Und Allah hat als Gleichnis für diejenigen, die glauben, dasjenige von Firʿauns Frau geprägt. Als sie sagte: „Mein Herr, baue mir bei Dir ein Haus im (Paradies)garten, und errette mich von Firʿaun und seinem Werk, und errette mich von dem Volk der Ungerechten.“ (Sure 66,11)
Sure 66 beschäftigt sich mit den Eheproblemen Mohammeds. Allahs ewiges Wort ist eingeschritten, als Mohammed seinen Ehefrauen einen Verzicht auf etwas versprochen hat, was ihm Allah aber zugestanden hat1. Es war für Allah so wichtig, dass Mohammed nicht unter dem Druck seiner Frauen auf etwas verzichtet, was ihm Allah erlaubt hat, sodass Allah schon vor aller Ewigkeit in seinem „unabänderlichen“ Wort festgelegt hat, dass Mohammed nicht auf seine Rechte verzichten darf.
O Prophet, warum verbietest du, was Allah dir erlaubt hat, indem du danach trachtest, die Zufriedenheit deiner Gattinnen zu erlangen? Und Allah ist Allvergebend und Barmherzig. (Sure 66,1)
In diesem Zusammenhang hat Allah auf die Beispiele zweier ungläubiger Frauen von Propheten hingewiesen.
Allah hat als Gleichnis für diejenigen, die ungläubig sind, dasjenige von Nūḥs Frau und Lūṭs Frau geprägt. Sie beide unterstanden zwei rechtschaffenen (Dienern) von Unseren Dienern, doch handelten sie verräterisch an ihnen, und so haben ihnen diese vor Allah nichts genützt. Und es wurde gesagt: „Geht beide ins (Höllen)feuer ein mit denjenigen, die hineingehen.“ (Sure 66,10)
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In den Versen 11 und 12 werden diesen beiden negativen Beispielen zwei Beispiele2 von gläubigen Frauen gegenübergestellt. In Vers 12 geht es um Maria, die auch sonst im Koran wiederholt erwähnt wird. Die jungfräuliche Mutter Jesu ist die einzige im Koran mit Namen genannte Frau.
Und (auch von) Maryam, ʿImrāns Tochter, die ihre Scham unter Schutz stellte, worauf Wir in sie von Unserem Geist einhauchten. Und sie hielt die Worte ihres Herrn und Seine Bücher für wahr und gehörte zu den (Allah) demütig Ergebenen. (Sure 66,12)
Vor diesem bekannten Beispiel für eine gläubige Frau nennt der Koran eine sonst völlig unbekannte Frau, die Frau des Pharaos.
Mit dem Pharao ist offensichtlich der Pharao zur Zeit Moses gemeint, wobei der Koran nicht zwischen dem Pharao zur Zeit der Geburt Moses und dem Pharao zur Zeit des Auszugs der Israeliten aus Ägypten unterscheidet. Es sieht so aus, als ob dem Autor des Korans Exodus 2,23 nicht bekannt gewesen wäre.
In der Bibel wird die Frau keines dieser beiden Pharaonen erwähnt. Auch in der außerbiblischen jüdischen Überlieferung ist von ihr keine Rede. Muss man annehmen, dass Allah das Beispiel dieser hervorragenden Gläubigen für etwa zwei Jahrtausende verborgen hat, um es dann Mohammed zu offenbaren, als dieser gerade mit zweien seiner zahlreichen Frauen Probleme hatte?
Warum haben Mose und die übrigen Israeliten nichts davon gewusst? Wäre es für die Israeliten, die von Gott aus der ägyptischen Knechtschaft befreit worden sind, nicht sehr aufbauend gewesen, zu erfahren, dass sogar die Frau des Pharaos an den Gott Israels glaubte? Warum blieb das Beispiel dieser gläubigen Frau ebenso verborgen wie die Bekehrung der Zauberer und schließlich auch des Pharaos in den Fluten?
Oder könnte es sein, dass für Mohammed das Beispiel einer ägyptischen Frau vorteilhaft war, da doch seine Sklavin, um die es in der Auseinandersetzung mit seinen Frauen möglicherweise ging, auch eine Ägypterin war?
Manche westliche Forscher dachten, dass Mohammed Pharaos Tochter (vergleiche Exodus 2,5-10) mit dessen Frau verwechselt haben. Diese Tochter wurde in jüdischer Literatur als Gläubige dargestellt. Dazu schreibt Heinrich Speyer:3
Geiger glaubt, daß Mohammed Pharaos Tochter mit dessen Frau verwechselt habe. Daß Firʿauns Frau an die Stelle von dessen Tochter tritt, mag sich aber weniger aus einer Verwechslung, als aus der nichtachtenden Einstellung Mohammeds den Mädchen gegenüber erklären lassen, der als Araber den Töchtern keinen besonderen Rang einräumte.
Ob Speyer mit seiner Vermutung recht hatte, weiß ich nicht. Es ist auf jeden Fall sehr seltsam, dass eine Frau, von der an die zweitausend Jahre nach ihrem Leben nichts bekannt war, plötzlich im Koran als Beispiel einer gläubigen Frau erscheint. Ist das wirklich eine Bestätigung der früheren Schriften?
- Es gibt hierzu unterschiedliche Überlieferungen. Entweder ging es um Geschlechtsverkehr mit seiner ägyptischen Sklavin oder um den Genuss von Honig. ↩
- Das von Bubenheim und Elyas mit „Gleichnis“ übersetzte Wort wird in anderen Übersetzungen mit „Beispiel“ wiedergegeben. ↩
- Heinrich Speyer, Die biblischen Erzählungen im Qoran, 3. Nachdruckauflage, Hildesheim 1988, S. 281. ↩