Sowohl die Bibel als auch der Koran schreiben über Jesus als dem Knecht oder Diener Gottes. Schauen wir uns Texte aus beiden Büchern an, um das Gemeinsame und die Unterschiede zu erkennen!
Im Alten Testament
Da die Schriften des Alten Testaments Jahrhunderte vor dem Kommen Jesu geschrieben wurde, können wir dort nur prophetische Texte über das Kommen des messianischen Knechtes Gottes erwarten. Wir finden diese vor allem im Buch Jesaja.
1 Siehe, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Nationen das Recht. 2 Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Gasse erschallen. 3 Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht. 4 Er verglimmt nicht und wird nicht geknickt, bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf seine Weisung warten die Inseln. […] 6 Ich, der HERR, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich schaffe und mache dich zum Bund mit dem Volk, zum Licht der Nationen, 7 um blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und die im Dunkel sitzen, aus der Haft. (Jesaja 42,1-4.6-7)
Der kommende Knecht Gottes sollte das Recht zu den Nationen bringen. Er kommt nicht mit äußerlicher großer Propaganda und richtet die Schwachen auf. Er macht Blinde sehend und schenkt Freiheit.
1 Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker in der Ferne! Der HERR hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt. 2 Er machte meinen Mund wie ein scharfes Schwert, er verbarg mich im Schatten seiner Hand. Er machte mich zu einem spitzen Pfeil und steckte mich in seinen Köcher. 3 Er sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will. 4 Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft für Nichtiges und Windhauch vertan. Aber mein Recht liegt beim HERRN und mein Lohn bei meinem Gott. 5 Jetzt aber hat der HERR gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht geformt hat, damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammelt werde. So wurde ich in den Augen des HERRN geehrt und mein Gott war meine Stärke. 6 Und er sagte: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht der Nationen; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht. 7 So spricht der HERR, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu dem tief verachteten Mann, dem Abscheu der Nation, dem Knecht der Herrschenden: Könige werden es sehen und sich erheben, Fürsten werfen sich nieder, um des HERRN willen, der treu ist, um des Heiligen Israels willen, der dich erwählt hat. (Jesaja 49,1-7)
Auch hier wird wieder die Sendung des Knechtes zu allen Völkern betont. Sein Schwert ist der Mund. Er kämpft nicht mit eisernen Waffen, sondern mit dem Wort. Wenn er in Vers 3 mit dem Namen „Israel“ gerufen wird, dann ist das wohl als Ehrenname zu verstehen. In Vers 6 wird der Knecht deutlich vom Volk Israel unterschieden. Es ist seine Aufgabe, dieses Volk wieder aufzurichten. Der Knecht ist tief verabscheut. Aber er bewirkt, dass sich Fürsten um des HERRN willen niederwerfen.
Wer von euch den HERRN fürchtet, der höre auf die Stimme seines Knechtes. Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des HERRN und verlasse sich auf seinen Gott. (Jesaja 50,10)
13 Siehe, mein Knecht wird Erfolg haben, er wird sich erheben und erhaben und sehr hoch sein. 14 Wie sich viele über dich entsetzt haben – so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen – , 15 so wird er viele Nationen entsühnen, Könige schließen vor ihm ihren Mund. Denn was man ihnen noch nie erzählt hat, das sehen sie nun; was sie niemals hörten, das erfahren sie jetzt. 53,1 Wer hat geglaubt, was wir gehört haben? Der Arm des HERRN – wem wurde er offenbar? 2 Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger Spross, wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden. Er hatte keine schöne und edle Gestalt, sodass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm. 3 Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht. 4 Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. 5 Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt. 6 Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der HERR ließ auf ihn treffen die Schuld von uns allen. 7 Er wurde bedrängt und misshandelt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf vor seinen Scherern verstummt, so tat auch er seinen Mund nicht auf. 8 Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen der Vergehen meines Volkes zu Tode getroffen. 9 Bei den Frevlern gab man ihm sein Grab und bei den Reichen seine Ruhestätte, obwohl er kein Unrecht getan hat und kein trügerisches Wort in seinem Mund war. 10 Doch der HERR hat Gefallen an dem von Krankheit Zermalmten. Wenn du, Gott, sein Leben als Schuldopfer einsetzt, wird er Nachkommen sehen und lange leben. Was dem HERRN gefällt, wird durch seine Hand gelingen. 11 Nachdem er vieles ertrug, erblickt er das Licht. Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die Vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich. 12 Deshalb gebe ich ihm Anteil unter den Großen und mit Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Abtrünnigen rechnen ließ. Er hob die Sünden der Vielen auf und trat für die Abtrünnigen ein. (Jesaja 52,13-53,12)
Diese Verse sprechen von der tiefen Erniedrigung des Knechts, bis in den Tod hinein. Er ist wie ein Lamm, das zum Schlachten geführt wird. Aber auf die Erniedrigung folgt die Erhöhung. All das Leid, das ihm geschieht, dient zum Besten der Menschen, deren Sünden er trägt.
Im Neuen Testament
Jesus ist der im Alten Testament verheißene Knecht Gottes. Doch hat er sich selbst niemals „Knecht Gottes“ genannt. Er sprach von sich selbst immer als dem Sohn. Auch die Himmelsstimme bei seiner Taufe bezeugte ihn als Sohn Gottes:
Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. (Matthäus 3,17)
Diese Worte erinnern an Jesaja 42,1. Doch ist hier nicht vom Knecht, sondern vom Sohn die Rede. Gott bezeugte am Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu, dass Jesus der verheißene Knecht ist, aber noch mehr: sein geliebter Sohn. So übersteigt die Erfüllung des Prophetenwortes die ursprüngliche Verheißung.
In Matthäus 12,18-21 zitiert der Evangelist Jesaja 42,1-4 und sieht dieses Wort in Jesus erfüllt.
Die Apostel haben Jesus als Knecht Gottes verkündet:
Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr ausgeliefert und vor Pilatus verleugnet habt, obwohl dieser entschieden hatte, ihn freizulassen. (Apostelgeschichte 3,13)
Für euch zuerst hat Gott seinen Knecht erweckt und gesandt, damit er euch segnet und jeden von seiner Bosheit abbringt. (Apostelgeschichte 3,26)
27 Wahrhaftig, verbündet haben sich in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels, 28 um alles auszuführen, was deine Hand und dein Wille im Voraus bestimmt haben, dass es geschehe. 29 Doch jetzt, Herr, sieh auf ihre Drohungen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut dein Wort zu verkünden! 30 Streck deine Hand aus, damit Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus! (Apostelgeschichte 4,27-30)
Gerade, wenn es um das Leiden und die Auferstehung Jesu ging, haben die Apostel über ihn als Knecht gesprochen. Dadurch wiesen sie auf die Verheißung in Jesaja 53 hin.
In diesen Zusammenhang passen auch die Worte von Paulus an die Philipper:
6 Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, 7 sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; 8 er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, 10 damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu 11 und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes, des Vaters. (Philipper 2,6-11)
Obwohl er Gott gleich war, hat er sich erniedrigt, hat sich nicht geschämt, wie ein Sklave zu sein und den schändlichen Tod am Kreuz zu sterben. Doch aus der tiefsten Erniedrigung wurde er erhöht. Vor ihm wird sich jedes Knie beugen. Sein Name ist über allen Namen. Er ist der Herr.
Im Koran
Christus wird es sicher nicht aus Widerwillen ablehnen, Diener Gottes zu sein, und auch nicht die in die Nähe (Gottes) zugelassenen Engel. Wenn einer es aus Widerwillen ablehnt, Ihm zu dienen, und sich hochmütig zeigt, so wird Gott doch sie allesamt zu sich versammeln. (4,172 Khoury)
Er sagte: «Ich bin der Diener Gottes. Er ließ mir das Buch zukommen und machte mich zu einem Propheten. (19,30 Khoury)
Beide Aussagen sind korrekt. Jesus hat nie irgend einen Widerwillen gegen das Tun des Willens Gottes gezeigt. Sein ganzes Leben auf dieser Erde war Dienst und Hingabe bis in den Tod hinein. Es ist nur schade, dass dieselbe Sure 4 wenige Verse zuvor, in Vers 157 genau dieses Faktum leugnet. So wird der Höhepunkt des Dienstes Jesu bestritten und seine Hingabe abgeschwächt.
Ebenso verstellt die 19. Sure den Blick auf die volle Bedeutung Jesu, wenn es in 19,93 heißt:
Niemand in den Himmeln und auf der Erde wird zum Erbarmer anders denn als Diener kommen können.
Dieser Vers ist in eindeutiger Ablehnung der Gottessohnschaft Jesu geschrieben worden. Wenn wir als Menschen unsere Geschöpflichkeit betrachten, dann stimmt es gewiss, dass von uns aus gesehen wir uns Gott nur als seine Diener nahen dürfen. Doch Jesus ist Gottes ewiger Sohn, der aus Liebe zu uns Mensch und Diener geworden ist. Seine Beziehung zum Vater ging immer über das Dienersein hinaus. Er ist Sohn Gottes für alle Ewigkeit.
Durch Jesus verändert sich auch die Beziehung der Gläubigen zu Gott. So sagte Jesus zu seinen Jüngern:
Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. (Johannes 15,15)
Weiters heißt es:
Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben. (Johannes 1,12)
Durch Jesus werden Gottes Knechte seine Freunde und Kinder. Das ist das große Geschenk, das uns Gott durch seinen Knecht und Sohn Jesus gemacht hat.
Es ist sehr traurig, dass der Islam den Menschen dieses Geschenk Gottes verweigert.