Warum wurde Zacharias stumm?

Sowohl die Bibel als auch der Koran erzählen über den Engel, der Zacharias die Geburt seines Sohnes Johannes ankündigte. Schauen wir uns diese Texte an!

5 Es gab in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, einen Priester namens Zacharias, der zur Abteilung des Abija gehörte. Seine Frau stammte aus dem Geschlecht Aarons; ihr Name war Elisabet. 6 Beide lebten gerecht vor Gott und wandelten untadelig nach allen Geboten und Vorschriften des Herrn. 7 Sie hatten keine Kinder, denn Elisabet war unfruchtbar und beide waren schon in vorgerücktem Alter. 8 Es geschah aber, als seine Abteilung wieder an der Reihe war und er den priesterlichen Dienst vor Gott verrichtete, 9 da traf ihn, wie nach der Priesterordnung üblich, das Los, in den Tempel des Herrn hineinzugehen und das Rauchopfer darzubringen. 10 Während er nun zur festgelegten Zeit das Rauchopfer darbrachte, stand das ganze Volk draußen und betete. 11 Da erschien dem Zacharias ein Engel des Herrn; er stand auf der rechten Seite des Rauchopferaltars. 12 Als Zacharias ihn sah, erschrak er und es befiel ihn Furcht. 13 Der Engel aber sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben. 14 Du wirst dich freuen und jubeln und viele werden sich über seine Geburt freuen. 15 Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Wein und berauschende Getränke wird er nicht trinken und schon vom Mutterleib an wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein. 16 Viele Kinder Israels wird er zum Herrn, ihrem Gott, hinwenden. 17 Er wird ihm mit dem Geist und mit der Kraft des Elija vorangehen, um die Herzen der Väter den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zu gerechter Gesinnung zu führen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen. 18 Zacharias sagte zu dem Engel: Woran soll ich das erkennen? Denn ich bin ein alter Mann und auch meine Frau ist in vorgerücktem Alter. 19 Der Engel erwiderte ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, um mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen. 20 Und siehe, du sollst stumm sein und nicht mehr reden können bis zu dem Tag, an dem dies geschieht, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die in Erfüllung gehen, wenn die Zeit dafür da ist. 21 Inzwischen wartete das Volk auf Zacharias und wunderte sich, dass er so lange im Tempel blieb. 22 Als er dann herauskam, konnte er nicht mit ihnen sprechen. Da merkten sie, dass er im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte. Er gab ihnen nur Zeichen und blieb stumm. 23 Als die Tage seines Dienstes zu Ende waren, kehrte er nach Hause zurück. 24 Bald darauf wurde seine Frau Elisabet schwanger und lebte fünf Monate lang zurückgezogen. Sie sagte: 25 Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut und mich von der Schmach befreit, mit der ich unter den Menschen beladen war. (Lukas 1,5-25)

Im Koran finden wir dazu zwei Berichte:

38 Da rief Zakariyya seinen Herrn an und sagte: „Mein Herr, schenke mir von Dir aus gute Nachkommenschaft! Du bist ja der Gebetserhörer. 39 Und da riefen ihm die Engel zu, während er betend in der Zelle stand: „Allah verkündet dir Yahya, ein Wort von Allah zu bestätigen, einen Herrn, einen Keuschen und Propheten von den Rechtschaffenen.“ 40 Er sagte: „Mein Herr, wie soll ich einen Jungen bekommen, wo mich schon hohes Alter überkommen hat und meine Frau unfruchtbar ist?“ Er (, der Engel,) sagte: „So (wird es sein); Allah tut, was Er will.“ 41 Er (Zakariyya) sagte: „Mein Herr, setze mir ein Zeichen.“ Er sagte: „Dein Zeichen ist, daß du drei Tage lang nicht zu den Menschen sprechen wirst außer durch Gebärden. Und gedenke deines Herrn häufig und preise (Ihn) am Abend und am frühen Morgen!“ (Sure 3,38-41)

2 (Diese Verse sind) zum Gedenken an die Barmherzigkeit deines Herrn zu Seinem Diener Zakariyya. 3 Als er zu seinem Herrn im Verborgenen rief 4 (und) sagte: „Mein Herr, schwach sind mir die Knochen geworden, und in Altersgrauheit entfacht ist der Kopf. Und ich war im Bittgebet zu Dir, mein Herr, (noch) nie unglücklich. 5 Gewiß, ich fürchte die Verwandten nach mir, und meine Frau ist unfruchtbar. So schenke mir von Dir aus einen nahen Verwandten, 6 der mich beerbt und von der Sippe Ya’qubs erbt, und mach ihn, mein Herr, (Dir) wohlgefällig.“ 7 „O Zakariyya, Wir verkünden dir einen Jungen, dessen Name Yahya ist, wie Wir zuvor noch niemandem Kennzeichen gleich den seinen gegeben haben.“ 8 Er sagte: „Mein Herr, wie soll ich einen Jungen haben, wo meine Frau unfruchtbar ist und ich vom hohen Alter bereits einen Dürrezustand erreicht habe?“ 9 Er sagte: „So wird es sein. Dein Herr sagt: ,Das ist Mir ein leichtes; und auch dich habe Ich ja zuvor erschaffen, als du noch nichts warst‘.“ 10 Er sagte: „Mein Herr, setze mir ein Zeichen.“ Er sagte: „Dein Zeichen ist, daß du drei Nächte lang, obwohl gesund, nicht zu den Menschen sprechen wirst.“ 11 So kam er zu seinem Volk aus dem Gebetsraum heraus und gab ihnen dann zu verstehen: „Preist morgens und abends.“ (Sure 19,2-11)

Es ist einerseits interessant, dass die beiden koranischen Versionen, obwohl sie beide 100 % Wort Gottes sein sollen, in verschiedenen Details nicht übereinstimmen. So sprechen das eine Mal mehrere Engel mit Zacharias, im anderen scheint es Gott direkt zu sein. Auch der Wortlaut der verschiedenen Worte im Munde von Zacharias oder Gott / den Engeln stimmt nicht überein. Dasselbe Phänomen ist auch bei der Ankündigung der Geburt Jesu an Maria zu beobachten.

Es fällt auf, dass das Stummsein von Zacharias anders als in der Bibel berichtet wird. Nach dem Lukasevangelium war sein Verstummen eine Strafe für den Unglauben des Zacharias. Es sollte bis zur Erfüllung der Verheißung andauern. So berichtet Lukas 1,64 auch, dass er am achten Tag nach der Geburt des Johannes wieder sprechen konnte.

Beide koranischen Berichte sehen im Verstummen des Zacharias ein Zeichen, um das er selbst gebeten hatte. Außerdem sollte er nur für drei Tage (3,41) oder drei Nächte (19,10) stumm sein.

Warum gibt es diesen Unterschied? Lukas hat seine Information aus erstklassigen Quellen bezogen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass er diese Informationen von Maria, der Mutter Jesu hatte. Auf jeden Fall war er viel näher beim Geschehen als ein Autor, der mehr als 600 Jahre nach den Ereignissen geschrieben hat.

Der Koran erwähnt nicht den Unglauben von Zacharias. Er war ein Mann Gottes und deswegen konnte es nicht sein, dass er gesündigt hat. Gottesmänner werden idealisiert. Gott schützt und bewahrt sie vor jeder Sünde.

Die Bibel zeigt ein realistischeres Bild. Auch Gottesmänner sind nicht vollkommen. Ihre Sünden und Schwächen werden nicht verschwiegen. Das dient auch als Vorbild für die Gläubigen späterer Zeiten. Wir sollen uns nicht besser sehen als wir sind. Wir sollen und dürfen offen zu unseren Sünden stehen, sie bekennen und Gott um Vergebung bitten. Er vergibt jedem, der aufrichtig bereut.

So werden für uns die Propheten und Gottesmänner zu Vorbildern, an denen wir uns orientieren können. Sie haben trotz ihrer Unvollkommenheit und ihrer Sünden treu am Glauben festgehalten. Sie haben ihr Leben Gott anvertraut, der sie verändern konnte und verändert hat.

Wirklich vollkommen ist nur Gott. Der einzig sündenlose Mensch war Jesus Christus.

Darum wollen auch wir, die wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, alle Last und die Sünde abwerfen, die uns so leicht umstrickt. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der vor uns liegt, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens! (Hebräer 12,1-2a)

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