 Jahren immer wieder durch Maria zu den Menschen gesprochen hat, sollten wir da nicht auch Beispiele dafür finden, dass Gott auch in biblischer Zeit Gläubige oder Propheten der Vergangenheit erscheinen ließ, um durch sie den Menschen seinen Willen mitzuteilen? Mir sind dazu folgende Beispiele eingefallen:

1.1 Mose und Elija bei der Verklärung Jesu

Wir lesen in Matthäus 17,1-8; Markus 9,2-8 und Lukas 9,28-36, dass Mose und Elija erschienen sind, als Jesus auf wunderbare Weise vor seinen Jüngern Petrus, Johannes und Jakobus verwandelt worden sind.

28 Es geschah aber: Etwa acht Tage nach diesen Worten nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. 29 Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß. 30 Und siehe, es redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; 31 sie erschienen in Herrlichkeit und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. 32 Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. 33 Und es geschah, als diese sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte. 34 Während er noch redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie aber fürchteten sich, als sie in die Wolke hineingerieten. 35 Da erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. 36 Während die Stimme erscholl, fanden sie Jesus allein. Und sie schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem von dem, was sie gesehen hatten. (Lukas 9,28-36)

Mose und Elija waren in dieser Vision ganz auf Jesus ausgerichtet. Sie sprachen mit ihm über sein Ende (wörtlich: seinen Ausgang) in Jerusalem. Sie haben dadurch gezeigt, dass das Leiden und der Tod Jesu in Übereinstimmung mit dem Gesetz (Mose) und den Propheten (Elija) sind. Jesus ist die Erfüllung des Alten Bundes.

Die Jünger waren nicht direkt involviert oder Empfänger einer von Mose und Elija übermittelten Botschaft. Sie waren aber Zeugen dieses Geschehens und:

Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden […] (2 Petrus 1,19a)

Aber anders als bei den bekannten Marienerscheinungen haben Mose und Elija keine Botschaft an die Jünger gehabt, die diese den Menschen weitergeben sollten.

1.2 Samuel ist Saul erschienen.

In 1 Samuel 28,3-25 lesen wir über eine Begebenheit, in der König Saul am Vorabend einer Schlacht gegen die Philister eine Totenbeschwörerin aufgesucht hat, weil Gott ihm nicht mehr geantwortet hat.

6 Da befragte Saul den HERRN, aber der HERR gab ihm keine Antwort, weder durch Träume noch durch die Losorakel noch durch die Propheten. 7 Daher sagte Saul zu seinen Dienern: Sucht mir eine Frau, die Gewalt über einen Totengeist hat; ich will zu ihr gehen und sie befragen. (1 Samuel 28,6-7a)

Saul bat die Frau, Samuel heraufsteigen zu lassen. Der Erzählung zufolge ist Samuel auch erschienen, hat aber Saul nur das Gericht angekündigt (1 Samuel 28,15-19).

In der Bibel wird das Verhalten Sauls nicht gutgeheißen. Das erste Wort Samuels an Saul war:

Warum hast du mich aufgestört und mich heraufsteigen lassen? (1 Samuel 28,15)

Nach der Deutung mancher Kirchenväter und auch späterer Ausleger ist nicht Samuel erschienen, sondern ein Dämon. Auch wenn es nicht so war, handelte es sich um ein eigenwilliges Vorgehen des von Gott verlassenen Königs Saul. Es war nicht so, dass Saul durch Samuel eine Botschaft anvertraut wurde, die Gott durch ihn den Menschen vermitteln wollte.

1.3 Die verstorbenen Heiligen beim Tod Jesu

Nur bei Matthäus lesen wir im Zusammenhang mit dem Tod Jesu:

52 Die Gräber öffneten sich und die Leiber vieler Heiligen, die entschlafen waren, wurden auferweckt. 53 Nach der Auferstehung Jesu verließen sie ihre Gräber, kamen in die Heilige Stadt und erschienen vielen. (Matthäus 27,52-53)

Ich werde mich hier nicht mit den unterschiedlichen Deutungen dieser etwas rätselhaften Stelle beschäftigen. Ich verstehe diese Stelle so, dass auch die vor Jesus gestorbenen Gerechten (die „Heiligen“) nur durch Jesus erlöst sind. Darum wurden sie bei seinem Tod, dem Höhepunkt seines Erlösungswerks, auferweckt. Erschienen sind sie aber erst nach der Auferstehung Jesu, da Jesus der „Erste der Entschlafenen“ (1 Korinther 15,20) ist. Diese Erscheinungen, welcher Art auch immer sie gewesen sein mögen, waren ein ergänzendes Zeugnis für die Auferstehung Jesu und dadurch von anderer Art als die Marienerscheinungen der Neuzeit. Sie stehen ganz im Kontext des Todes und der Auferstehung Jesu.

1.4 Lazarus im Gleichnis vom reichen Prasser

Im Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus (Lukas 16,19-31) bittet der Reiche, der in der Unterwelt bestraft wurde, Abraham, dass er Lazarus zu seinen Brüdern sende.

27 Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! 28 Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. 29 Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. 30 Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. 31 Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht. (Lukas 16,27-31)

Anders als in den zuvor genannten Beispielen geht es hier um eine Nicht-Erscheinung. Der Reiche bittet Abraham, Lazarus zu seinen Brüdern zu senden, um sie zu warnen, damit sie nicht an den Ort der Qual kommen. Doch Abraham weist diese Bitte zurück. Die Brüder des Reichen haben Mose und die Propheten. Auf diese sollen sie hören.

Die Bitte des Reichen erinnert an die Botschaft mancher Marienerscheinungen, in denen vor der Hölle gewarnt wurde. In Fatima hat die Erscheinung den Seherkindern sogar einen Blick in die Hölle werfen lassen (mehr dazu hier).

Jesus hat im Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus darauf hingewiesen, dass die Heilige Schrift (Mose und die Propheten) ausreicht. Irgendwelche besondere Erscheinungen helfen nicht, wenn sich ein Mensch dem Ruf Gottes, den er in der Heiligen Schrift findet, verschließt.

Aus dem Zeugnis der Bibel finden wir also kein den späteren Marienerscheinungen entsprechendes Beispiel. Das Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus weist uns sogar in eine entgegengesetzte Richtung.

2 Die Aufgabe Marias in der Heilsgeschichte

Wenn wir uns mit Marienerscheinungen beschäftigen, stellt sich auch die Frage, warum es ausgerechnet Maria, die Mutter Jesu, ist, die immer wieder erscheint. Welche Aufgabe hat Maria im Heilsplan Gottes?

2.1 Die Mutter des Erlösers

Das meiste, was wir über Maria in der Bibel lesen, steht im Zusammenhang mit der Geburt und der Kindheit Jesu. Es war sehr wichtig, dass die Mutter Jesu eine gläubige Frau war, die durch ein vorbildhaftes gottgefälliges Leben die bestmögliche Hilfe für ihren Sohn sein konnte.

Wir dürfen Gott für sein Wirken an Maria danken und ihn für all das Große, das er an ihr getan hat (Lukas 1,49), loben.

Maria hat sich ganz für Gottes Wirken geöffnet. Sie war bereit, die Schmach auf sich zu nehmen, von anderen wie eine unmoralische Frau verachtet zu werden. Sie hat ihrem Sohn, der Gottes großes Geschenk an uns ist, ihre ganze Liebe geschenkt. Maria hat die ihr von Gott anvertraute Aufgabe zu seiner Ehre gut erfüllt.

Während des öffentlichen Wirkens Jesu blieb Maria weitgehend im Hintergrund. Das letzte aus ihrem Mund überlieferte Wort lenkt uns zu ihrem Sohn:

Was er euch sagt, das tut! (Johannes 2,5b)

Sie war Jesus bis zu seinem Tod treu und stand bei seinem Kreuz (Johannes 19,25-27). Jesus hat kurz vor seinem Tod für seine Mutter gesorgt und sie seinem Jünger Johannes anvertraut. Doch ist weder in der Bibel noch in der frühkirchlichen Überlieferung davon die Rede, dass Jesus Maria zur Mutter der Kirche oder der ganzen Welt gemacht hätte. Mehr dazu hier und hier.

2.2 Maria in der Kirche

Nach der Auferstehung Jesu begegnet uns Maria im Kreise der Jünger.

13 Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus. 14 Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern. (Apostelgeschichte 1,13-14)

Das ist die letzte Erwähnung Marias in der Bibel. Weder in der Apostelgeschichte noch in den Briefen der Apostel wird über ihren Dienst in der Gemeinde geschrieben. Wir dürfen annehmen, dass sie ihr Leben ganz in den Dienst der Jünger gestellt hat. Es wird aber nicht berichtet, dass sie bei wichtigen Entscheidungen in besonderer Weise herangezogen worden wäre. Als demütige Frau hat sie ihren Platz im Kreis der Jünger gefunden, wo sie bis zu ihrem Heimgang zum Vater blieb.

Auch das Buch der Offenbarung spricht nicht von ihr. Die Frau in Offenbarung 12,1 symbolisiert das Volk Gottes. Die Deutung auf Maria stammt aus einer späteren Zeit und passt auch nicht in den Zusammenhang. Mehr dazu in diesem Beitrag.

Wir können der Bibel also nicht entnehmen, dass Maria in der Gemeinde eine besondere Aufgabe der Ermahnung oder der Warnung gehabt hätte. Warum sollte sie Jahrhunderte später eine derartige Aufgabe erhalten haben?

3 Privatoffenbarungen?

In Jesus Christus ist das ewige Wort Gottes Mensch geworden. In ihm hat Gott direkt zu uns gesprochen.

1 Vielfältig und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; 2 am Ende dieser Tage hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben von allem eingesetzt, durch den er auch die Welt erschaffen hat. (Hebräer 1,1-2)

Die Schriften des Neuen Testaments sind das Zeugnis für diesen abschließenden Höhepunkt der Offenbarung Gottes. Bis zum zweiten Kommen Jesu sind keine neuen Offenbarungen Gottes mehr zu erwarten. Dem widerspricht nicht, dass Gott durch seinen Geist für konkrete Situationen Weisungen geben kann. Doch die „allgemeine“ Offenbarung des Heilsweges Gottes ist abgeschlossen.

Das ist auch die Lehre der katholischen Kirche. So hat das Zweite Vatikanische Konzil gelehrt:2

Er (Jesus) ist es, der durch sein ganzes Dasein und seine ganze Erscheinung, durch Worte und Werke, durch Zeichen und Wunder, vor allem aber durch seinen Tod und seine herrliche Auferstehung von den Toten, schließlich durch die Sendung des Geistes der Wahrheit die Offenbarung erfüllt und abschließt und durch göttliches Zeugnis bekräftigt, daß Gott mit uns ist, um uns aus der Finsternis von Sünde und Tod zu befreien und zu ewigem Leben zu erwecken.
Daher ist die christliche Heilsordnung, nämlich der neue und endgültige Bund, unüberholbar, und es ist keine neue öffentliche Offenbarung zu erwarten vor der Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus in Herrlichkeit (vgl 1 Tim 6,14 und Tit 2,13).

Darum werden Marienerscheinungen als Privatoffenbarungen betrachtet.3

Vorweg bleibt zu betonen, daß alle Marienerscheinungen zur Kategorie der Privatoffenbarungen gehören, die keine nachträgliche Ergänzung der göttlichen, mit Christus abgeschlossenen und der Kirche anvertrauten Offenbarung darstellen und daher keinen Gläubigen zur Annahme verpflichten, es sei denn den oder die Empfänger einer entsprechenden Botschaft, die ihnen zur Weitergabe aufgetragen wurde oder ihr persönliches Verhalten betrifft.

Nun aber richten sich gerade die bekannteren Erscheinungen nicht nur unmittelbar an die Seher, sondern enthalten eine Botschaft, die eine viel größere Anzahl an Menschen, ja sogar die ganze Welt, betrifft.

So sagte die Erscheinung von La Salette den beiden Kindern:

Also, Kinder, teilt dies meinem ganzen Volk mit. (Quelle)

Auch die Botschaften von Lourdes und Fatima betrafen nicht nur die Seher direkt. Die Erscheinung von Fatima verlangte, dass in der ganzen Welt die „Andacht zu ihrem Unbefleckten Herzen“ begründet würde.

Ihr habt die Hölle gesehen, wohin die Seelen der armen Sünder kommen. Um sie zu retten, will Gott in der Welt die Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen begründen. (Quelle)

Gott rettet uns vor der Hölle durch den Glauben an seinen Sohn Jesus Christus:

Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. (Johannes 3,16)

Die Erscheinung von Fatima wollte weltweit die Andacht zu ihrem Unbefleckten Herzen begründen, um dadurch die Menschen vor der Hölle zu retten. Ist das nicht ein neuartiger Heilsweg? Eine „Privatoffenbarung“ für die ganze Welt?

4 Erwecken von Gott gewirkte Offenbarungen den Verdacht, von Satan zu kommen?

Bei manchen Marienerscheinungen hatten die Seher den Verdacht, dass die Erscheinung satanischen Ursprungs war. So hatte Lucia da Santos, die älteste Seherin von Fatima, den Gedanken, dass die Erscheinungen vom Teufel kommen könnten. Das Gegenargument von Jacinta, einer anderen Seherin, war4:

Es ist sicher nicht der Teufel! Nein! Man sagt, der Teufel sehe sehr häßlich aus und sei unter der Erde in der Hölle. Und diese Frau war so schön, und wir sahen sie zum Himmel auffahren!

Näheres dazu im Beitrag: Die Seherkinder von Fatima und der Teufel.

Auch in Medjugorje gab es anfangs den Gedanken, dass die Erscheinung vom Teufel gekommen sei. Am 25. Juni 1981 bespritzte Vicka, eines der Kinder, die Erscheinung mit Weihwasser und sagte: „Wenn du der Teufel bist, geh weg von hier im Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes!“ Die Frau sagte, sie sollen sich nicht fürchten, sie sei die „Gospa“, die „Königin des Friedens“. (Quelle)

Bei keiner einzigen der zahlreichen Visionen, von denen wir in der Bibel lesen, hatte jemand den Gedanken, dass die Vision teuflischen Ursprungs sein könnte. Wenn Gott spricht, spricht er klar.

Es gibt aber, wenn auch nicht im Zusammenhang von Erscheinungen, sondern als Warnung vor falschen Lehrern den Satz von Paulus:

14 Kein Wunder, denn auch der Satan tarnt sich als Engel des Lichts. 15 Es ist also nicht erstaunlich, wenn sich auch seine Diener als Diener der Gerechtigkeit tarnen. Ihr Ende wird ihren Taten entsprechen. (2 Korinther 11,14-15)

Wenn die Seherkinder in Gedanken mit der Möglichkeit einer satanischen Erscheinung gerechnet haben, spricht das gegen den göttlichen Ursprung dieser Vision.5 Gottes Wirken erweckt nicht den Anschein satanischen Ursprungs.

5 Ausdruck geistlicher Erfahrungen?

Norbert Baumert schrieb im Zusammenhang von 2 Korinther 3:6

Wenn Gott ihnen neu entgegenkommt, vielleicht noch menschlicher und noch demütiger, als sie es bisher gelernt oder kennengelernt haben, dann kann die ‚theologische Vernunft‘ genauso auch christlichen ‚Schriftgelehrten‘ zum Hindernis werden, Gott tiefer zu begegnen (weil sie es ja schon ‚wissen‘). Dieses Problem durchzieht die ganze Kirchengeschichte. In den letzten zweihundert Jahren gibt es zahlreiche Beispiele dafür, daß geistliche Erfahrungen einfacher Menschen (darunter auch Marienerscheinungen vor Kindern) von Priestern, Theologen und Bischöfen zurückgewiesen wurden, weil sie in ihrer Art ‚der Würde Gottes nicht entsprächen‘.

Er schreibt das in Bezug auf die Hülle, die bei den Juden beim Lesen des Alten Bundes liegt (2 Korinther 3,14-15) und sieht eine Parallele zu Theologen, die sich in ihrer „theologischen Vernunft“ den geistlichen Erfahrungen einfacher Menschen verschließen.

Dass theologische Bildung ohne Gottesfurcht oft ein großes Hindernis zum geistlichen Verständnis war und ist, steht außer Zweifel. Doch sind echte geistliche Erfahrungen auch einfacher Menschen immer in Übereinstimmung mit Gottes Offenbarung, wie sie von Jesus Christus und den Aposteln gelehrt wurde. Es geht hier nicht um die „Würde Gottes“. Gott hat es nicht unter seiner Würde gesehen, seinen Sohn als in Knechtsgestalt zu senden, in der er den schmachvollen Tod am Kreuz erleidet. Es ist auch nicht unter der Würde Gottes, wenn er seine Botschaft an Kinder richtet, auch wenn mir aus der Bibel nur ein Beispiel dafür bekannt ist (der junge Samuel in 1 Samuel 3,3-14). Bei den Marienerscheinungen geht es um ein neuartiges Phänomen (dass Gott eine Gläubige der Vergangenheit als Offenbarerin erscheinen lässt), das es weder in der Bibel noch unter den frühen Christen gab, verbunden mit Inhalten, die der Bibel fremd sind (neue und unbiblische Lehren wie die der Unbefleckten Empfängnis). Gott widerspricht sich nicht.


Alle in diesem Beitrag behandelten Punkte zeigen, dass die „Marienerscheinungen“ nicht der biblischen Überlieferung entsprechen. Sie sind nicht von Gott gewirkt. Es ist daher auch nicht die Mutter Jesu, die von den Sehern gesehen wurde.

Gottes Wille ist klar geoffenbart. Gott hat in der Bibel alles gesagt, was wir für unser Heil brauchen.

Geliebte, da es mich sehr drängte, euch über unsere gemeinsame Rettung zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit diesem Brief zu ermahnen: Kämpft für den Glauben, der den Heiligen ein für alle Mal übergeben ist! (Judas 3)


  1. Laut Robert Ernst, Lexikon der Marienerscheinungen, Walhorn 1985, soll es seit dem 3. Jahrhundert bis 1983 insgesamt 642 Marienerscheinungen gegeben haben. (Nach Georg Söll, Die Marienerscheinungen im 19. und 20. Jahrhundert, in: Anton Ziegenaus (Hrsg.), Marienerscheinungen, Regensburg 1995, S.24.) 
  2. Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung (1965) in: Josef Neuner – Heinrich Roos, Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung, 13. Auflage, Regensburg 1971, S. 64, Nr. 80. 
  3. in: Georg Söll, Die Marienerscheinungen im 19. und 20. Jahrhundert, in: Anton Ziegenaus (Hrsg.), Marienerscheinungen, Regensburg 1995, S.14. 
  4. Schwester Lucia spricht über Fatima. Erinnerungen der Schwester Lucia, 9. Auflage, Fatima 2007, S. 91-93. 
  5. Interessanterweise hatte Mohammeds Frau Gedanken, dass die Erscheinung, die ihr Mann hatte, vom Satan kommen könnte. Nachdem sich Mohammed auf den Schoß Chadidschas gesetzt hatte und diese den Schleier abgenommen hatte, worauf die Erscheinung verschwunden war, war sie sich sicher, dass ihm ein Engel und kein Satan erschienen war. (Das Leben Mohammeds nach Mohammed Ibn Ishak bearbeitet von Abd el-Malik Ibn Hischam, aus dem Arabischen übersetzt von Dr. Gustav Weil, 1. Band, Stuttgart 1864, S. 115-116.) 
  6. Norbert Baumert, Mit dem Rücken zur Wand. Übersetzung und Auslegung des zweiten Korintherbriefes, Würzburg 2008, S. 73. 

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