Gott hat sich kein Kind genommen.

Gott hat sich kein Kind genommen. Und es gibt keinen Gott neben Ihm, sonst würde jeder Gott das wegnehmen, was Er geschaffen hat, und die einen von ihnen würden sich den anderen gegenüber überheblich zeigen. Preis sei Gott, (der erhaben ist) über das, was sie da schildern, […] (Sure 23,91 Khoury)

Nach dem Tafsīr Al-Qur’ān Al-Karīm geht es in diesem Vers um die Behauptung der vorislamischen Araber, dass sich Allah Söhne und Töchter genommen habe. Aber es werden auch die Christen erwähnt, die Jesus als Sohn Gottes verehren.

Ich möchte hier auf zwei Aspekte dieses Verses eingehen: einerseits auf die Aussage, dass Gott sich kein Kind genommen habe, andererseits auf die Konkurrenzsituation die vorliegen würde, wenn Gott das tatsächlich getan hätte. Es soll gezeigt werden, dass beide Aussagen nicht gegen die christliche Lehre verwendet werden können.

1 Gott hat sich kein Kind genommen.

Dieser Satz ist richtig und falsch.

a) Richtig ist er im Hinblick auf die Gottessohnschaft Jesu. Jesus ist nicht ein Kind, das sich Gott irgendwann einmal genommen hat, nachdem er zuvor alleine war. Das ewige, anfangslose Wort Gottes ist in Jesus Mensch geworden.

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. […]  Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. (Johannes 1,1-2.14)

Als Mensch hat Jesus einen Anfang. Als das ewige Wort Gottes ist er genauso anfangslos wie der Ewige, der dieses Wort spricht. Er war aber schon vor der Menschwerdung Sohn Gottes.

Vielfältig und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; am Ende dieser Tage hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben von allem eingesetzt, durch den er auch die Welt erschaffen hat. (Hebräer 1,1-2)

Gott hat die Welt durch den Sohn geschaffen. „Sohn“ und „Wort“ sind unterschiedliche Wörter, die verschiedene Aspekte der innergöttlichen Beziehung zwischen dem Vater uns seinem ewigen Sohn bzw. Wort ausdrücken. Der Begriff „Sohn“ drückt eher die Wesensgleichheit und auch die Liebesbeziehung aus, während der Begriff „Wort“ die Einheit im Wesen und in der Aktion ausdrückt. Man kann das Wort nicht vom Sprecher trennen.

In einer Diskussion mit seinen Gegnern sagte Jesus:

Amen, amen, ich sage euch: Noch ehe Abraham wurde, bin ich. (Johannes 8,58)

Jesus sagte dadurch nicht nur, dass er vor Abraham war. Doch alleine diese Aussage weist darauf hin, dass die Existenz Jesu nicht mit seiner Menschwerdung im Schoße Marias begonnen hat. Mit den Worten „bin ich“ drückte er seine Überzeitlichkeit aus und stellte eine für seine jüdischen Gegner offensichtliche Verbindung mit der Selbstbezeichnung Gottes her (Exodus 3,14; Jesaja 43,10). Seine Gegner haben das als Gotteslästerung verstanden und mit dem Aufheben von Steinen reagiert. Damit deuteten sie an, dass in ihren Augen Jesus als Gotteslästerer getötet werden sollte.

Gott hat sich keinen Sohn genommen, sondern der ewige Sohn Gottes ist Mensch geworden.

b) Falsch ist der Satz „Gott hat sich kein Kind genommen“ im Hinblick auf die Gotteskindschaft der Gläubigen.

11 Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. 12 Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, 13 die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. (Johannes 1,11-13)

Wer Jesus nachfolgt, wer ihn aufnimmt, wird Gottes Kind. Das heißt, er bekommt eine völlig neue Beziehung zu Gott. Er ist nicht nur ein Diener Gottes, sondern darf sich Gott als seinem Vater nahen. Es ist eine Beziehung der Liebe, die das Leben des Christen erfüllt. Diese Beziehung ist nicht von Furcht, sondern von kindlichem Vertrauen bestimmt.

Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater! (Römer 8,15)

Das ist Gottes großes Geschenk. Wir, die wir durch unsere Sünden zu Feinden Gottes wurden, können durch Jesus Christus seine Kinder werden.

Die Gotteskindschaft der Christen unterscheidet sich aber wesentlich von der ewigen Gottessohnschaft Jesu. Ein Christ ist und bleibt nur Mensch. Wir werden keine Götter. Doch unsere Beziehung zu Gott ändert sich grundlegend, und dadurch auch unser Leben, das nicht mehr der Sünde gehorchen will, sondern dem guten Willen unseres Vaters.

Gott hat sich Kinder genommen, und er möchte sich noch viel mehr Kinder nehmen. Sein Heilswille gilt allen Menschen.

Er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. (1 Timotheus 2,4)

Darum sollen diese Zeilen auch eine Einladung an Muslime sein, Gott nicht nur als Herrn, sondern als Vater kennenzulernen.

2 Konkurrenz zwischen Gott und seinem Sohn?

Es gibt keinen Gott neben Gott. Gott ist nur einer. Der Vater und der Sohn sind in unzertrennlicher wesensmäßiger Einheit verbunden. Daher kann es auch keine Konkurrenz zwischen dem Vater und dem Sohn geben, wo sich jeder das wegnimmt, was er geschaffen hat und sich dem anderen gegenüber überheblich zeigt (vergleiche Sure 23,91).

Das Wesen Gottes ist Liebe (1 Johannes 4,8.16). Darum ist auch die Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn nur Liebe. Alles, was dem Vater gehört, gehört auch dem Sohn.

Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. (Johannes 3,35)

[…] weil du mich schon geliebt hast vor Grundlegung der Welt. (Johannes 17,24)

Alles, was der Vater hat, ist mein. (Johannes 16,15)

Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein. (Johannes 17,10a)

Sollte der Autor des Korans bei Sure 23,91 sich gegen die christliche Lehre gerichtet haben, so wurde diese gründlich missverstanden. Das Wesen Gottes ist nicht Konkurrenz, sondern Liebe.

Deswegen wird seine Liebe auch in seinen Kindern sichtbar.

Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. (Johannes 13,34-35)

Die Menge derer, die gläubig geworden waren, war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam. (Apostelgeschichte 4,32)

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