Ist der Koran unverfälscht überliefert worden?

Nein! Vielmehr ist es ein ruhmvoller Qur’an auf einer wohlbehüteten Tafel. (Sure 85,21-22)

Vollkommen ist das Wort deines Herrn in Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit. Es gibt niemanden, der Seine Worte abändern könnte. Und Er ist der Allhörende und Allwissende. (Sure 6,115)

Aus Stellen wie diesen entnehmen Muslime, dass der Koran auf ewig unabänderlich ist, und dass er daher ohne Fehler überliefert worden ist. Der heutige Koran entspreche genau dem Koran, den Mohammed vom Engel Gabriel empfangen habe.

Doch entspricht dieses Narrativ auch dem, was der Koran und islamische Quellen erzählen? Im Folgenden wollen wir uns einige Verse aus dem Koran und Texte aus der islamischen Tradition ansehen.

Aus dem Koran

Was Wir an Versen aufheben oder in Vergessenheit geraten lassen – Wir bringen bessere oder gleichwertige dafür. Weißt du denn nicht, daß Allah zu allem die Macht hat? (2,106)

Allah löscht aus, was Er will, und läßt bestehen; und bei Ihm ist der Kern des Buches. (13,39)

Und wenn Wir einen Vers anstelle eines (anderen) Verses austauschen – und Allah weiß sehr wohl, was Er offenbart -, sagen sie: „Du ersinnst nur Lügen.“ Aber nein! Die meisten von ihnen wissen nicht. (16,101)

Und wenn Wir wollten, würden Wir ganz gewiß wegnehmen, was Wir dir (als Offenbarung) eingegeben haben. Hierauf würdest du für dich in dieser (Sache) keinen Sachwalter gegen Uns finden. (17,86)

Wir werden dich lesen lassen, und dann wirst du nichts vergessen, außer dem, was Allah will. Er weiß ja, was laut vernehmbar geäußert wird und was verborgen bleibt. (87,6-7)

Wenn der Koran das ewige unveränderbare Wort Gottes ist, wie kann es dann im Nachhinein noch Veränderungen geben? War das, was Allah zuerst „herabgesandt“ hat, doch nicht das unveränderbare Wort?

Aus der Tradition

Die Texte wurden aus der englischen Fassung von sunnah.com übersetzt. Die Zusammenstellung dieser Texte verdanke ich Islam Critiqued.

Ibn Abbas erzählte:
Umar sagte: „Ich fürchte, dass nachdem eine lange Zeit vergangen ist, die Leute sagen mögen: ‚Wir finden die Verse über die Steinigung nicht in dem heiligen Buch‘, und infolge dessen durch das Verlassen einer Verpflichtung, die Allah offenbart hat, in die Irre gehen. […] (Sahih Al-Buchari, Bd. 8, Buch 82, Hadith 816)

Es wurde erzählt, dass Aischa sagte:
„Der Vers über die Steinigung und das zehnfache Stillen eines Erwachsenen wurde offenbart, und das Papier war bei mir unter meinem Kissen. Als der Gesandte Allahs starb, waren wir mit seinem Tod beschäftigt, und ein zahmes Schaf kam herein und fraß es.“ (Sunan Ibn Majah, Bd. 3. Buch 9, Hadith 1944)

Die Stelle über das Steinigen und des Stillens Erwachsener ist also von Allah nicht bewahrt worden.

Kharija bin Zaid erzählte:
Zaid bin Thabit sagte: „Als der Koran aus verschiedenen Handschriften zusammengestellt wurde, fehlte ein Vers der Sure Al-Ahzab, den ich Allahs Gesandten rezitieren hörte. Ich konnte diesen Vers nur bei Khuza’ima bin Thabit Al-Ansari finden, dessen Zeugnis der Gesandte Allahs dem Zeugnis zweier Männer gleichwertig betrachtete. Und der Vers war: ‚Unter den Gläubigen gibt es Männer, die das wahr gemacht haben, wozu sie sich Gott gegenüber verpflichtet haben.'“ (33,23) (Sahih Al-Buchari, Bd. 4, Buch 52, Hadith 62)

Es gab offenbar eine ganz dünne Überlieferung für einen bestimmten Vers.

Aischa erzählte:
Der Prophet hörte einen Mann den Koran in der Moschee rezitieren und sagte: „Möge Allah ihm seine Gnade gewähren, da er mich an diese und jene Verse dieser und jener Sure erinnert hat.“ (Sahih Al-Buchari, Bd. 6, Buch 61, Hadith 556)

Mohammed hat also Teile des Korans vergessen.

‚Abdullah erzählte:
Der Prophet sagte: „Es ist eine schlechte Sache, wenn manche von euch sagen: ‚Ich habe diesen und jenen Vers des Korans vergessen.‘ Denn in der Tat es wurde (von Allah) bewirkt, dass er ihn vergisst. Daher müsst ihr an der Rezitation des Korans festhalten, denn er entkommt den Herzen der Menschen schneller als ein Kamel.“ (Sahih Al-Buchari, Bd. 6, Buch 61, Hadith 550)

Nicht nur Mohammed hat Teile des Korans vergessen, sondern auch andere. Es ist sogar Allah, der das bewirkt.

Abu  Harb b. Abu al-Aswad berichete in der Vollmacht seines Vaters, dass Abu Musa al- Ash’ari nach den Rezitatoren von Basra gesandt hat. Sie kamen zu ihm. Es waren dreihundert an der Zahl. Sie rezitierten den Koran und er sagte:
Ihr seid die Besten unter den Einwohnern von Basra, denn ihr seid die Rezitatoren unter ihnen. […] Wir waren gewohnt, eine Sure zu rezitieren, die in Länge und Strenge der Bara’at (Sure 9) ähnelte. Ich habe sie jedoch vergessen mit Ausnahme dessen: „Wenn es für den Sohn Adams zwei Täler voller Reichtum gäbe, würde er sich nach einem dritten Tal sehnen, und nichts außer Staub würde den Bauch des Sohnes Adams füllen.“ Und wir pflegten eine Sure zu rezitieren, die einer der Suren von Musabbihat ähnlich war, und ich habe sie vergessen. Aber ich erinnere mich an diesen Teil von ihr: „O ihr, die ihr glaubt, warum sagt ihr, was ihr nicht tut?“ (61,2) und: „das ist in euren Hälsen berichtet als ein Zeugnis, und ihr werdet darüber am Tag der Auferstehung gefragt.“ (ähnlich zu 17,13). (Sahih Muslim, Buch 5, Hadith 2286)

Hier ist von zwei vergessenen Suren die Rede.

Ibn ‚Abbas erzählte:
‚Umar sagte: „Ubai war von uns der Beste in der Rezitation (des Korans), aber wir lassen etwas von dem, was er rezitiert aus.“ Ubai sagt: „Ich habe es aus dem Mund des Gesandten Allahs empfangen, und werde es für nichts, was immer es sein mag, weglassen.“ […] (Sahih Al-Buchari, Bd. Bd 6, Buch 61, Hadith 527)

Umar hat etwas vom Koran weggelassen, obwohl der beste Rezitator es von Mohammed so gehört hatte.

Aischa erzählte:
[…] Abu Bakr sagte: „Amma ba’du, wer unter euch Mohammed verehrt hat: Mohammed ist tot. Aber wer unter euch Allah verehrt hat: Allah lebt und wird nie sterben. Allah sagte: ‚Und Muhammad ist nur ein Gesandter; schon vor ihm gingen die Gesandten dahin. … (bis zu) die Dankbaren.‘ (3,144).“ (Der Erzähler fügte an: „Bei Allah, es war so, als ob die Leute nie zuvor gewusst hatten, dass Allah diesen Vers offenbart hatte, bis Abu Bakr ihn rezitiert hat, und die ihn gehört hatten, fingen an, ihn zu rezitieren.) (Sahih Al-Buchari, Bd. 2, Buch 23, Hadith 333)

Wenn niemand außer Abu Bakr diesen Vers kannte, dann spricht alles dafür, dass dieser Vers von Abu Bakr stammt.

Az-Zuhri erzählte:
[…] ‚Abdullah bin Mas’ud gefiel es nicht, dass Zaid bin Thabit die Musahif (Handschriften) abschrieb und sagte: „O ihr Leute der Muslime! Vermeidet es, die Handschrift und die Rezitation dieses Mannes zu kopieren! […] (Jami at-Tirmidhi, Bd. 5, Buch 44, Hadith 3104)

Zaid bin Thabit war es, der auf Geheiß des dritten Kalifen Uthman den Koran zusammenstellte. Abdullah bin Masud war einer der frühesten Weggefährten Mohammeds. Es ist interessant zu sehen, dass dieser Mann vor demjenigen, der den Koran zusammenstellte, warnte.

Anas bin Malik erzählte:
Der Gesandte Allahs flehte zu Allah dreißig Tage lang, damit er die verfluche, die die Gefährten von Bir-Mauna getötet hatten. Er erflehte Böses über die Stämme Ral, Dhakwan und Usaiya, die Allah und seinem Gesandten nicht gehorchten. Da wurde über die, die bei Bir-Mauna getötet wurden, ein Koranvers offenbart, den wir zu rezitieren pflegten, der aber später getilgt wurde. Dieser Vers lautete: „Sag unserem Volk, dass wir unseren Herrn getroffen haben. Er hat Gefallen an uns und hat uns Wohlgefallen geschenkt.“ (Sahih Al-Buchari, Bd. 4, Buch 52, Hadith 69)

Steht dieser zuerst offenbarte, dann aber getilgte Vers im ewigen Koran im Himmel?

Nach Abu Ubaid, Kitab Fada’il-al-Qur’an, soll Aischa gesagt haben: „Surat Al-Ahzab (33) wurde während der Zeit des Propheten mit zweihundert Versen zitiert. Aber als Uthman die Kodizes schrieb, konnte er nicht mehr beschaffen, als heute in ihr ist (73 Verse).


Diese Zitate aus dem Koran und aus der islamischen Überlieferung zeigen uns, dass
a) „Allah“ nachträglich an dem, was er zuvor „herabgesandt“ hat, noch Änderungen durchgeführt hat, was das Dogma der Unabänderlichkeit in Frage stellt,
b) keineswegs gewährleistet ist, dass der heutige Koran mit dem Koran Mohammeds identisch ist. Es wurden Verse vergessen, weggelassen oder hinzugefügt.

Für die geistliche Beurteilung ist jedoch der Inhalt dieses Buches von erstrangiger Bedeutung. Selbst eine perfekte Überlieferung ist kein Argument, wenn der Inhalt zeigt, dass dieses Buch aufgrund moralischer Mängel nicht von Gott sein kann.

Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. (Markus 13,31)

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