Frühling, Ostern und die Auferstehung Jesu

Der Frühling ist da. Die Blumen blühen, auch der duftende Flieder erscheint in seiner Pracht. Die Laubbäume erstrahlen in frischem Grün. Zwitschernde Vögel schmettern ihren Gesang in die Luft. Und die jungen Frischlinge freuen sich im Sonnenschein.

Das Leben ist zurück.

Auch wenn der moderne Mensch durch die Annehmlichkeiten des technischen Fortschritts nicht mehr in dem Maße von der Natur abhängig ist wie frühere Generationen, erleben die meisten den Frühling als eine erfreuliche Jahreszeit, vor allem, wenn das Wetter auch entsprechend mitspielt.

Da passt es doch gut, dass wir ein Frühlingsfest haben. Ist nicht gerade das Osterfest das Fest des neu erwachenden Lebens? Wir erleben die Auferstehung der Natur. Die muss gefeiert werden.

Doch wie sieht das im Licht der Bibel und der Lebenspraxis der ersten Christen aus?

Es ist richtig, dass Jesus im Frühlingsbeginn anlässlich eines Pessachfestes gekreuzigt wurde und auferstanden ist. Mit größter Wahrscheinlichkeit war sein Todestag der 7. April 30. Am frühen Morgen des 9. April ist er Maria Magdalena und anderen Frauen als Auferstandener erschienen.

Doch waren sein Tod und seine Auferstehung Wirklichkeit. Jesus ist nicht ein Symbol der sterbenden und wiedererwachenden Natur. Sein Tod am Kreuz war bittere Realität, bestätigt durch einen römischen Soldaten, der seine Lanze in die Seite Jesu gestoßen hat (Johannes 19,34). Ebenso war seine Auferstehung Realität. Das Grab war tatsächlich leer und Jesus ist zu unterschiedlichen Anlässen verlässlichen Zeugen erschienen.

Wir befinden uns auf dem Boden der Geschichte, nicht im Rahmen einer Mythologie, in der ein Fruchtbarkeitsgott stirbt und wieder zum Leben erweckt wird.

Beim Pessachfest mag zwar ein Frühlingsfest von Hirten im Hintergrund gestanden sein. Doch Israel hat beim Pessach nicht den Frühling gefeiert, sondern die Befreiung aus der Knechtschaft der Ägypter.

[…] dann sagt: Es ist das Pessach-Opfer für den HERRN, der in Ägypten an den Häusern der Israeliten vorüberging, als er die Ägypter mit Unheil schlug, unsere Häuser aber verschonte. Das Volk verneigte sich und warf sich nieder. (Exodus 12,27)

Achte auf den Monat Abib und feiere dem HERRN, deinem Gott, das Pessach; denn im Monat Abib hat der HERR, dein Gott, dich nachts aus Ägypten geführt. (Deuteronomium 16,1)

Die Freude am Frühling war den Israeliten durchaus bekannt, wie man im Hohelied1 lesen kann:

10 Mein Geliebter hebt an und spricht zu mir: Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch! 11 Denn vorbei ist der Winter, verrauscht der Regen. 12 Die Blumen erscheinen im Land, die Zeit zum Singen ist da. Die Stimme der Turteltaube ist zu hören in unserem Land. 13 Am Feigenbaum reifen die ersten Früchte, die blühenden Reben duften. Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch! (Hohelied 2,10-13)

Aber das Wiedererwachen der Natur war nicht der Inhalt eines Festes. Das im Frühling gefeierte Pessach diente der Erinnerung an die Befreiung aus der Sklaverei.

Dass Jesus anlässlich des Pessachfestes getötet wurde und auferstanden ist, war kein Zufall. In Jesus hat die alttestamentliche Festordnung ihre Erfüllung gefunden. Jesus ist gekommen, um uns Freiheit zu schenken. Es geht nicht um die Freiheit von äußerer Knechtschaft, sondern um die Freiheit von der Sklaverei unserer Sünden, in die wir uns selbst gebracht haben.

Im Glauben an Jesus werden Tod und Auferstehung Jesu eine entscheidende Wirklichkeit unseres Lebens. Der alte Mensch wird mitgekreuzigt, damit ein neues Leben aus der Kraft seiner Auferstehung Wirklichkeit wird.

Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde, sodass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind. (Römer 6,6)

Er hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz in den himmlischen Bereichen gegeben. (Epheser 2,6)

1 Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! 2 Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische! 3 Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. 4 Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit. (Kolosser 3,1-4)

3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, 4 zu einem unzerstörbaren, makellosen und unvergänglichen Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt ist. (1 Petrus 1,3-4)

Das neue Leben, das ein Christ von Gott schon in dieser Welt empfängt, ist die Frucht der Auferstehung Jesu. Befreiung von Sünde und ein Leben nach dem Willen Gottes ist die sichtbare Folge des Todes und der Auferstehung Jesu im Leben eines Christen.

Da die Auferstehung Jesu das tägliche Leben bestimmt, finden wir im Neuen Testament auch kein Zeugnis dafür, dass die frühen Christen ein besonderes Fest der Auferstehung gefeiert hätten.

Im Galaterbrief hat Paulus die Gemeinden sogar ermahnt, dass sie bestimmte Zeiten einhielten.

10 Warum achtet ihr so ängstlich auf Tage, Monate, bestimmte Zeiten und Jahre? 11 Ich fürchte, ich habe mich vergeblich um euch bemüht. (Galater 4,10-11)

Konkret ging es darum, dass die aus dem Heidentum kommenden Christen Galatiens aufgrund der Propaganda von Judaisten2 begonnen hatten, nach den Bestimmungen des alttestamentlichen Gesetzes zu leben und auch die jüdischen Feste zu feiern. Paulus sagte nicht, dass sie anstelle des jüdischen Pessach doch die Auferstehung Jesu feiern sollten. Er tadelte ganz grundsätzlich das Achten auf bestimmte Zeiten. Das setzt voraus, dass es keine spezifischen christlichen Feste gab. Die Auferstehung Jesu war Wirklichkeit in ihrem täglichen Leben und wurde in ihrer täglichen Gemeinschaft untereinander sichtbar.

Zeugnisse für das Halten eines Paschafestes im christlichen Bereich gibt es seit dem 2. Jahrhundert, das damals natürlich nicht als Frühlingsfest verstanden wurde. Im Zentrum standen Tod und Auferstehung Jesu. Auch in den heutigen Liturgien der offiziellen Kirchen geht es nicht um das Erwachen der Natur im Frühling. In sehr formalisierter Form geht es nach wie vor um die Auferstehung Jesu. Ein Frühlingsfest wurde es angeregt durch die Jahreszeit vor allem unter den Menschen, die keinen so tiefen Bezug mehr zur biblischen Lehre haben.

Wenn die ersten Christen kein Pascha- oder Osterfest kannten, dann sollte die Konsequenz sein, zu den Ursprüngen zurückzukehren und das ganze Leben ein Fest zur Ehre Gottes aus der Kraft der Auferstehung Jesu werden zu lassen.

Am Frühling darf und soll man sich natürlich weiterhin freuen. Wir können dem Schöpfer nie genug danken für alles, was er uns an Gutem und Schönem schenkt.

Wie zahlreich sind deine Werke, HERR, sie alle hast du mit Weisheit gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen. (Psalm 104,24)


  1. Hinter dieser Frühlingsbeschreibung steckt durchaus eine geistliche Bedeutung. Mehr zum Verständnis des Hohelieds gibt es hier zu lesen. 
  2. Judaisten waren aus dem Judentum kommende Gläubige, die nicht nur selber den Glauben an Jesus mit der Einhaltung der Ritualbestimmungen der Thora verbinden wollten, sondern das auch von den Heidenchristen verlangten. Dadurch stellten sie sich außerhalb der Lehre der Apostel. Paulus hat sie im Galaterbrief scharf kritisiert. 

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