Wir wissen aber: Der Sohn Gottes ist gekommen und er hat uns Einsicht geschenkt, damit wir den Wahren erkennen. Und wir sind in diesem Wahren, in seinem Sohn Jesus Christus. Er ist der wahre Gott und ewiges Leben. (1 Johannes 5,20)
Um wen geht es im Schlusssatz dieses Verses? Um den Vater oder um Jesus?
In der „Neue Welt Übersetzung“ der Zeugen Jehovas lautet dieser Satz so:
Das ist der wahre Gott und das ewige Leben.
Durch das allgemeinere „das“ wird der Bezug zum unmittelbar vorher genannten Jesus Christus abgeschwächt. Im Griechischen steht jedoch οὗτος / hutos – wörtlich: „dieser“. Das ist das maskuline Demonstrativpronomen. Für die Variante der Zeugen Jehovas müsste das Neutrum stehen: τοῦτο / tuto. Im Englischen, aus dem die Neue Welt Übersetzung übersetzt wurde, heißt beides this. Aber man sollte schon erwarten, dass man bei der Erstellung der deutschen Ausgabe auch den griechischen Text im Blick hat. Auf jeden Fall entspricht das deutsche „das“ nicht dem griechischen hutos.
Es ist auch zu bemerken, dass hutos sich auf das nächstliegende Substantiv bezieht. Für das ferner liegende müsste ekeinos stehen. Das spricht dafür, dass Johannes eine Aussage über Jesus Christus machen wollte.
Im vorderen Teil des Verses wird Gott zweimal mit der Bezeichnung „der Wahre“ genannt. Ginge es im Schlusssatz auch um Gott, den Vater, dann würde eine Nullaussage vorliegen: Der Wahre ist der wahre Gott. Wäre das die Absicht des Apostels gewesen?
Vor allem in den Schriften von Johannes finden wir den Begriff „Leben“ (ζωή / zōē) auf Jesus angewandt, am klarsten in Johannes 14,6, wo Jesus über sich sagt:
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.
Weitere Beispiele, bei denen der Begriff „Leben“ mit Jesus verbunden ist:
In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. (Johannes 1,4)
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. (Johannes 3,16)
Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm. (Johannes 3,36)
[…] wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt. (Johannes 4,14)
Ich gebe ihnen ewiges Leben. (Johannes 10,28a)
Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. (Johannes 11,25)
Auch im 1. Johannesbrief verbindet der Apostel das Leben mit Jesus:
1 Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben vom Wort des Lebens – 2 das Leben ist erschienen und wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns erschienen ist – […] (1 Johannes 1,1-2)
11 Und darin besteht das Zeugnis, dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat; und dieses Leben ist in seinem Sohn. 12 Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht. 13 Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, denn ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes. (1 Johannes 5,11-13)
Gerade in Kapitel 5, nur wenige Verse vor Vers 20, schreibt Johannes ausdrücklich über den Zusammenhang des Lebens mit Jesus.
Das alles spricht dafür, dass der Apostel in 1 Johannes 5,20 bezeugt, dass Jesus Christus der wahre Gott und das ewige Leben ist. Jesus, der die Wahrheit und das Leben ist, schenkt uns die Einsicht, Gott, den Wahren zu erkennen. Er kann das, weil er selber im einzigen göttlichen Wesen mit dem Vater verbunden ist.