1 Die Verheißung
Im Buch Deuteronomium lesen wir folgenden Text:
9 Wenn du in das Land hineinziehst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, sollst du nicht lernen, die Gräuel dieser Völker nachzuahmen. 10 Es soll bei dir keinen geben, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, keinen, der Losorakel befragt, Wolken deutet, aus dem Becher weissagt, zaubert, 11 Gebetsbeschwörungen hersagt oder Totengeister befragt, keinen Hellseher, keinen, der Verstorbene um Rat fragt. 12 Denn jeder, der so etwas tut, ist dem HERRN ein Gräuel. Wegen dieser Gräuel rottet sie der HERR, dein Gott, aus. 13 Du sollst ganz und gar bei dem HERRN, deinem Gott, bleiben. 14 Denn diese Völker, deren Besitz du übernimmst, hören auf Wolkendeuter und Orakelleser. Für dich aber hat der HERR, dein Gott, es anders bestimmt. 15 Einen Propheten wie mich wird dir der HERR, dein Gott, aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören. 16 Der HERR wird ihn als Erfüllung von allem erstehen lassen, worum du am Horeb, am Tag der Versammlung, den HERRN, deinen Gott, gebeten hast, als du sagtest: Ich kann die donnernde Stimme des HERRN, meines Gottes, nicht noch einmal hören und dieses große Feuer nicht noch einmal sehen, ohne dass ich sterbe. 17 Damals sagte der HERR zu mir: Was sie von dir verlangen, ist recht. 18 Einen Propheten wie dich will ich ihnen mitten unter ihren Brüdern erstehen lassen. Ich will ihm meine Worte in den Mund legen und er wird ihnen alles sagen, was ich ihm gebiete. 19 Den aber, der nicht auf meine Worte hört, die der Prophet in meinem Namen verkünden wird, ziehe ich selbst zur Rechenschaft. (Deuteronomium 18,9-19)
Anders als die Völker Kanaans soll Israel sich nicht mit abergläubischen Praktiken abgeben. Gott verheißt seinem Volk, dass er sie durch Propheten führen wird. Im unmittelbaren Zusammenhang des Textes geht es allgemein um Propheten. Dafür sprechen auch die Folgeverse, in denen von der Strafe für falsche Propheten die Rede ist, und davon, wie man echte Prophetie erkennen kann.
Aber es geht noch um mehr. In der Geschichte Israels hat Gott zu seinem Volk immer wieder durch Propheten gesprochen. Aber keiner dieser Propheten war wie Mose.
Darum lesen wir in den Schlussversen von Deuteronomium:
10 Niemals wieder ist in Israel ein Prophet wie Mose aufgetreten. Ihn hat der HERR von Angesicht zu Angesicht erkannt, 11 für all die Zeichen und Wunder, die er in Ägypten im Auftrag des HERRN am Pharao, an seinem ganzen Hof und an seinem ganzen Land getan hat, 12 zu all den Beweisen seiner starken Hand und zu all den Furcht erregenden und großen Taten, die Mose vor den Augen von ganz Israel vollbracht hat. (Deuteronomium 34,10-12)
Dieser Vers ist erst geraume Zeit nach dem Tod Moses geschrieben worden. Er beschreibt die Erfahrung, dass zwar Propheten kamen, aber keiner von ihnen so wie Mose war. Dadurch wurde klar, dass die Worte in Kapitel 18 nicht nur allgemein über kommende Propheten sprachen, sondern dass Gott einen bestimmten Propheten wie Mose senden würde.
2 Wie wird dieser Prophet sein?
In den zitierten Texten finden wir einige Punkte, die auf den Propheten zutreffen sollen:
- „einen Propheten wie mich“
In diese Worte kann man viele Detailpunkte hineinlesen, die aber nicht unbedingt zutreffen müssen. Manche Muslime betonen, dass Mose verheiratet war, dass er Kriege geführt hat, dass er ein Führer des Volkes war …
Diese Punkte treffen z. B. auch auf David zu.
Ein anderer Vergleichspunkt könnte sein, dass es einen geistlichen Neubeginn gab, dass Gott durch ihn einen Bund schloss.
Oder man könnte den Vergleich darin sehen, dass Gott durch Mose sein Volk aus der Sklaverei befreit hat. - „aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern“
Wörtlich heißt es: „aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern“. Eine ähnliche Formulierung finden wir in Deuteronomium 17,15, wo es um den König geht: „aus der Mitte deiner Brüder“. Dort wird noch ergänzend hinzugefügt, dass sie keinen Ausländer über sich als König setzen dürfen.
Der kommende Prophet wird aus Israel kommen, aus der Mitte des Volkes. - „Ich will ihm meine Worte in den Mund legen und er wird ihnen alles sagen, was ich ihm gebiete.“
Dieses Kriterium gilt nicht nur für DEN Propheten, sondern für jeden echten Propheten. - „Ihn hat der HERR von Angesicht zu Angesicht erkannt“
Über Mose lesen wir, dass er eine besonders vertraute Beziehung zu Gott hatte, etwa in Numeri 12,6-8, wo Gott zu Aaron und Mirjam spricht:
Hört doch meine Worte! Wenn ein Prophet des HERRN unter euch ist, dem will ich mich in einer Erscheinung zu erkennen geben, im Traum will ich mit ihm reden. So steht es nicht mit meinem Knecht Mose. Er ist treu in meinem ganzen Haus; mit ihm rede ich von Mund zu Mund, im Sehen und nicht in Rätselworten, und die Gestalt des HERRN schaut er. (Elberfelder Übersetzung)
Die Beziehung des kommenden Propheten zu Gott sollte mindestens ebenso vertraut sein. - „Zeichen und Wunder“
So wie Mose wird auch der kommende Prophet viele Wunder vollbringen.
3 Was sagt das Neue Testament dazu?
3.1 Die Erwartung der Juden
Im 1. Jahrhundert gab es eine starke Messiaserwartung. Deswegen brauchen wir uns über diesen Dialog nicht zu wundern:
19 Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du? 20 Er bekannte und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Christus. 21 Sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. 22 Da sagten sie zu ihm: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Antwort geben. Was sagst du über dich selbst? 23 Er sagte: Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. 24 Die Abgesandten gehörten zu den Pharisäern. 25 Sie fragten Johannes und sagten zu ihm: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Christus bist, nicht Elija und nicht der Prophet? 26 Johannes antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt, 27 der nach mir kommt; ich bin nicht würdig, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. 28 Dies geschah in Betanien, jenseits des Jordan, wo Johannes taufte. (Johannes 1,19-28)
Aus diesem Gespräch geht hervor, dass Johannes sich selbst nicht für den Christus (Messias) hielt, auch nicht für den Propheten, und auch nicht für Elija. Weiters können wir sehen, dass die Priester und Leviten, die Johannes befragten drei verschiedene Personen erwarteten: den Messias, Elija und den Propheten.
In Bezug auf Elija lehnte Johannes ab, Elija im wörtlichen Sinn zu sein. Viele Juden erwarteten nach ihrem Verständnis von Maleachi 3,23, dass der alttestamentliche Elija wiederkommen werde. In Lukas 1,17 sagte der Engel zu Zacharias, dass sein Sohn vor dem Herrn in dem Geist und der Kraft des Elija einhergehen werde. In diesem Sinn hat auch Jesus in Matthäus 17,12-13 bestätigt, dass Johannes Elija war.
Im Zusammenhang mit der Erwartung des Propheten können wir aus dem Gespräch mit Johannes zwei Dinge entnehmen. Zum einen, dass die Juden in ihrer Erwartung zwischen dem Messias und dem Propheten unterschieden, und zum anderen, dass Johannes weder der Messias noch der Prophet war.
Nicht entnehmen können wir diesem Gespräch aber, ob diese Unterscheidung zwischen dem Messias und dem Propheten, die die Juden hatten, korrekt war. Warum sollte es nicht möglich sein, dass beide Verheißungen in derselben Person erfüllt werden?
Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein. (Johannes 6,14-15)
Diese Begebenheit nach der Speisung der 5000 zeigt uns, dass es unter den Juden auch Menschen gab, die nicht sorgfältig zwischen dem kommenden Propheten und dem erwarteten Messiaskönig unterschieden, sondern diese beiden Figuren in einer Person verbanden. Sie hielten Jesus für den Propheten und wollten ihn deswegen zum (messianischen) König machen. Da Jesus nicht ein politischer Messias war, wie ihn sich viele Juden erhofften, zog er sich zurück.
Einige aus dem Volk sagten, als sie diese Worte hörten: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. Andere sagten: Dieser ist der Christus. Wieder andere sagten: Kommt denn der Christus aus Galiläa? (Johannes 7,40-41)
Hier scheint es wieder so zu sein, dass die Erwartung des Propheten und die des Christus unterschiedlich waren, obwohl beide Gruppen ihre Erwartung in Jesus erfüllt sahen.
Aus all den betrachteten Texten können wir nur die Erwartung der Menschen kennenlernen, nicht aber den Plan Gottes.
3.2 Was sagte Jesus dazu?
Im Evangelium lesen wir kein Wort Jesu, in welchem er sich direkt auf Deuteronomium 18 bezieht. Bedenkenswert ist folgende Stelle:
Denkt nicht, dass ich euch beim Vater anklagen werde; Mose klagt euch an, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. Wenn ihr Mose glauben würdet, müsstet ihr auch mir glauben; denn über mich hat er geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie könnt ihr dann meinen Worten glauben? (Johannes 5,45-47)
Jesus beruft sich darauf, dass Mose über ihn geschrieben hat. Die Stelle, an der Mose am klarsten über jemanden, der kommen wird, spricht, ist Deuteronomium 18. Es legt sich daher nahe, dass er an diese Stelle gedacht hat und sich als den von Mose angekündigten Propheten gesehen hat.
In der Bergpredigt bezieht sich Jesus auf Worte aus dem mosaischen Gesetz, um diese in seiner eigenen Autorität neu zu interpretieren, zum Beispiel:
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. (Matthäus 5,27-28)
Jesus spricht hier mit einer Autorität („Ich aber sage euch“), die über die des Mose hinausgeht.
Im Zusammenhang mit der Ehescheidung weist Jesus auf die Unvollkommenheit des mosaischen Gesetzes hin:
Sie sagten zu ihm: Wozu hat dann Mose vorgeschrieben, der Frau eine Scheidungsurkunde zu geben und sie aus der Ehe zu entlassen? Er antwortete: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch gestattet, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so. (Matthäus 19,7-8)
Jesus hat hier das mosaische Gesetz korrigiert, hat also mindestens dieselbe Autorität wie Mose beansprucht.
In dieselbe Richtung weisen auch die Worte Jesu im Zusammenhang von Reinheit und Unreinheit.
14 Dann rief er die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage! 15 Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. 17 Er verließ die Menge und ging in ein Haus. Da fragten ihn seine Jünger nach dem Sinn dieses rätselhaften Wortes. 18 Er antwortete ihnen: Begreift auch ihr nicht? Versteht ihr nicht, dass das, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht unrein machen kann? 19 Denn es gelangt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen und wird wieder ausgeschieden. Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein. 20 Weiter sagte er: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. 21 Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, 22 Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft. 23 All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein. (Markus 7,14-23)
Jesus hat als Jude unter Juden die mosaischen Speisevorschriften befolgt, hat aber festgestellt, dass Speisen den Menschen nicht verunreinigen. Der Mensch soll sich nicht vor unreinen Speisen hüten, sondern vor den Sünden, die ihn wirklich unrein machen.
Jesus hat zwar nicht gesagt: „Ich bin der von Mose verheißene Prophet.“ Seine Lehre zeigt aber, dass er für sich eine Autorität beanspruchte, die noch über die des Mose hinausging.
Erwähnenswert ist auch die Verklärung Jesu bei der ihm Mose und Elija erschienen (Lukas 9,28-36). Man könnte das als Indiz sehen, dass Jesus der von Mose verheißene Prophet ist.
3.3 Was lehrten die Jünger Jesu?
Kurze Zeit nach der Himmelfahrt Jesu heilte Petrus, ein Jünger Jesu, einen Mann, der seit seiner Geburt lahm war. Anschließend sprach er zur Volksmenge, die voll Erstaunen über dieses Wunder zusammengelaufen war. Gegen Ende seiner Rede sagte er:
Mose hat gesagt: Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken. Auf ihn sollt ihr hören in allem, was er zu euch sagt. Jeder, der auf jenen Propheten nicht hört, wird aus dem Volk ausgemerzt werden. (Apostelgeschichte 3,22-23)
Petrus hat verkündet, dass Jesus der von Mose verheißene Prophet ist. Woher nahm Petrus diese Erkenntnis? Petrus war einer der engsten Jünger Jesu und hat all seine Wunder gesehen, all seine Worte gehört. Der Heilige Geist, der von Jesus verheißen und gesandt wurde (Johannes 15,26; 16,13), hat ihm wohl auch zu dieser Erkenntnis geholfen.
Bedenkenswert ist aber auch, was wir in Lukas 24,44-45 lesen. Jesus sprach nach seiner Auferstehung zu seinen Jüngern:
Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht. Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften.
Jesus selbst hat seinen Jüngern nach seiner Auferstehung die Schriften erklärt. Auch wenn es laut Lukas 24,46 vor allem um den Tod und die Auferstehung ging, legt sich nahe, dass er auch auf die Verheißung des Mose Bezug genommen hat. Immerhin erwähnt Jesus auch das Gesetz des Mose.
Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass Petrus sein Verständnis von Deuteronomium 18 direkt von Jesus übernommen hat.
Stephanus erwähnte in seiner Rede die Verheißung Moses:
Dies ist der Mose, der zu den Söhnen Israels gesagt hat: Einen Propheten wie mich wird Gott euch aus euren Brüdern erwecken. (Apostelgeschichte 7,37)
Er sagte zwar nicht ausdrücklich, dass er diese Verheißung in Jesus erfüllt sah. Aber ihre Erwähnung in seiner Verteidigungsrede ist nur sinnvoll, wenn er Jesus als den verheißenen Propheten sah. Gerade weil ihm vorgeworfen wurde, dass er lehre, dass Jesus die von Mose angeordneten Bräuche ändern würde (Apostelgeschichte 6,14), wollte Stephanus ausdrücken, dass Jesus der von Mose verheißene Prophet ist.
Aus der Verkündigung von Petrus und Stephanus können wir sehen, dass in der Urkirche Jesus als der von Mose verheißene Prophet betrachtet wurde.
4 Zur islamischen Sicht
Im Koran gibt es keinen direkten Bezug auf Deuteronomium 18. Auch in den Hadithen scheint es keinen Bezug auf diese Verheißung zu geben. Falls muslimische Leser dieses Artikels einen Bezug kennen, ersuche ich sie um Mitteilung dieses Hadiths.
Wenn Apologeten Mohammed als den von Mose angekündigten Propheten sehen wollen, hängt das mit einer Koranstelle zusammen, die behauptet, dass er in der Thora angekündigt ist.
[…] die dem Gesandten, dem schriftunkundigen Propheten, folgen, den sie bei sich in der Tora und im Evangelium aufgeschrieben finden. Er gebietet ihnen das Rechte und verbietet ihnen das Verwerfliche, er erlaubt ihnen die guten Dinge und verbietet ihnen die schlechten, und er nimmt ihnen ihre Bürde und die Fesseln ab, die auf ihnen lagen. Diejenigen nun, die an ihn glauben, ihm beistehen, ihm helfen und dem Licht, das mit ihm herabgesandt worden ist, folgen, das sind diejenigen, denen es wohl ergeht.“ (Sure 7,157)
Es gibt zwar etliche Stellen in der Thora, die von Muslimen mit einiger Fantasie und ohne Berücksichtigung des Zusammenhangs auf Mohammed bezogen werden. Die nächstliegende Stelle ist aber Deuteronomium 18.
Obwohl weder der Koran noch die Hadithe Mohammed mit dem von Mose verheißenen Propheten gleichsetzen, versuchen Apologeten im Gefolge Ahmed Deedats verschiedene Punkte herauszuarbeiten, bei denen Mohammed und nicht Jesus in Parallele zu Moses stehen.
Eine Liste von Vergleichspunkten findet man etwa hier.
Etliche Vergleichspunkte beziehen sich auf reine Äußerlichkeiten, wie dass sowohl Mose als auch Mohammed Vater und Mutter hatten, unter normalen, natürlichen Umständen geboren wurden, verheiratet waren und Kinder hatten, oder dass beide eines natürlichen Todes starben und begraben in der Erde liegen. Diese Parallelen bestehen zwischen Mose und sehr vielen Menschen, betreffen aber nicht die Aufgabe des Propheten.
Weitere Punkte:
- Mose und Mohammed wurden von ihrem Volk als Propheten akzeptiert, Jesus aber nicht.
Die Akzeptanz beim eigenen Volk ist kein von Mose erwähntes Kriterium. Überdies hat Mohammed seine Akzeptanz bei seinem Volk mit kriegerischer Gewalt durchgesetzt, was Mose nicht tat. - Mose und Mohammed waren königliche Herrscher, was Jesus abgelehnt hatte.
Genau das war die große Änderung, die mit dem Messias gekommen ist. Das Reich Gottes war nicht mehr eine politische Wirklichkeit, sondern eine geistliche Wirklichkeit. Dass Mohammed diese Änderung, die der Messias gebracht hatte, nicht akzeptiert hat, spricht gegen ihn. - Moses und Mohammed überbrachten ihren Völkern jeweils neue Gesetzesvorschriften.
Jesus hat kein neues Gesetzeswerk gebracht, sondern hat seinen Nachfolgern eine neue Qualität der Beziehung zu Gott geschenkt. Diese Beziehung wird durch den Heiligen Geist bestimmt. Als Kinder Gottes handeln Christen aus der Liebe heraus, die die Erfüllung des Gesetzes ist, nicht aufgrund eines detaillierten Gesetzeskorpus. Mohammed hat durch die Wiedereinführung einer Gesetzesreligion aktiv gegen das Werk Jesu gehandelt.
Dann wird noch behauptet, dass der verheißene Prophet kein Israelit sein könne:
Die Prophezeiung weist ja deutlich darauf hin, daß der bezeichnete Prophet, der wie Moses sein würde, nicht aus den Kindern Israels erweckt würde, sondern aus ihren Brüdern; und Muhammad war aus den Brüdern der Israeliten.
Diese Behauptung kann man nur eine freche Verdrehung des biblischen Textes nennen. Deuteronomium 18,15 sagt wörtlich: „aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern.“ Auch die parallele Formulierung aus dem Königsgesetz in Deuteronomium 17,15, wo betont wird, dass es sich um keinen Ausländer handeln dürfe, widerlegt diese anmaßende Behauptung. Die Bibel sagt eindeutig, dass der Prophet aus dem Volk Israel kommen wird.
Was die Ismaeliter betrifft, so nennt sie Psalm 83,7 unter den feindlichen Völkern, die einen Bund gegen Gott geschlossen haben:
Ja, sie halten einmütig Rat, schließen gegen dich einen Bund: Edoms Zelte und die Ismaeliter, Moab und die Hagariter, Gebal, Ammon und Amalek, das Philisterland mit den Bewohnern von Tyrus. (Psalm 83,6-8)
Ausgerechnet von den Feinden Gottes sollte dieser große Prophet kommen?
Es wird noch auf Deuteronomium 18,18b „Ich will ihm meine Worte in den Mund legen.“ Bezug genommen. Diese Worte treffen auf jeden echten Propheten zu. Mohammed hat aber nach seinen eigenen Behauptungen die Worte nicht von Gott erhalten, sondern von einem Engel. Es war also nicht Gott, der die Worte in Mohammeds Mund gelegt hat.
Mohammed hat auch Worte als Befehle Allahs ausgegeben, die unmöglich von Gott stammen können. So behauptet er in Sure 33,37, Gott habe ihm befohlen, die geschiedene Frau seines Adoptivsohns zu heiraten, was nach Lukas 16,18 Ehebruch ist.
In der muslimischen Argumentation wird nicht auf die Punkte aus Deuteronomium 34,10-12 eingegangen. Weder die unmittelbare vertraute Beziehung, die Mose mit Gott hatte, noch die Zeichen und Wunder finden sich bei Mohammed. Mohammed empfing seine Offenbarungen nach eigenen Angaben nicht von Gott direkt, sondern durch Vermittlung eines Engels. Im Koran finden wir auch keine Wunder Mohammeds. Das angebliche Wunder der Mondspaltung wird aus dem Satz „Der Mond hat sich gespalten.“ (Sure 54,1) entnommen, der auch von Muslimen unterschiedlich verstanden wird. Ohne Erklärungen aus viel späterer Zeit bliebe dieser Vers unverständlich.
Als nun die Wahrheit von Uns her zu ihnen kam, sagten sie: „Wäre ihm doch das gleiche gegeben worden, was Musa gegeben wurde!“ Haben sie denn nicht das verleugnet, was zuvor Musa gegeben wurde? Sie sagen: „Zwei Zauberwerke, die einander beistehen.“ Und sie sagen: „Wir verleugnen sie alle (beide).“ (Sure 28,48)
Dieser Vers setzt voraus, dass Mohammed nicht das Gleiche zugekommen ist, was Mose zugekommen ist. Bei Mohammed fehlten die Wunder. Das bestätigt der Koran auch in Sure 13,7:
Diejenigen, die ungläubig sind, sagen: „Wenn doch ein Zeichen von seinem Herrn auf ihn herabgesandt würde!“ Du bist aber nur ein Überbringer von Warnungen. Und jedes Volk hat einen, der es rechtleitet.
Wir sehen, dass bei Mohammed wesentliche Punkte fehlen, die den von Mose verheißenen Propheten charakterisieren. Er war weder aus dem Volk Israel, noch hatte er eine direkte vertraute Beziehung zu Gott. Auch Wunder hatte er keine gewirkt. Mohammed kann daher auf keinen Fall dieser Prophet sein.
Im Gegenteil: Bei Mohammed trifft Deuteronomium 18,20 zu.
Doch ein Prophet, der sich anmaßt, in meinem Namen ein Wort zu verkünden, dessen Verkündigung ich ihm nicht geboten habe, oder der im Namen anderer Götter spricht, ein solcher Prophet soll sterben.
Es wurde bereits Sure 33,37 als ein Wort erwähnt, das unmöglich vom wahren Gott stammen kann.
Weiters ist in diesem Zusammenhang auch auf die „Satanischen Verse“ hinzuweisen. Islamische Quellen (Ibn Ishaq, Al-Tabari) sprechen davon, dass Mohammed Verse von Satan in den Mund gelegt wurden, die die Töchter Allahs als Mittlerinnen bezeichneten. Daraufhin wurde er von Gabriel korrigiert. Einem wahren Propheten kann Satan keine Worte in den Mund legen. Zur Zeit Moses wäre Mohammed als falscher Prophet getötet worden.
Nicht Mohammed ist der Prophet wie Mose, sondern Jesus. Das war die Botschaft der frühen Christen, die Jesus als diesen Propheten erkannt haben. Er hat ebenso wie Mose einen Bund geschlossen. Sein Bund bleibt in alle Ewigkeit.