Alles für Allah

162 Sag: Gewiß, mein Gebet und mein (Schlacht)opfer, mein Leben und mein Sterben gehören Allah, dem Herrn der Weltenbewohner. 163 Er hat keinen Teilhaber. (Sure 6,162-163)

Mohammed wird an dieser Stelle aufgefordert, sich selbst ganz seinem Gott anzuvertrauen. Aus dem Schlussteil von Vers 163 wird klar, dass hier nur Mohammed gemeint ist. Denn er soll sagen:

Dies ist mir befohlen worden, und ich bin der erste der (Ihm) Ergebenen. (Sure 6,163b)

Der Erste kann nur einer sein. Es muss sich wohl um den im Vers angesprochenen Propheten des Islams handeln.

Ich nehme an, dass jeder ernsthafte Muslim sich mit Vers 162 und 163a identifizieren kann oder möchte.

Was heißen diese Punkte konkret? Als Nichtmuslim habe ich nicht den Einblick in die Praxis des Islams, wie sie ein Muslim hat. Aber ich versuche mich mit dem, was ich aus dem Koran und über den Islam weiß, der Sache anzunähern und sie auch aus biblischer Perspektive zu beleuchten.

Dass das Gebet nur dem höchsten Gott gelten darf, ist klar. Es gibt ja nur einen Gott. Nur an ihn soll sich das Gebet richten. Doch ist das Gebet ein Pflichtritual, das einem Gläubigen relativ genau vorgeschrieben ist? Die Anzahl der Gebete, die zu sprechenden Worte, die unterschiedlichen Körperhaltungen und auch die Gebetsrichtung, all das ist einem Muslim vorgeschrieben. Ein Muslim, der betet, erfüllt das Gesetz seiner Religion. Ist dieses Gebet auch ein Ausdruck der Liebe zu Allah? Ich nehme an, dass ein Muslim das bejahen wird. Überdies hat ein Muslim auch die Möglichkeit, sich zusätzlich zu den vorgeschriebenen Gebeten Allah zuzuwenden. Aber dennoch bleibt ein Muslim immer nur in der Position eines Dieners.

92 Es ziemt dem Allerbarmer nicht, Sich Kinder zu nehmen. 93 Niemand in den Himmeln und auf der Erde wird zum Allerbarmer anders denn als Diener kommen (können). (Sure 19,92-93)

Gewiss kann auch ein Diener eine große Liebe zu seinem Herrn empfinden. Doch wird sich diese Liebe immer von der Liebe unterscheiden, die ein Kind zu seinem Vater hat.

Jesus hat uns gelehrt:

So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, […] (Matthäus 6,9a)

Er hat damit nicht gemeint, dass diese Worte immer wieder formelhaft wiederholt werden sollen, sondern hat seine Jünger ermuntert, zu Gott als zu ihrem Vater zu sprechen. Jeder, der Jesus aufnimmt, wird zum Kind Gottes.

Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, […] (Johannes 1,12)

Ein Kind spricht zu seinem liebenden Vater aus Liebe heraus. Es geht ihm nicht um die Erfüllung eines Rituals. Es möchte mit seinem Vater zusammensein. Doch diese Tiefe der Gemeinschaft mit Gott, so wie zwischen einem Kind mit seinem liebenden Vater, verweigert der Koran den Gläubigen.

Was ist mit dem Opfer gemeint? Bubenheim und Elyas verdeutlichen in ihrer Übersetzung, dass es sich um ein „(Schlacht)opfer“ handelt. Abu-r-Rida übersetzen mit „Opferung“, Khoury mit „Kulthandlung“. Ist das Opfer beim „Opferfest“ gemeint? Oder geht es um andere Kulthandlungen? Die Schlachtopfer, von denen es im Alten Testament sehr viele gab, sind in der vollkommenen Hingabe Jesu in seinem Leben und in seinem Tod am Kreuz erfüllt worden.

12 Dieser aber hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht und sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt; […] 14 Denn durch ein einziges Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer zur Vollendung geführt. […] 18 Wo also die Sünden vergeben sind, da gibt es kein Opfer für die Sünden mehr. (Hebräer 10,12.14.18)

Seit dem Opfer Jesu gibt es keine Schlachtopfer oder andere als Opfer zu verstehenden Kulthandlungen mehr. Das Opfer der Gläubigen ist dieses:

1 Ich ermahne euch also, Brüder, kraft der Barmherzigkeit Gottes, eure Leiber als lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen – als euren geistigen Gottesdienst. 2 Und gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene! (Römer 12,1-2)

15 Durch ihn also lasst uns Gott allezeit das Opfer des Lobes darbringen, nämlich die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. 16 Vergesst nicht, Gutes zu tun, und vernachlässigt nicht die Gemeinschaft; denn an solchen Opfern hat Gott Gefallen! (Hebräer 13,15-16)

Das Opfer der Gläubigen besteht aus ihrem Leben und ihrem Loben.

Ob ihr also esst oder trinkt oder etwas anderes tut: Tut alles zur Verherrlichung Gottes! (1 Korinther 10,31)

Es geht nicht um eine Kulthandlung, sondern um das ganze Leben, das Gott dienen und verherrlichen soll.

Aber vielleicht ist das auch in Sure 6,162 gemeint, wenn es heißt, dass „mein Leben“ Allah gehört. Doch auch hier stellt sich wieder die Frage: Gehört mein Leben Gott so, wie das Leben eines Dieners seinem Herrn gehört und der deshalb bemüht ist, alle seine Befehle und Anordnungen auszuführen? Oder ist es so wie bei einem Kind, das sich selbst ganz seinem liebenden Vater verdankt und darum aus Liebe alles für ihn tun will?

1 Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder 2 und führt euer Leben in Liebe, wie auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und Opfer, das Gott gefällt! (Epheser 5,1-2)

Was ist mit dem Sterben gemeint? Ich nehme an, dass es vor allem um die Treue bis zum Tod geht. Der Gläubige soll Allah beständig dienen, soll an seiner Überzeugung und seinem Glauben bis zu seinem letzten Atemzug festhalten. Mitgemeint ist wohl auch die Bereitschaft, für seinen Glauben als Märtyrer zu sterben. Ich habe mich in diesem Beitrag mit dem Begriff des Märtyrers in der Bibel und im Koran beschäftigt. Ich möchte hier nur auf einen entscheidenden Vers aus dem Koran hinweisen:

Allah hat von den Gläubigen ihre eigene Person und ihren Besitz dafür erkauft, daß ihnen der (Paradies)garten gehört: Sie kämpfen auf Allahs Weg, und so töten sie und werden getötet. (Sure 9,111a)

Es geht um den Kampf im Dschihad, in dem Andersgläubige getötet werden. Es geht nicht um das gewaltlose Bezeugen des Glaubens, wie es viele christliche Märtyrer der ersten Jahrhunderte getan haben. Es geht um einen gewaltsamen Kampf mit der Bereitschaft zu sterben und der (falschen) Hoffnung auf Belohnung in einem Paradies voller Huris.

Für die meisten Muslime ist dieser Kampf keine reale Option. Sie möchten friedlich mit ihren Mitmenschen zusammenleben. Doch liegt in diesem Wort des Korans eine Wurzel dafür, dass manche Muslime denken, dass sie aus Liebe zu Allah und voller Bereitschaft, für ihn zu sterben, gewaltsam und mit der Absicht, sie zu töten, gegen Ungläubige vorgehen. Sie meinen, damit ihrem Gott zu dienen, dessen Größe sie mit den Worten „Allahu akbar“ bei der Ausübung schrecklicher Verbrechen verherrlichen wollen.

Bedenkt man diese Verbindung, dann liegt in den Worten von Sure 6,162 eine sehr große Gefahr. Die Hingabe an Allah kann dazu führen, andersgläubige Menschen zu töten. Die Hingabe an den Vater Jesu Christi führt dazu, andersgläubige Menschen zu lieben und ihnen den Weg zu Gott zu weisen. Darin unterscheidet sich Allah, der keine Kinder hat, aber Diener, die sogar bereit sind, auf seinem Weg zu töten, ganz fundamental von dem Gott, von dem Jesus gesprochen hat. Da Muslime in Jesus einen Propheten Gottes sehen, sind auch sie aufgerufen, seinen Worten zu gehorchen und von ihm ganzheitliche Hingabe zu lernen.

28 Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. 29 Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. 30 Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. (Matthäus 11,28-30)

Kommentare sind geschlossen.

Bloggen auf WordPress.com.

Nach oben ↑