9 Und es geschah in jenen Tagen, da kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. 10 Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. 11 Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden. (Markus 1,9-11)
Die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer war das erste Ereignis in seinem öffentlichen Wirken. Jesus, der ohne Sünde war, hat sich zu dieser Symbolhandlung, durch die die Menschen ihre Umkehr von den Sünden ausgedrückt haben, entschieden, um so „alle Gerechtigkeit zu erfüllen“ (Matthäus 3,15). Jesus hat sich auf die Ebene der Sünder begeben, um sie zu Gerechten zu machen. Er kam in Erniedrigung, um uns zu erhöhen. Das hat er bereits in seiner ersten Handlung zum Ausdruck gebracht.
Zugleich war seine Taufe auch ein Hinweis auf das dreieine Wesen Gottes, auch wenn dieses erst im weiteren Verlauf seines Wirkens und endgültig durch die Auferstehung Jesu und die Sendung des Heiligen Geistes klar wurde.
Im Markustext steht nur über Jesus, dass er den offenen Himmel und das Herabkommen des Heiligen Geistes sah. In Johannes 1,32 bezeugt es auch Johannes der Täufer:
Und Johannes bezeugte und sprach: Ich schaute den Geist wie eine Taube aus dem Himmel herabfahren, und er blieb auf ihm.
Ob auch andere Menschen das sahen und hörten, wissen wir nicht. Die Taufe war auf jeden Fall eine Bestärkung für Jesus und auch eine Bestätigung für Johannes den Täufer, dass Jesus tatsächlich der von Gott gesandte Erlöser war.
Vom Täufer und eventuellen anderen Zeugen können wir nicht erwarten, dass sie aufgrund der Himmelsstimme und des Herabkommens des Geistes schon die Dreieinigkeit verstanden. Erst im Lichte weiterer Geschehnisse und Worte Jesu wurde das Geheimnis des göttlichen Wesens völlig offenbar. In der Taufe Jesu hat Gott aber ganz am Beginn des öffentlichen Wirkens des Herrn ein Zeichen in diese Richtung gesetzt.
Die Himmelsstimme verknüpft verschiedene Worte des Alten Testaments miteinander.
In Jesaja 42,1 heißt es über den kommenden Knecht Gottes:
Siehe, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Nationen das Recht.
An diesem Knecht hat Gott Gefallen gefunden und hat seinen Geist auf ihn gelegt.
Im Wort bei der Taufe hat Gott aber nicht von seinem Knecht, sondern von seinem Sohn gesprochen. Das lässt an Psalm 2,7 denken, wo der Messias als Gottes Sohn angesprochen wird:
Den Beschluss des HERRN will ich kundtun. Er sprach zu mir: Mein Sohn bist du. Ich selber habe dich heute gezeugt.
Auf der Ebene des Alten Testaments war „Sohn Gottes“ ein messianischer Titel und bedeutete noch nicht, dass der Messias wesensgleicher Sohn des Vaters war. Doch hat Gott in dieser Weise schon die volle Offenbarung, die durch das Kommen seines Sohns geschah, vorbereitet.
Gott sprach bei der Taufe auch noch von seinem geliebten Sohn. In Genesis 22,2 sagte Gott zu Abraham:
Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Isaak, geh in das Land Morija und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar!
Hier ging es um Isaak, den einzigen (da von Gott verheißenen) und geliebten Sohn Abrahams. Was Abraham letztlich nicht tun musste, das hat Gott mit seinem einzigen geliebten Sohn getan. Er hat ihn für uns hingegeben.
So zeigt dieses Wort Gottes bei der Taufe, dass Jesus derjenige war, der die Verheißungen des Alten Bundes erfüllte.
Wenn der Heilige Geist wie eine Taube auf Jesus herabkam, erinnert das vielleicht an die Taube, die Noah nach der Sintflut aussandte (Genesis 8,8-12). Als die Taube nicht mehr zurückkehrte, war klar, dass das Strafgericht vorbei war und Gott seine Schöpfung wieder segnete. Auch durch das vom Geist geführte Wirken Jesu wird Gott Segen bringen.
Ein anderer Gedanke wäre, dass hier das Schweben des Geistes Gottes über dem Wasser bei der Schöpfung (Genesis 1,2) im Hintergrund steht. So wie die Schöpfung im Geiste Gottes geschah, ist es auch bei der Neuschöpfung, der Frucht des Erlösungswerkes Jesu.
Jesus, der durch das Wirken des Heiligen Geistes Mensch geworden ist (Lukas 1,35), hat sein ganzes Wirken in der Kraft des Heiligen Geistes vollbracht.
So weist die Taufe Jesu darauf hin, dass das Erlösungswerk das Werk des dreieinen Gottes ist. Der vom Vater geliebte Sohn, der Mensch geworden ist, hat sich erfüllt vom Heiligen Geist für das Heil der Menschen erniedrigt und hat in seiner vollkommenen Hingabe die Sünde und den Tod überwunden.