Kinderehe in der Bibel?

Nach der islamischen Überlieferung heiratete Mohammed Aischa, als diese sechs Jahre alt war und vollzog die Ehe mit ihr, als sie neun war.

Um diesen Skandal abzumildern, bzw. von diesem abzulenken, wird manchmal auf die Bibel verwiesen. So wird behauptet, Josef habe als neunzigjähriger Mann die zwölfjährige Maria geehelicht, oder der vierzigjährige Isaak habe die dreijährige Rebekka zur Frau genommen. Zusätzlich wird auch noch auf Numeri 31,17-18 verwiesen. Dort sollen nur die Mädchen, die noch nicht mit einem Mann geschlafen haben, „für euch“ am Leben gelassen werden. Aus dieser Stelle sollen jüdische Rabbis die Erlaubnis zum Sex mit dreijährigen Mädchen entnommen haben.

Nun wird eine böse Tat nicht besser, wenn es auch andere Menschen gibt, die etwas ähnliches begangen haben. Mohammed würde von seiner Schuld nicht reingewaschen, falls Josef oder Isaak ebenfalls mit einem Kind sexuellen Umgang gehabt hätten. Aber schauen wir uns diese Fälle näher an:

Josef und Maria

Das Neue Testament spricht über Josef und Maria in den Evangelien von Matthäus und Lukas, jeweils in den Kapiteln 1 und 2. In keinem der beiden Evangelien und auch sonst nirgends in der Bibel finden wir irgendeine Angabe über das Alter der beiden.

Ebenso sagt das Neue Testament eindeutig, dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde. Jesus ist nicht das Kind von Josef und Maria. Nachzulesen ist das in Matthäus 1,18-25 und Lukas 1,26-38.

Auch der Koran lehrt das in 3,45-48 und 19,16-21, wenngleich die koranischen Texte dazu im Detail nicht übereinstimmen.

Wir dürfen davon ausgehen, dass Gott dieses große Wunder an Maria erst gewirkt hat, als sie körperlich, geistig und geistlich dazu fähig war. Maria war – im Gegensatz zu Aischa, welche noch mit Puppen spielte – kein vorpubertäres Kind mehr. Lukas 1,39 erzählt von einer Reise Marias von Nazareth in eine Stadt im Bergland von Judäa. Maria war also kein kleines Kind mehr, sondern eine selbständige junge Frau.

Falls Josef tatsächlich eine sexuelle Beziehung zu Maria gehabt haben sollte, dann war das erst nach der Geburt Jesu. Man muss Matthäus 1,25 nicht zwingend so verstehen, dass Josef nach der Geburt Jesu mit Maria eine geschlechtliche Beziehung hatte. Der Vers spricht nur darüber, dass Josef diese Beziehung bis zur Geburt nicht hatte, sagt aber nichts darüber aus, was später war. Die in der Bibel erwähnten Geschwister Jesu (z. B. Markus 6,3) waren vermutlich Cousins und Cousinen. Möglich wäre auch, dass sie aus einer früheren Ehe Josefs stammten, falls dieser ein Witwer war.

Im Protoevangelium des Jakobus, das vermutlich im späten 2. Jahrhundert geschrieben wurde und aufgrund seines legendenhaften Charakters als Geschichtsquelle nicht in Frage kommt, finden wir keine Angabe über Josefs Alter. Kapitel 9 berichtet darüber, dass ihm (nach 8,3 war er ein Witwer) Maria anvertraut war. Er war zu diesem Zeitpunkt berufstätig, was nicht für ein Alter von neunzig Jahren spricht. Nach 8,2 war Maria zwölf Jahre alt geworden und sollte das Heiligtum verlassen, damit das Heiligtum (durch ihre Menstruation) nicht befleckt werde. In 9,3 nahm Josef Maria in seine Obhut. Von einer Ehe oder gar einer geschlechtlichen Beziehung ist absolut keine Rede.

Aus den biblischen Texten gibt es keinen Grund anzunehmen, dass Josef schon ein Greis war, als er Maria geheiratet hat. Josef war ein Zimmermann, ebenso auch Jesus. Von wem sollte Jesus dieses Handwerk gelernt haben, wenn nicht von Josef, der in seiner Erziehung die Position eines Vaters eingenommen hatte. Wenn Josef bei der Geburt schon neunzig war, dann hätte er Jesus im Alter von über 100 Jahren das Handwerk lehren sollen. Ist das nicht eine absurde Annahme? Gott wollte, dass Jesus in einer Familie aufwächst und die liebende Zuneigung eines „Vaters“ und einer Mutter erfährt. Das geht nun einmal nicht, wenn der „Vater“ wenige Jahre nach der Geburt Jesu stirbt.

Doch ist die Frage nach dem Alter Josefs irrelevant, da die Beziehung zwischen Josef und Maria ohnehin völlig anderer Art war als die „Ehe“ von Mohammed mit Aischa.

Isaak und Rebekka

Auch im Fall von Isaak und Rebekka finden wir in der Bibel keine Altersangabe. Muslime berufen sich auf die Berechnungen mittelalterlicher Rabbiner, insbesondere Rabbi Schlomo ben Jizchak, kurz Raschi, der im 11. Jahrhundert einen Kommentar zum Pentateuch schrieb. In seiner Erklärung zu Genesis 25,20, wo steht, dass Isaak vierzig Jahre alt war, als er Rebekka zur Frau nahm, nimmt er für diese ein Heiratsalter von drei Jahren an. Er beruft sich dabei auf Genesis 22,20-23,1. Aus diesem Text entnimmt er, dass Rebekka zur Zeit des Todes von Sara geboren wurde. Der Text berichtet aber nur davon, dass Abraham, als er vom Land Morija zurückkam, einige Informationen über den Nachwuchs seiner Verwandtschaft in Mesopotamien erfahren hatte, unter anderem auch, dass Betuel Rebekka gezeugt hatte. Über den Zeitpunkt der Geburt steht nichts, ebenso steht nichts darüber, wie viel Zeit danach bis zum Tod Saras vergangen wurde. Die Zahlenangabe Raschis ist also reine Spekulation ohne jeden Wert.

Genesis 24 berichtet ausführlich über die Reise des Knechtes Abrahams, der eine Frau für Isaak suchen sollte. Die Verse 16-20 erzählen, dass Rebekka nicht nur für den Knecht Abrahams Wasser geschöpft hat, sondern auch für seine zehn (laut Genesis 24,10) Kamele. Jeder Mensch mit einem gewissen Sinn für Realität weiß, dass die junge Frau, die diese harte Arbeit geleistet hat, bedeutend älter als drei Jahre sein musste. Mitunter verlieren auch kluge Menschen bei ihrem vielen Nachdenken und Herumrechnen den Sinn für die Wirklichkeit.

Es empfiehlt sich, das ganze Kapitel zu lesen. Da gewinnt man nicht den Eindruck, dass es sich um ein dreijähriges Mädchen gehandelt hat. Rebekka war eine reife junge Frau. Sie wurde auch gefragt, ob sie mitziehen will, um Isaaks Frau zu werden (Verse 57-58). Ein dreijähriges Mädchen hätte die Tragweite dieser Frage gar nicht verstanden.
Sie war fähig, auf einem Kamel zu reiten (Vers 61).
Als sie Isaak begegnete, und erfuhr, dass das ihr künftiger Ehemann sei, verhüllte sie sich mit dem Schleier (Verse 64-65).
Genesis 24 spricht wiederholt von „dem Mädchen“: Verse 14, 16, 28, 55, 57. Das hebräische Wort נַעֲרָה / na’ara kommt 63mal in der Bibel vor. Kein einziges Mal hat es die Bedeutung „kleines Mädchen“, oft geht es um eine Frau im heiratsfähigen Alter (z.B.: Genesis 34,3.12; Deuteronomium 22,15-29).
In diesem Kapitel wird die Führung Gottes betont. Gott würde niemals so führen, dass ein Mann ein dreijähriges Mädchen heiratet.

Numeri 31

Inhalt dieses Kapitels ist ein Krieg der Israeliten gegen die Midianiter. Midianiterinnen und Moabiterinnen hatten in Schittim die Israeliten zur Unzucht und zum Götzendienst verführt (Numeri 25). Der Krieg in Numeri 31 sollte die blutige Strafe dafür sein. Alles Männliche sollte getötet werden, ebenso alle Frauen, die schon eine sexuelle Beziehung hatten.

Aber alle Mädchen, die noch nicht mit einem Mann geschlafen haben, lasst für euch am Leben! (Numeri 31,18)

Warum diese Strafe so grausam ausfiel, ist hier nicht das Thema. Es handelt sich vermutlich um einen Text aus der Spätzeit des Alten Testament mit geringem historischen Bezug, der ausdrücken soll, dass Götzendienst und Verführung dazu schwere Konsequenzen nach sich zieht. Auf keinen Fall stellt dieser Text eine Handlungsanweisung für Juden oder gar Christen in ähnlichen Fällen dar.

Aber können wir Vers 18 entnehmen, dass es erlaubt ist, mit dreijährigen Mädchen eine geschlechtliche Beziehung einzugehen? Es findet sich hier keine Altersangabe. Die Worte „für euch“ im Schlussteil des Verses besagen keinesfalls, dass diese Mädchen sexuell ausgebeutet werden durften. Ein Teil von ihnen war „für den HERRN“ (Verse 40.47) bestimmt, d. h., für den Dienst am Heiligtum. In Israel bedeutete das ganz gewiss nicht kultische Prostitution. Gerade diese Verbindung zwischen Religion und Sexualität war ja die große Verführung, die durch den Feldzug bestraft werden sollte. Und dann sollten die Israeliten mit ihrer Beute genau dasselbe machen, wofür sie die Midianiter bestraft hatten! Das wäre doch der Gipfel an Heuchelei.

Wer die Worte „für euch“ im sexuellen Sinne versteht, offenbart dadurch nur seine eigene schmutzige Fantasie, die freilich durch das Vorbild des „Propheten“ und seiner Gefährten einen kräftigen Anstoß erhalten hatte.

Es gab in der Thora die Möglichkeit, eine kriegsgefangene Frau zu heiraten (Deuteronomium 21,10-14). Es wird dort aber ausdrücklich festgehalten, dass es sich um eine Ehe handelte und nicht um Sklaverei.

Schlussfolgerung

Die Bibel kennt keine Kinderehe und auch sonst keine Erlaubnis zum sexuellen Missbrauch von Kindern. Die Sünden Mohammeds oder seiner Gefährten können durch biblische Texte in keiner Weise gerechtfertigt werden.

Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch eure ganze Lebensführung heilig sein. Denn es steht geschrieben: Seid heilig, weil ich heilig bin! (1 Petrus 1,15-16)

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