Soweit ich herausgefunden habe, sprechen folgende Koranstellen über Johannes den Täufer:
33 Gewiß, Allah hat Adam und Nuh und die Sippe Ibrahims und die Sippe ‚Imrans vor den (anderen) Weltenbewohnern auserwählt, 34 eine der anderen Nachkommenschaft. Und Allah ist Allhörend und Allwissend. 35 Als ‚Imrans Frau sagte: „Mein Herr, ich gelobe Dir, was in meinem Mutterleib ist, für Deinen Dienst freigestellt. So nimm (es) von mir an! Du bist ja der Allhörende und Allwissende.“ 36 Als sie sie dann zur Welt gebracht hatte, sagte sie: „Mein Herr, ich habe ein Mädchen zur Welt gebracht.“ Und Allah wußte sehr wohl, was sie zur Welt gebracht hatte, und der Knabe ist nicht wie das Mädchen. „Ich habe sie Maryam genannt, und ich stelle sie und ihre Nachkommenschaft unter Deinen Schutz vor dem gesteinigten Satan.“ 37 Da nahm ihr Herr sie auf gütigste Art an und ließ sie auf schöne Weise heranwachsen und gab sie Zakariyya zur Betreuung. Jedesmal, wenn Zakariyya zu ihr in die Zelle trat, fand er bei ihr Versorgung. Er sagte: „O Maryam, woher hast du das?“ Sie sagte: „Es kommt von Allah; Allah versorgt, wen Er will, ohne zu berechnen.“ 38 Da rief Zakariyya seinen Herrn an und sagte: „Mein Herr, schenke mir von Dir aus gute Nachkommenschaft! Du bist ja der Gebetserhörer. 39 Und da riefen ihm die Engel zu, während er betend in der Zelle stand: „Allah verkündet dir Yahya, ein Wort von Allah zu bestätigen, einen Herrn, einen Keuschen und Propheten von den Rechtschaffenen.“ 40 Er sagte: „Mein Herr, wie soll ich einen Jungen bekommen, wo mich schon hohes Alter überkommen hat und meine Frau unfruchtbar ist?“ Er (, der Engel,) sagte: „So (wird es sein); Allah tut, was Er will.“ 41 Er (Zakariyya) sagte: „Mein Herr, setze mir ein Zeichen.“ Er sagte: „Dein Zeichen ist, daß du drei Tage lang nicht zu den Menschen sprechen wirst außer durch Gebärden. Und gedenke deines Herrn häufig und preise (Ihn) am Abend und am frühen Morgen!“ (Sure 3,33-41)
Und Zakaria, Yahyaa -, Jesus und Elias: jeder von ihnen gehört zu den Rechtschaffenen; (Sure 6,85)
2 (Diese Verse sind) zum Gedenken an die Barmherzigkeit deines Herrn zu Seinem Diener Zakariyya. 3 Als er zu seinem Herrn im Verborgenen rief 4 (und) sagte: „Mein Herr, schwach sind mir die Knochen geworden, und in Altersgrauheit entfacht ist der Kopf. Und ich war im Bittgebet zu Dir, mein Herr, (noch) nie unglücklich. 5 Gewiß, ich fürchte die Verwandten nach mir, und meine Frau ist unfruchtbar. So schenke mir von Dir aus einen nahen Verwandten, 6 der mich beerbt und von der Sippe Ya’qubs erbt, und mach ihn, mein Herr, (Dir) wohlgefällig.“ 7 „O Zakariyya, Wir verkünden dir einen Jungen, dessen Name Yahya ist, wie Wir zuvor noch niemandem Kennzeichen gleich den seinen gegeben haben.“ 8 Er sagte: „Mein Herr, wie soll ich einen Jungen haben, wo meine Frau unfruchtbar ist und ich vom hohen Alter bereits einen Dürrezustand erreicht habe?“ 9 Er sagte: „So wird es sein. Dein Herr sagt: ,Das ist Mir ein leichtes; und auch dich habe Ich ja zuvor erschaffen, als du noch nichts warst‘.“ Er sagte: „Mein Herr, setze mir ein Zeichen.“ 10 Er sagte: „Dein Zeichen ist, daß du drei Nächte lang, obwohl gesund, nicht zu den Menschen sprechen wirst.“ 11 So kam er zu seinem Volk aus dem Gebetsraum heraus und gab ihnen dann zu verstehen: „Preist morgens und abends.“ 12 „O Yahya, nimm die Schrift mit (aller) Kraft.“ Und Wir gaben ihm schon als Kind die Urteilskraft 13 und Mitgefühl von Uns aus und Lauterkeit. Er war gottesfürchtig 14 und gütig gegen seine Eltern, und er war weder gewalttätig noch widerspenstig. 15 Und Friede sei auf ihm am Tag, da er geboren wurde, und am Tag, da er stirbt, und am Tag, da er wieder zum Leben auferweckt wird. (Sure 19,2-15)
89 Und (auch) Zakariyya, als er zu seinem Herrn rief: „Mein Herr, lasse mich nicht kinderlos bleiben, und Du bist der beste Erbe.“ 90 Da erhörten Wir ihn und schenkten ihm Yahya und besserten ihm seine Gattin. Sie pflegten sich ja mit den guten Dingen zu beeilen und Uns in Begehren und Ehrfurcht anzurufen, und sie pflegten vor Uns demütig zu sein. (Sure 21,89-90)
In 6,85 wird der Name des Täufers innerhalb einer Aufzählung verschiedener Propheten, die Allah dem Abraham als Nachkommen geschenkt hat (6,83-86). Abgesehen davon, dass die Reihenfolge dieser Namen nicht ganz chronologisch ist (z. B. Jesus und Elia werden nebeneinander genannt, im nächsten Vers folgen Ismael und Elischa), erfahren wir dort nichts außer dem Namen des Propheten. Zur Namensgebung gibt es einen eigenen Beitrag.
Die verbleibenden drei Stellen berichten zum Teil relativ umfangreich über die Geburt von Johannes.
Die Worte von Sure 3 sind eingebettet in einen Bericht über die Geburt Marias, der Mutter Jesu, der (über Zwischenstufen) auf das apokryphe und historisch wertlose „Protoevangelium des Jakobus“ zurückgeht. Es ist aber nicht anzunehmen, dass dem Autor der dritten Sure dieser Text direkt vor Augen war, da der Name des Vaters Marias im Protoevangelium des Jakobus Joachim ist, während er im Koran Imran heißt. Das scheint damit zusammenzuhängen, dass im Koran (19,28) Maria, die Mutter Jesu mit Mirjam, der Schwester Aarons identifiziert wird. Aarons (und damit auch Mirjams) Vater hieß nach Exodus 6,20 Amram, wovon Imran die arabische Version sein könnte.
Wie im Koran (3,35) versprach die Mutter Marias auch im Protoevangelium (4,1), ihr Kind Gott zu weihen. Ebenso scheint das Protoevangelium die Betreuung der kleinen Maria durch Zacharias zu kennen (vergleiche 7,2 mit 8,3), ebenso weiß es von der göttlichen Versorgung Marias (8,1). Beides finden wir in Sure 3,37.
Die Ankündigung der Geburt des Johannes finden wir in der Bibel in Lukas 1,5-25, etwas detaillierter als im Koran. Aber wir finden auch im Koran ein Motiv, das der Bibel nicht bekannt ist, nämlich, dass Zacharias seine Verwandten fürchtete. Warum er diese fürchtete, wird allerdings nicht zur Sprache gebracht. War es einfach die Furcht, dass seine Familie ausstürbe und sein Besitz auf seine Verwandten aufgeteilt würde? Dass der Koran die Stummheit Zacharias anders deutet als der biblische Bericht, wurde bereits in einem anderen Beitrag behandelt.
Die koranischen Berichte über die Ankündigung der Geburt von Johannes dem Täufer sind nicht völlig in Übereinstimmung.
- Laut Sure 3,37-38 hat Zacharias um ein Kind gebeten, als er gesehen hat, wie Maria durch Allah versorgt wird. In Sure 19,4-5 und wohl auch 21,89 war es das hohe Alter und die Unfruchtbarkeit seiner Frau, die das Gebet des Zacharias motiviert haben.
- Laut Sure 3,39 haben die Engel (Plural) zu Zacharias gesprochen (obwohl es in den Versen 40 und 41 „er“ war, der auf die Worte von Zacharias geantwortet hat) , in Sure 19,9-10 scheint es Allah zu sein, der spricht.
- Auch der Wortlaut der Botschaft an Zacharias ist in den beiden Suren unterschiedlich. Hat sich Allah, so er wirklich der Autor des Korans ist, über 600 Jahre später nicht mehr daran erinnert, was er Zacharias gesagt hatte?
Rätselhaft ist, was in Sure 19,7 mit der Sippe Ya’qubs gemeint ist. War dem Autor dieser Sure unbekannt, dass Jakob (= Israel) der Stammvater des gesamten Volkes Israel ist?
Beachtenswert ist Sure 19,15, wo über Johannes dieselbe Aussage gemacht wird, die Jesus in Sure 19,33 über sich selbst macht:
Und der Friede sei auf mir am Tag, da ich geboren wurde, und am Tag, da ich sterbe, und am Tag da ich wieder zum Leben auferweckt werde.
Diese Parallele spricht nicht dafür, dass Jesus vor seinem Tod bewahrt wurde, wie das in einem eigenen Beitrag ausgeführt wurde.
Die Geburt des Täufers wird im Koran in Sure 3 nicht erzählt, auch in Sure 19 im Übergang von Vers 11 auf 12 nur vorausgesetzt und in 21,90 mit dem Wort „schenken“ nur sehr allgemein erwähnt. Die Bibel hat hier in Lukas 1,39-44 und Lukas 1,57-80 einiges mehr zu sagen.
Vor allem fällt auf, dass der Koran nichts Spezifisches über das Wirken von Johannes dem Täufer als Erwachsener schreibt. Wir finden nichts über seine Bußpredigt zum Volk Israel und seine Ankündigung des Kommens des Messias (siehe Matthäus 3,1-12; Markus 1,2-8; Lukas 3,1-18; Johannes 1,19-28). Wir finden im Koran auch nichts darüber, dass Johannes Jesus getauft hat, wobei Gott Jesus als seinen Sohn offenbarte (Matthäus 3,13-17; Markus 1,9-11; Lukas 3,21-22; vergleiche Johannes 1,31-34).
Der Koran schweigt auch darüber, dass Johannes den Ehebruch von Herodes Antipas kritisierte, dass er dafür ins Gefängnis kam und schließlich enthauptet wurde (Matthäus 14,1-12; Markus 6,14-29; Lukas 3,19-,20; 9,7-9). Das Schweigen über diesen Punkt ließe sich möglicherweise dadurch erklären, dass die Worte von Johannes auch Mohammed verurteilt hätten.
Doch wie kann es sein, dass der Koran über Johannes den Täufer, den Jesus den Größten von einer Frau Geborenen nannte (Lukas 7,28), nur die Vorgeschichte erwähnt, aber nichts über sein Wirken und seine Worte? Zusätzlich verwendet der Koran offensichtlich apokryphe historisch unverlässliche Quellen und ist in seinen Texten widersprüchlich. Kann dieses Werk wirklich das ewige, unabänderliche Wort Gottes sein?
Vielfältig und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; 2 am Ende dieser Tage hat er zu uns gesprochen durch den Sohn […] (Hebräer 1,1-2a)