Zur Geburt Jesu aus einer Jungfrau

Die Bibel und der Koran stimmen darin überein, dass die Mutter Jesu ihren Sohn als Jungfrau empfangen hat. Es gibt keinen Mann, der der Vater Jesu sein könnte.

Direkt bezeugt wird das von Matthäus und Lukas:

Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. (Matthäus 1,18)

30 Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. 31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. 32 Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. 33 Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. 34 Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? 35 Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. (Lukas 1,30-35)

Aber auch bei Markus und möglicherweise Johannes finden wir Hinweise darauf:

Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm. (Markus 6,3)

Warum wird Jesus „Sohn der Maria“ genannt und nicht „Sohn Josefs“? Man kann das nicht dadurch erklären, dass Josef schon verstorben war. Auch nach dem Tod des Vaters wurden dessen Söhne nach diesem benannt.

Sie entgegneten ihm: Wir stammen nicht aus Unzucht, sondern wir haben nur den einen Vater: Gott. (Johannes 8,41b)

Bei dieser Stelle ist es nicht so klar wie bei den zuvor genannten. Die Gegner Jesu könnten hier eine Anspielung auf Jesus machen, wenn sie wussten, dass Jesus nicht aus der ehelichen Verbindung zwischen Josef und Maria stammte.

Im Koran wird Jesus häufig wie in Markus 6,3 „Sohn der Maria“ genannt. Ausdrücklich lesen wir in folgenden Stellen über die Menschwerdung Jesu:

45 Als die Engel sagten: „O Maryam, Allah verkündet dir ein Wort von Ihm, dessen Name al-Masīḥ ʿĪsā, der Sohn Maryams ist, angesehen im Diesseits und Jenseits und einer der (Allah) Nahegestellten. 46 Und er wird in der Wiege zu den Menschen sprechen und im Mannesalter und einer der Rechtschaffenen sein.“ 47 Sie sagte: „Mein Herr, wie sollte ich ein Kind haben, wo mich (doch) kein menschliches Wesen berührt hat?“ Er (, der Engel,) sagte: „So (wird es sein); Allah erschafft, was Er will. Wenn Er eine Angelegenheit bestimmt, so sagt Er zu ihr nur: ,Sei!‘ und so ist sie. 48 Und Er wird ihn die Schrift, die Weisheit, die Tora und das Evangelium lehren. (Sure 3,45-48)

16 Und gedenke im Buch Maryams, als sie sich von ihren Angehörigen an einen östlichen Ort zurückzog. 17 Sie nahm sich einen Vorhang vor ihnen. Da sandten Wir Unseren Geist zu ihr. Er stellte sich ihr als wohlgestaltetes menschliches Wesen dar. 18 Sie sagte: „Ich suche beim Allerbarmer Schutz vor dir, wenn du gottesfürchtig bist.“ 19 Er sagte: „Ich bin nur der Gesandte deines Herrn, um dir einen lauteren Jungen zu schenken.“ 20 Sie sagte: „Wie soll mir ein Junge gegeben werden, wo mich doch kein menschliches Wesen berührt hat und ich keine Hure bin.21 Er sagte: „So wird es sein. Dein Herr sagt: ,Das ist Mir ein leichtes, und damit Wir ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu einer Barmherzigkeit von Uns machen‘. Und es ist eine beschlossene Angelegenheit.“ 22 So empfing sie ihn und zog sich mit ihm zu einem fernen Ort zurück. (Sure 19,16-22)

Diese beiden Stellen widersprechen einander in mehreren Details. Aber die Grundbotschaft, dass Maria vor der Geburt Jesu Jungfrau war und keine Beziehung zu einem Mann hatte, ist gleich.

Auch folgende Stellen sprechen über die Jungfräulichkeit Marias, und dass Gott seinen Geist in sie eingehaucht hat:

Und (auch) diejenige, die ihre Scham unter Schutz stellte. Da hauchten Wir ihr von Unserem Geist ein und machten sie und ihren Sohn zu einem Zeichen für die Weltenbewohner. (Sure 21,91)

Und (auch von) Maryam, ʿImrāns Tochter, die ihre Scham unter Schutz stellte, worauf Wir in sie von Unserem Geist einhauchten. Und sie hielt die Worte ihres Herrn und Seine Bücher für wahr und gehörte zu den (Allah) demütig Ergebenen. (Sure 66,12)

Der Glaube, dass Gott an Maria ein Wunder gewirkt hat, sodass sie als Jungfrau Mutter eines Sohnes wurde, ist eine wichtige Gemeinsamkeit zwischen Christentum und Islam. Leider ist aber festzustellen, dass unter denen, die sich noch irgendwie Christen nennen, viele dieses Wunder nicht mehr glauben, auch und besonders unter Theologen, die Gott mit den Grenzen ihres Verstandes begrenzen wollen.

Die Frage ist, was uns Gott durch dieses Wunder sagen will.

Von Muslimen habe ich als Antwort auf diese Frage gehört, dass es vier Arten von Menschen gibt:

  • Menschen, die von einem Mann und einer Frau abstammen: fast alle Menschen
  • ein Mensch, der von keinem Mann und von keiner Frau abstammte: Adam
  • ein Mensch, der nur von einem Mann abstammte: Eva
  • ein Mensch, der nur von einer Frau abstammte: Jesus

Sollten wir tatsächlich annehmen, dass Gott so ein großartiges Wunder wirkt, nur um zu zeigen, dass es vier Arten von Menschen gibt? Diese Erklärung findet sich auch nicht im Koran, sondern ist wie eine Notlösung, wo es sonst keine Erklärung gibt.

In Sure 21,91 und 66,12 ist davon die Rede, dass Allah von seinem Geist in Maria gehaucht hat. Das ist in gewisser Ähnlichkeit zu den Texten aus Matthäus und Lukas, wo Maria Jesus durch den Heiligen Geist empfangen hat.

Nach Lukas 1,35 hat der Engel Gabriel Maria auch erklärt, was das Kommen des Heiligen Geistes über sie bedeutet:

Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.

Das Kind Marias ist Gottes Sohn.

Es ist offensichtlich, dass Maria ihren Sohn nicht durch einen Geschlechtsakt empfangen hat, wie es manche Muslime fälschlicherweise als christlichen Glauben annehmen1. Gott ist der Vater Jesu nicht aufgrund einer sexuellen Verbindung. So etwas anzunehmen wäre in der Tat eine schlimme Gotteslästerung. Jesus ist der ewige Sohn Gottes, der durch das Wirken des Heiligen Geistes in Maria Mensch geworden ist. Er ist nicht ein Geschöpf Gottes, wie es Sure 19,47 annimmt. Er ist das ewige Wort Gottes, durch das alles geworden ist.

Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. (Johannes 1,3)

Nach Sure 21,91 sind Jesus und seine Mutter ein Zeichen für alle Weltenbewohner. Das heißt doch, dass Gott durch Jesu und seine wunderbare Geburt aus seiner Mutter allen Weltenbewohnern (nicht nur dem Volk Israel) eine wichtige Botschaft vermitteln wollte.

Diese Botschaft hat Gabriel Maria gebracht. Jesus ist der Sohn Gottes, der zur Erlösung der Menschen gekommen ist. Gerade das Wunder, dass Jesus keinen irdischen Vater hat, weist mit großer Deutlichkeit darauf hin, dass der ewige Gott sein Vater ist, was auch Jesus immer wieder gesagt hat.

Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen. (Johannes 16,28a)


  1. Ich wurde schon von Muslimen gefragt, warum Christen glauben, dass Gott Sex mit Maria hatte. Diese Frage war nicht böswillig gemeint. Diese Muslime haben wirklich gedacht, dass das der christliche Glaube sei. Vermutlich haben sie das von ihren Lehrern so gehört. 

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