Das Leiden des Messias aus prophetischer Sicht

Die Propheten vor Jesus erwarteten den Messias als siegreichen König, der die Feinde Gottes besiegen würde und ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit aufrichten würde. Deswegen war es auch für die Jünger Jesu nicht einfach, zu verstehen, dass Jesus nicht dieser Vorstellung entsprochen hat, sondern Leid und Tod auf sich genommen hat. Die Worte der Propheten über den siegreichen Messias-König sind nicht falsch. Sie werden ihre Erfüllung beim zweiten Kommen Jesu Christi finden.

Ich möchte hier an einigen Worten der Propheten zeigen, dass das Leiden des Messias, auch wenn es nicht den Vorstellungen der Zeitgenossen Jesu entsprach, von Gott durch seine Propheten vorbereitet wurde.

Die Gottesknechtslieder im Jesajabuch

Im Buch Jesaja gibt es mehrere Stellen, die über den Messias als den Knecht des HERRN sprechen: Jesaja 42,1-9; 49,1-9; 50,4-9; 52,13-53,12.

Kapitel 42 spricht vor allem über sein siegreiches Wirken. Er wird das Recht auf der ganzen Erde aufrichten.

Kapitel 49 geht in dieselbe Richtung. Doch spricht dieser Text auch über große Schwierigkeiten, auf die der Knecht Gottes stoßen wird (49,4), in Vers 7 wird er sogar als tief verachteter Mann, der Abscheu der Nation, der Knecht der Herrschenden angesprochen.

Kapitel 50 spricht noch deutlicher über das Leiden dieses Knechts:

GOTT, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und meine Wange denen, die mir den Bart ausrissen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. Und GOTT, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. (Jesaja 50,5-7a)

Der Knecht Gottes spricht über seine Schläge, darüber, dass er beschimpft und angespuckt wurde. Das tut aber seinem Vertrauen in Gott keinen Abbruch.

Noch klarere Worte über das Leiden und den Tod des Knechts lesen wir in Kapitel 53:

Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht. Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der HERR ließ auf ihn treffen die Schuld von uns allen. Er wurde bedrängt und misshandelt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf vor seinen Scherern verstummt, so tat auch er seinen Mund nicht auf. Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen der Vergehen meines Volkes zu Tode getroffen. Bei den Frevlern gab man ihm sein Grab und bei den Reichen seine Ruhestätte, obwohl er kein Unrecht getan hat und kein trügerisches Wort in seinem Mund war. 10 Doch der HERR hat Gefallen an dem von Krankheit Zermalmten. Wenn du, Gott, sein Leben als Schuldopfer einsetzt, wird er Nachkommen sehen und lange leben. Was dem HERRN gefällt, wird durch seine Hand gelingen. 11 Nachdem er vieles ertrug, erblickt er das Licht. Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die Vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich. 12 Deshalb gebe ich ihm Anteil unter den Großen und mit Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Abtrünnigen rechnen ließ. Er hob die Sünden der Vielen auf und trat für die Abtrünnigen ein. (Jesaja 52,3-12)

Der Prophet sprach nicht nur über das Leiden, sondern auch über den Tod des Gottesknechts. Vers 11 spricht über seine Auferstehung. Nach seinem Tod wird er (geistliche) Nachkommen sehen. Es wird auch die geistliche Bedeutung seines Todes angesprochen. Der Knecht stirbt wegen unserer Sünden. Sein Tod ist ein Schuldopfer. Es ist nicht Paulus, der diese Lehre „erfunden“ hat. Das hat bereits ein Prophet Jahrhunderte vor Paulus gesagt. Auch Jesus selbst hat seinen Tod so gedeutet.

Andere Propheten

Doch über das Haus David und über die Einwohner Jerusalems werde ich einen Geist des Mitleids und des flehentlichen Bittens ausgießen. Und sie werden auf mich blicken, auf ihn, den sie durchbohrt haben. Sie werden um ihn klagen, wie bei der Klage um den Einzigen; sie werden bitter um ihn weinen, wie man um den Erstgeborenen weint. (Sacharja 12,10)

Der Prophet spricht über jemanden, der durchbohrt, d. h. getötet, wurde. In diesem Prophetenwort spricht Gott. Er selber ist es, der sich als der Durchbohrte bezeichnet. Gott kann selbstverständlich nicht getötet werden. Doch Gott identifiziert sich mit dem Durchbohrten. Wir sehen hier eine prophetische Andeutung auf die göttliche Natur des leidenden Messias. Wenn das Haus Davids und die Einwohner Jerusalems auf ihn blicken und um ihn klagen, wird für sie eine Quelle gegen Sünde und Unreinheit entspringen, wie es in Sacharja 13,1 heißt:

An jenem Tag wird für das Haus David und für die Einwohner Jerusalems eine Quelle entspringen gegen Sünde und Unreinheit.

Auch dieser Prophet sieht eine Verbindung zwischen dem Durchbohrten und der Reinigung von Sünde.

In Sacharja 13,7 gibt es eine weitere Stelle zum Tod des Messias:

Schwert, erheb dich gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mir verbunden ist, – Spruch des HERRN der Heerscharen. Schlag den Hirten, dann werden sich die Schafe zerstreuen! Ich richte meine Hand gegen die Kleinen.

In Matthäus 26,31 hat Jesus diese Stelle auf sich bezogen:

Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr alle werdet in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen; denn in der Schrift steht: Ich werde den Hirten erschlagen, dann werden sich die Schafe der Herde zerstreuen.

Jesus ist dieser Hirte, der Mann, der Gott verbunden ist. Er wurde erschlagen, die Schafe (seine Jünger) haben sich zerstreut. Doch er ist auferstanden und hat seine Jünger wieder gesammelt.

Der letzte Satz von Sacharja 13,7 (Einheitsübersetzung: Ich richte meine Hand gegen die Kleinen) wird von anderen Übersetzungen anders wiedergegeben:

Und ich werde meine Hand den Kleinen zuwenden. (Elberfelder)

Ähnlich wie die Elberfelder Bibel übersetzen auch Luther, Schlachter und die Zürcher Bibel. Der hebräische Text ist für beide Interpretationen offen. Nach der Elberfelder Übersetzung würde der Text aussagen, dass Gott zwar den Hirten schlägt, aber er sich doch den Kleinen zuwendet. Die, die vor Gott klein sind, erfahren seine Zuwendung.

Ein schwieriger Text, der über den Tod eines Gesalbten spricht, ist in Daniel 9:

Siebzig Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um das Verbrechen zum Abschluss zu bringen und den Sünden ein Ende zu machen und die Schuld zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen und Vision und Propheten zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben. 25 So sollst du denn erkennen und verstehen: Von dem Zeitpunkt an, als das Wort erging, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen. Und 62 Wochen lang werden Platz und Stadtgraben wiederhergestellt und gebaut sein, und zwar in der Bedrängnis der Zeiten. 26 Und nach den 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden und wird keine Hilfe finden. Und das Volk eines kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und sein Ende ist in einer Überflutung; und bis zum Ende ist Krieg, fest beschlossene Verwüstungen. (Daniel 9,24-26 Elberfelder)

Der Prophet spricht über siebzig „Wochen“ bis zu denen „das Verbrechen zum Abschluss gebracht, den Sünden ein Ende gemacht und die Schuld gesühnt wird.“ Diese siebzig „Wochen“ werden unterteilt in sieben Wochen bis zu einem Gesalbten und daran anschließende 62 Wochen, nach denen ein Gesalbter ausgerottet werden wird. Im Rahmen dieses Beitrags möchte ich nur eine kurze Erklärung geben. Auf Nachfrage werde ich diese Erklärung gerne näher ausführen. Der erste Fürst ist Kyros, der in Jesaja 45,1 „Gesalbter“ genannt wird. Der nach 62 Wochen ausgerottete Gesalbte ist Jesus. Durch seinen Tod wird die ewige Gerechtigkeit eingeführt, Vision und Propheten versiegelt. Er ist die Sühne für unsere Sünden. Dieser Text kündet nicht nur den Tod des Messias an. Er lehrt uns auch, dass der Messias – und nicht Mohammed – das Siegel der Propheten ist.

Aus den Psalmen

Die Psalmen sind nicht als prophetische Schriften im eigentlichen Sinn zu verstehen, auch wenn sie vom Koran (4,163; 17,55; 21,105) als die Schriften Davids hochgeschätzt werden. In den Psalmen sind Gebete von Gerechten aus dem Volk Israel, in denen sie ihr Leben mit allen Erfahrungen vor Gott bringen. So weisen auch die Leiden, die sie erfahren mussten auf die Leiden des Gerechten schlechthin, des Messias, hin.

So sagt ein Frommer in Psalm 69,8-10:

Denn deinetwegen erleide ich Hohn und Schande bedeckt mein Angesicht. Entfremdet bin ich meinen Brüdern, den Söhnen meiner Mutter wurde ich fremd. 10 Denn der Eifer für dein Haus hat mich verzehrt, die Verhöhnungen derer, die dich verhöhnen, sind auf mich gefallen.

Dieser Psalm kann in seiner Gesamtheit nicht auf Jesus bezogen werden, da z. B. in Vers 6 von den Sünden des Beters die Rede ist. Doch wenn schon dieser unvollkommene Gerechte zu leiden hatte, kann das für den vollkommenen Gerechten, Jesus Christus, nicht ausgeschlossen werden.

In Psalm 116,15 lesen wir:

Kostbar ist in den Augen des HERRN der Tod seiner Frommen.

Das kann einerseits bedeuten, dass das Leben eines Frommen wertvoll für Gott ist. Andererseits heißt es auch, dass die Bereitschaft eines Gerechten, sein Leben hinzugeben und zu sterben, in den Augen des HERRN wertvoll ist. So war es auch mit Jesus, der sein Leben ganz hingegeben hat.

Vom Leiden eines Gerechten spricht auch Psalm 22. Diesen Psalm finden wir auch im Munde Jesu am Kreuz. Der Gerechte wird nicht einfach vor dem Leiden bewahrt. Aber Gott ist ihm auch in seinem Leiden nahe, wie es in Vers 25 ausgedrückt wird:

Denn er hat nicht verachtet, nicht verabscheut des Elenden Elend. Er hat sein Angesicht nicht verborgen vor ihm; er hat gehört, als er zu ihm schrie.

Als Folge des Leidens des Gerechten sollen sich die Völker zum Herrn bekehren.

Alle Enden der Erde sollen daran denken und sich zum HERRN bekehren: Vor dir sollen sich niederwerfen alle Stämme der Nationen. (Psalm 22,28)

Genauso geschah es mit Jesus. Jesus starb und erstand vor dem Toten. Seine Botschaft ging durch seine Jünger aus zu vielen Völkern, die dadurch zu Gott als ihrem Herrn fanden.

In Jesus erfüllte sich ein Wort aus Psalm 118:

22 Ein Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden. 23 Vom HERRN her ist dies gewirkt, ein Wunder in unseren Augen. (Psalm 118,22-23)

Verworfen durch sein eigenes Volk wurde Jesus zum Grundstein für das neue Volk Gottes, der Gemeinde seiner Jünger.

Schlussfolgerung

Der Tod Jesu war nicht ein Missgeschick, sondern Gottes Plan. Gott hat schon Jahrhunderte vorher durch seine Propheten darüber gesprochen. Das Leiden und Sterben Jesu von Nazareth war auch keine Illusion oder Täuschung, wie Muslime meinen, sondern Erfüllung der prophetischen Worte. So hat das auch Jesus selbst gesagt, sowohl vor als auch nach seiner Auferstehung.

31 Jesus versammelte die Zwölf um sich und sagte zu ihnen: Siehe, wir gehen nach Jerusalem hinauf; und es wird sich alles erfüllen, was bei den Propheten über den Menschensohn geschrieben steht. 32 Denn er wird den Heiden ausgeliefert, wird verspottet, misshandelt und angespuckt werden 33 und man wird ihn geißeln und töten und am dritten Tag wird er auferstehen. (Lukas 18,31-33)

25 Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. 26 Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen? 27 Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. (Lukas 24,25-27)

Wir dürfen und sollen unser Leben Gott anvertrauen, der nicht lügt und die Worte seiner Propheten in Jesus Christus zur Erfüllung gebracht hat.

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