„Jeder, der darüber hinausgeht …“

8 Achtet auf euch, damit ihr nicht preisgebt, was wir erarbeitet haben, sondern damit ihr den vollen Lohn empfangt! 9 Jeder, der darüber hinausgeht und nicht in der Lehre Christi bleibt, hat Gott nicht. Wer aber in der Lehre bleibt, hat den Vater und den Sohn. (2 Johannes 8-9)

Johannes schreibt in seinem Brief sehr klar darüber, was es bedeutet, über das hinauszugehen, was seine Leser von den Aposteln empfangen haben. Sie sollen nicht preisgeben, was Johannes und seine Mitarbeiter erarbeitet haben. Im konkreten Fall ging es um Verführer, die Jesus Christus nicht im Fleisch kommend bekennen (Vers 7). Viele verstehen das als eine Leugnung der wahren Menschwerdung des Messias (so wie 1 Johannes 4,2). Da hier aber im Griechischen ein Präsenspartizip (kommend) steht, könnte es sich auch um die Leugnung der Wiederkunft Jesu als Mensch handeln, wie es heute von den Zeugen Jehovas geglaubt wird. Auf jeden Fall ging es um die Leugnung der vollen Menschennatur Jesu Christi.

Diese Verführer sind nicht nur „über das hinausgegangen“, was die Apostel gelehrt haben, sondern sie haben auch etwas von den christlichen Grundlehren geleugnet, nämlich das volle und bleibende Menschsein Jesu.

Andere Übersetzungen wie die Elberfelder geben das griechische Wort προάγω / proágō mit „weitergehen“ wieder. Man kann auch weitergehen oder über etwas hinausgehen, ohne dass man das, wovon man weitergegangen ist, formell leugnet oder infrage stellt. Aber sobald man etwas Neues dazugibt, wird dadurch auch das Bisherige verändert.

Der Theologe Klaus Berger gibt in seiner etwas freien Übersetzung Vers 9 so wieder:

Jeder, der zur Lehre über den Messias noch etwas hinzufügen will und sich nicht auf das Überliefern beschränkt, der weiß nichts von Gott. Wer bei der Lehre bleibt, der hat Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn.

In dieselbe Richtung weist auch Judas 3:

Geliebte, da es mich sehr drängte, euch über unsere gemeinsame Rettung zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit diesem Brief zu ermahnen: Kämpft für den Glauben, der den Heiligen ein für alle Mal übergeben ist!

Nicht nur, wer christliche Lehren direkt leugnet, hat Gott nicht, sondern auch, wer die Lehre der Apostel durch Hinzufügung verändert.

Wenn etwa die biblische Lehre, dass es nur einen Mittler zwischen Gott und den Menschen gibt (1 Timotheus 2,5), den Menschen Christus Jesus, dadurch verwässert wird, dass man Maria zur Mittlerin zum Mittler erklärt, ist man über das, was die Apostel gelehrt haben, hinausgegangen.

Oder auch, wenn man die Worte Jesu gegen die Titelsucht in Matthäus 23,8-10 in der Bibel stehen lässt, aber zugleich ein ausgefeiltes hierarchisches System mit einer Vielzahl von Titeln und besonderen Anreden entwickelt, mit einem „Heiligen Vater“ an der Spitze, hat man das, was die Apostel erarbeitet haben, preisgegeben.

Am schwersten wiegt aber wohl, dass vielfach die Lehre darüber, was es bedeutet, ein Christ zu sein, entstellt wurde. Es gilt jeder als Christ, der bereits als Säugling den Ritus der Taufe erhalten hat, unabhängig davon, was ein Mensch wirklich glaubt und wie er lebt. Dadurch werden alle Worte Jesu und der Apostel über Nachfolge und Heiligung entwertet. Wer im Irrtum gehalten wird, dass er schon Christ sei, ohne dass er es ist, dem wird der Weg zur Umkehr und zu Gott verschlossen.

Wir sollen tun, was Paulus den Thessalonichern schreibt:

Prüft alles und behaltet das Gute! (1 Thessalonicher 5,21)

Die Frage, ob all die Traditionen, in denen wir aufgewachsen sind oder die wir als „christliche“ Traditionen vermuten, wirklich auf die Lehre der Apostel zurückgehen, ist wichtig. Wir sollen an dem festhalten, was die Apostel erarbeitet haben, damit wir Gott haben. Am Wort der Bibel muss jede Überlieferung geprüft werden. Hält sie dieser Prüfung nicht stand, dann sollen wir sie aufgeben, um Jesus treu zu sein.

Denn darin besteht die Liebe, dass wir nach seinen Geboten wandeln. Und darin besteht das Gebot, das ihr von Anfang an gehört habt: dass ihr in der Wahrheit wandelt. (2 Johannes 6)

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