Wenn mein Volk sich nicht unterwerfen will, bin ich gezwungen, den Arm meines Sohnes fallen zu lassen. Er lastet so schwer, dass Ich ihn nicht länger stützen kann. So lange schon leide ich um euch! Wenn ich will, dass mein Sohn euch nicht verlässt, muss ich ihn unablässig für euch bitten.
Diese Worte hörten ihrem Bericht zufolge am 19. September 1846 zwei Hirtenkinder, der elfjährige Maximin Giraud und die fünfzehnjährige Melanie Calvat in den Bergen oberhalb des Dorfes La Salette in den französischen Alpen. Sie hörten diese Worte aus dem Mund einer „schönen Dame“, die ihnen erschienen war.
Die beiden Kinder sahen eine Feuerkugel, die wie die Sonne leuchtete, und darin immer deutlicher eine frauliche Gestalt, die auf einem Steinblock saß, das Gesicht in den Händen vergraben hielt und weinte. Lange stehen die Kinder erschrocken da, dann erhob sich die Gestalt und lud die beiden zu sich:
Kommt näher, Kinder, habt keine Angst! Ich bin hier, um euch eine große Botschaft mitzuteilen.
Sie kündigte eine Hungersnot an, die ihren Grund darin hatte, dass die Menschen am Sonntag arbeiteten und viel fluchten. Im Detail kann das in diesem Artikel im Ökumenischen Heiligenlexikon nachgelesen werden.
Fünf Jahre später, im Jahr 1851, anerkannte der Bischof von Grenoble die Echtheit der Erscheinungen und ordnete den Bau eines Sanktuariums am Erscheinungsort an.
Ich beschäftige mich hier nicht mit der Frage der Echtheit dieser Erscheinung, sondern mit dem Inhalt der eingangs zitierten Botschaft, dass Maria den Arm ihres Sohnes fallen lassen kann.
Es geht hier offensichtlich um den strafenden Arm Jesu, der von seiner Mutter noch zurückgehalten werden kann. Jesus will strafen. Maria stützt seinen Arm und muss ihn unablässig für die Menschen bitten, damit er sie nicht verlässt.
Welches Bild wird hier von Jesus gezeichnet? Jesus ist der strenge Richter und Maria ist seine barmherzige Mutter, die mit all ihrem Einsatz Jesus noch zurückhalten kann.
Die Bibel stellt uns Jesus als den vor, der aus Liebe einer von uns wurde, der sich bis zum Tod am Kreuz erniedrigt hat (vergleiche Philipper 2,6-11).
Jesus ruft den Menschen zu:
28 Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. 29 Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. 30 Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. (Matthäus 11,28-30)
Jesus ist der Hohepriester, der sich beständig für die Seinen einsetzt:
Darum kann er auch die, die durch ihn vor Gott hintreten, für immer retten; denn er lebt allezeit, um für sie einzutreten. (Hebräer 7,25)
Er ist auch der Hohepriester, der mit unseren Schwächen mitfühlt, weil er selber versucht worden ist:
15 Wir haben ja nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte mit unseren Schwächen, sondern einen, der in allem wie wir versucht worden ist, aber nicht gesündigt hat. 16 Lasst uns also voll Zuversicht hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit! (Hebräer 4,15-16)
Weil er unser einziger Mittler ist (1 Timotheus 2,5), kann Maria bei aller Wertschätzung ihrer Person nicht unsere Mittlerin sein.
Es ist richtig, dass Jesus auch der Richter der Welt ist (z. B.: Matthäus 25,31-46). Wenn er richtet, ist sein Gericht gerecht. Da gibt es keine Milderung wegen des Einschreitens seiner Mutter. Jesus kennt jeden Menschen durch und durch und er ruft jeden Menschen zur Umkehr. Er hat sich für alle Menschen vollkommen hingegeben. Seine Liebe bewirkt die Liebe seiner Jünger. Deshalb kann auch die Liebe und Barmherzigkeit Marias die vollkommene Liebe Jesu nicht übersteigen.
Wenn die katholische Kirche eine Erscheinung als echt anerkennt, die ein falsches Bild von Jesus und seiner Mutter verkündet, ist offenkundig, dass nicht nur diese Erscheinung nicht von Gott kommt, sondern auch, dass dieser „Kirche“ das geistliche Unterscheidungsvermögen fehlt.
Wer Jesus wirklich kennenlernen will, findet ihn in der Bibel, in seinen eigenen Worten und in der Lehre der Apostel.