Jesaja sah Jesu Herrlichkeit.

In Johannes 12,37-41 lesen wir:

37 Obwohl Jesus so viele Zeichen vor ihren Augen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn. 38 So sollte sich das Wort erfüllen, das der Prophet Jesaja gesprochen hat: Herr, wer hat unserer Botschaft geglaubt? Und der Arm des Herrn – wem wurde seine Macht offenbar? 39 Denn sie konnten nicht glauben, weil Jesaja an einer anderen Stelle gesagt hat: 40 Er hat ihre Augen blind gemacht und ihr Herz hart, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile. 41 Das sagte Jesaja, weil er Jesu Herrlichkeit gesehen hatte; über ihn nämlich hat er gesprochen.

Mit diesen Worten fasste Johannes seinen Bericht über das öffentliche Wirken Jesu zusammen. Die darauf folgenden Kapitel seines Evangeliums handeln über den letzten Abend seines irdischen Lebens, den Jesus in Gemeinschaft mit seinen Jüngern verbrachte, über sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung.

Johannes wies auf den Unglauben hin, der ihm von einem Großteil seines Volkes entgegengebracht wurde. Trotz der vielen Zeichen und Wunder lehnten die meisten ihren Messias ab.

Der Evangelist verwies in diesem Zusammenhang auf zwei Stellen aus dem Buch des Propheten Jesaja. In Vers 38 zitierte er Jesaja 53,1. Mit diesem Wort aus dem Kapitel, das prophetisch über das Leiden und den Tod des Gottesknechts spricht, wies Johannes auf den Zusammenhang zwischen dem Unglauben des Volkes und den Leiden des Messias hin. Als Antwort auf den Unglauben wählte Gott den Weg des Leidens seines Knechtes zur Erlösung nicht nur seines Volkes, sondern der gesamten Welt.

Die zweite Stelle, auf die Johannes hinwies, ist die Berufungsvision Jesajas. In 12,39 spielte er auf Jesaja 6,10 an:

Verfette das Herz dieses Volkes, mach schwer seine Ohren, verkleb seine Augen, damit es mit seinen Augen nicht sieht, mit seinen Ohren nicht hört, damit sein Herz nicht zur Einsicht kommt und es sich nicht bekehrt und sich so Heilung verschafft.

Was im Buch Jesaja als ein „Auftrag“ an den Propheten zu lesen ist, ist im Johannesevangelium in der Vergangenheit, als ein bereits geschehenes Ereignis zu lesen. Auf den ersten Blick könnte man denken, dass Gott den Unglauben des Volkes gewollt hatte. „Sie konnten nicht glauben, weil …“ Es geht hier aber nicht um eine göttliche Vorherbestimmung des Unglaubens, sondern Johannes wollte darauf hinweisen, dass bereits der Prophet Jesaja die traurige Erfahrung machen musste, dass seine Verkündigung bei der Mehrheit der Menschen nicht auf ein offenes Ohr stoßen würde, sondern durch deren Ablehnung diese Menschen noch mehr in ihrer Sünde verhärten würde.

Aus den Worten Jesu in Matthäus 23,37 können wir sehen, wie sehr Jesus um den Glauben seines Volkes gerungen hat.

Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind. Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt.

Gottes Wille ist die Umkehr, nicht der Unglaube. Kein Ungläubiger wird sich am Tag des Gerichts auf Jesaja 6,10 oder Johannes 12,39-40 berufen können.

In 12,41 erinnert Johannes an den Zusammenhang, in dem Jesaja diese Worte gesprochen hatte. Es war die großartige Vision der Herrlichkeit Gottes, die er im Tempel in Jerusalem hatte. Doch Johannes schreibt:

Das sagte Jesaja, weil er Jesu1 Herrlichkeit gesehen hatte; über ihn nämlich hat er gesprochen.

Johannes bezog Jesajas Vision auf Jesus. Die Herrlichkeit des dreimalheiligen Gottes ist die Herrlichkeit Jesu. Als Jesaja den Glanz des erhabenen Gottes sah, von dem bereits die Säume den Tempel ausfüllten, der als der ewige Schöpfer unbeschreiblich größer ist als alles Geschaffene, sah der die Herrlichkeit Jesu.

Der inspirierte Evangelist erklärte dadurch deutlich, dass Jesus der ewige Gott ist, der für uns Mensch geworden ist.

In der Begegnung mit Jesus begegnen wir Gott. So wie Jesaja sich im Anblick der göttlichen Herrlichkeit seiner Sünden bewusst wurde, erkennen auch wir, wenn wir vor Jesus stehen unsere Sündhaftigkeit. So wie Jesaja die Reinigung von seinen Sünden erfuhr (Jesaja 6,6-7), dürfen auch wir durch Jesus von den Sünden befreit werden.

Wenn wir uns allerdings verweigern, bleibt als Ergebnis nur die Verhärtung. Es ist unsere freie Entscheidung.

Wenn euch also der Sohn befreit, dann seid ihr wirklich frei. (Johannes 8,36)


  1. Im Griechischen steht: seine Herrlichkeit. Aus dem Zusammenhang geht aber klar hervor, dass Jesus gemeint ist. 

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