10 Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut. 11 Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus. 12 Ob aber jemand auf dem Grund mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbaut: 13 Das Werk eines jeden wird offenbar werden; denn der Tag wird es sichtbar machen, weil er sich mit Feuer offenbart. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer prüfen. 14 Hält das Werk stand, das er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn. 15 Brennt es nieder, dann muss er den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch. (1 Korinther 3,10-15)
1 Korinther 3,15 ist eine der von Katholiken angeführten Belegstellen für das Fegefeuer oder den Reinigungsort (Purgatorium).
Der Katechismus der Katholischen Kirche schreibt dazu:
1030 Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können.
Das Fegefeuer ist also kein dritter Ort neben Himmel und Hölle, sondern wer es ins Fegefeuer geschafft hat, wird einmal in den Himmel kommen.
Der Katechismus fährt fort:
1031 Die Kirche nennt diese abschließende Läuterung der Auserwählten, die von der Bestrafung der Verdammten völlig verschieden ist, Purgatorium [Fegefeuer]. Sie hat die Glaubenslehre in bezug auf das Purgatorium vor allem auf den Konzilien von Florenz [Vgl. DS 1304] und Trient [Vgl. DS 1820; 1580] formuliert. Im Anschluß an gewisse Schrifttexte [Vgl. z.B. 1 Kor 3,15, 1 Petr 1,7] spricht die Überlieferung der Kirche von einem Läuterungsfeuer.
Nun stimmt es, dass die Heiligung in diesem Leben nicht vollendet sein wird. Wer zu sich ehrlich ist, wird immer wieder Punkte in seinem Leben entdecken, die Gott noch vervollkommnen muss. Doch ist in der Bibel nirgends die Rede davon, dass man zwischen seinem Tod und dem Eingehen in die himmlische Herrlichkeit eine Zeit lang in einem Läuterungsfeuer verbringen muss.
Zu dem mit Jesus gekreuzigten Mann, der sich am Kreuz zu Jesus bekannt hat, sagte Jesus:
Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. (Lukas 23,43)
Auch wenn dieser Mann nicht der Bösewicht war, als der er manchmal dargestellt wird, so hat er doch viel in seinem Leben gesündigt und hatte auch keine Gelegenheit dazu, sich in einem Leben der Nachfolge von Gott heiligen zu lassen. Trotzdem sagte Jesus zu ihm, dass er noch „heute“ mit ihm im Paradies sein werde.
In 1 Petrus 1,7, das vom Katechismus angeführt wird, geht es um die Läuterung durch Prüfungen (wohl Verfolgungen) im Leben auf dieser Erde.
6 Deshalb seid ihr voll Freude, wenn es für kurze Zeit jetzt sein muss, dass ihr durch mancherlei Prüfungen betrübt werdet. 7 Dadurch soll sich eure Standfestigkeit im Glauben, die kostbarer ist als Gold, das im Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist, herausstellen – zu Lob, Herrlichkeit und Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi. (1 Petrus 1,6-7)
Durch die Treue in den Anfechtungen wird der Glaube gestärkt werden. Petrus vergleicht das mit Gold, das im Feuer geprüft wird. Es geht keinesfalls um ein Reinigungsfeuer nach dem Tod.
In 1 Korinther 3 ist die Situation nicht ganz so einfach wie in 1 Petrus 1. In Vers 13 ist von einem Tag die Rede, der sich mit Feuer offenbart. Paulus hat mit diesem Tag wohl den Tag des Gerichts gemeint. An diesem Tag werden die Werke mit Feuer geprüft. Paulus schreibt nicht, dass der Gläubige nach dem Tod im Feuer gereinigt werden muss.
Im größeren Zusammenhang von 1 Korinther 3 geht es um die Parteiungen in Korinth. Manche halten mehr zu Petrus, andere mehr zu Apollos, andere zu Paulus. Paulus betont die Einheit, die zwischen diesen Männern Gottes herrschte und wie sie einander ergänzten.
Das Wichtigste ist das Fundament Jesus Christus. Das Fundament ist gelegt. Nun muss darauf weitergebaut werden. Paulus vergleicht in Vers 12 edle (Gold, Silber, kostbare Steine) und vergängliche (Holz, Heu, Stroh) Materialien. Die vergänglichen Materialien werden im Feuer verbrannt, den edlen kann das Feuer nichts anhaben. Wichtig ist, dass alle, auch die, deren Werke verbrennen werden, gebaut haben. Da war keiner, der sich faul zurückgezogen hat, da war auch keiner, der etwas am Bauwerk zerstört hat. Für die, die zerstören, gibt es nach Vers 17 keine Hoffnung:
Wer den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören. Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr.
Der Tag wird ans Licht bringen, ob die Werke vor Gott Bestand haben. Paulus führt nicht aus, welche Werke es sind, die verbrennen werden und welche es sind, die dem Feuer standhalten werden. Im Zusammenhang könnte gemeint sein, dass die Gläubigen, die zwar aktiv am Bau des Hauses Gottes arbeiten, aber auf menschliche Autoritäten fixiert sind, mit untauglichem Material arbeiten. Ihre Werke haben nicht Bestand. Doch sie sind Gläubige und werden gerettet werden. „So wie durch Feuer hindurch“ bedeutet, dass sie mit knapper Not gerettet werden, so wie jemand, der aus einem brennenden Haus herausgeholt wird, bevor die brennenden Balken einstürzen. Er wird mit knapper Not gerettet, aber er wird gerettet.
Paulus möchte dazu auffordern, die eigene Gesinnung zu reinigen. Es geht nicht darum, bestimmte Menschen im Fokus zu haben, auch wenn es sich um Apostel Christi handeln mag, sondern ganz auf Jesus Christus ausgerichtet zu sein. Es ist eine Ermahnung und Ermunterung, sich und seine Motivation zu prüfen und von Gott ändern zu lassen.
Um ein Reinigungsfeuer nach dem Tod, das nach katholischer Lehre durch Gebet für Verstorbene gemildert oder für den Betreffenden vorzeitig beendet werden kann, geht es in 1 Korinther 3 nicht.
1 Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt. 2 Denn es heißt: Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört, am Tag der Rettung habe ich dir geholfen. Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung. (2 Korinther 6,1-2)