Stellvertreter Jesu Christi?

Der Bischof der Kirche von Rom, in dem das vom Herrn einzig dem Petrus, dem Ersten der Apostel, übertragene und seinen Nachfolgern zu vermittelnde Amt fortdauert, ist Haupt des Bischofskollegiums, Stellvertreter Christi und Hirte der Gesamtkirche hier auf Erden; deshalb verfügt er kraft seines Amtes in der Kirche über höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt, die er immer frei ausüben kann.
(Codex des Kanonischen Rechts, Can. 331)

Die römisch-katholische Kirche sieht im Papst den Stellvertreter Jesu Christi auf Erden und hat dies auch in ihrem kirchlichen Rechtsbuch festgehalten.

Was sagen Jesus und seine Apostel dazu? Hat Jesus jemals erwähnt, dass er Petrus und seine Nachfolger zu seinen Stellvertretern berufen hat? Hat Petrus sich als Stellvertreter seines Herrn gesehen und darauf hingewiesen, dass auch seine Nachfolger als solche zu respektieren seien?

Jesus hat seinen Jüngern verheißen, dass er bei ihnen sein wird:

19 Weiter sage ich euch: Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. 20 Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Matthäus 18,19-20)

18 Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. 19 Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (Matthäus 28,18-20)

Wenn Jesus bei seinen Jüngern ist, warum braucht er dann noch einen Stellvertreter? Jesus ist bei den Seinen.

Jesus hat seinen Jüngern auch den Heiligen Geist verheißen:

15 Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. 16 Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. (Johannes 14,15-17)

Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. (Johannes 14,26)

Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen. (Johannes 15,26)

7 Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden. […] 13 Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird reden, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. 14 Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. (Johannes 16,7.13-14)

Jesus ist, auch wenn er leiblich abwesend ist, bei seinen Jüngern und er hat ihnen den Heiligen Geist gesandt, um sie zu leiten. Davon, dass einer seiner Jünger sein Stellvertreter sein sollte, hat er kein Wort gesagt. Auch in den zur Begründung des Papsttums herangezogenen Stellen Matthäus 16,18-19; Lukas 22,32; Johannes 21,15-17 geht es um keinen Stellvertreter Jesu Christi. Mehr dazu in den Beiträgen Du bist Petrus …, Die Schlüssel des Himmelreichs, „Stärke deine Brüder!“ und „Weide meine Schafe!“

Simon Petrus hat niemals den Anspruch erhoben, der Stellvertreter Jesu zu sein. Er hat den Ältesten der Gemeinden als ihr „Mitältester“ geschrieben:

Eure Ältesten ermahne ich, als Mitältester und Zeuge der Leiden Christi, der auch an der Herrlichkeit teilhaben soll, die sich offenbaren wird. (1 Petrus 5,1)

Am ehesten würden noch die Worte von Paulus an die Korinther passen:

Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! (2 Korinther 5,20)

Doch hier schreibt nicht Petrus, sondern Paulus. Er verkündet „an Christi statt“ die Botschaft der Versöhnung mit Gott durch Jesus Christus. Er machte das als Apostel („Gesandter“) in ganz besonderer Weise. Im Grunde macht das aber jeder Christ, der anderen Menschen das Evangelium weitergibt. In dieser Weise ist jeder Christ ein „Stellvertreter“ Jesu Christi. Oder genauer gesagt, ist es Jesus, der durch jeden seiner Jünger die Menschen zu sich und zur Versöhnung mit Gott ruft.

Man kann aus diesen Worten von Paulus nicht das Amt eines besonderen Stellvertreters Jesu Christi herauslesen. Paulus hat sich ganz in den Dienst Jesu gestellt. So konnte Jesus in Vollmacht durch ihn wirken. In unterschiedlicher Weise wirkt Jesus durch alle seine Jünger. Aber keiner seiner Jünger wird behaupten, er sei der Stellvertreter seines Herrn.

Schon gar nicht darf sich ein Mann wie der gegenwärtige Papst, der offen den Götzendienst fördert (mehr dazu hier) oder sündhafte Beziehungen segnen will (mehr dazu hier), anmaßen, als „Stellvertreter“ Christi aufzutreten, wo er doch in offenem Widerspruch zu Gott handelt. Jemand, der Jesus wirklich dienen will, lässt auch nicht zu, als „Heiliger Vater“ angesprochen zu werden.

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