Nicht Friede, sondern das Schwert

Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. (Matthäus 10,34)

Wie sind diese Worte Jesu zu verstehen? Manchmal argumentieren Muslime mit diesem Vers, dass Jesus offensichtlich nicht den Frieden gebracht habe, sondern dass das erst der letzte Prophet, Mohammed, gemacht habe.

Ein Blick auf den Zusammenhang hilft.

16 Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben! 17 Nehmt euch aber vor den Menschen in Acht! Denn sie werden euch an die Gerichte ausliefern und in ihren Synagogen auspeitschen. 18 Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt werden, ihnen und den Heiden zum Zeugnis. 19 Wenn sie euch aber ausliefern, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt. 20 Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden. 21 Der Bruder wird den Bruder dem Tod ausliefern und der Vater das Kind und Kinder werden sich gegen die Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken. 22 Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet. 23 Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere. Denn, amen, ich sage euch: Ihr werdet nicht zu Ende kommen mit den Städten Israels, bis der Menschensohn kommt. 24 Ein Jünger steht nicht über seinem Meister und ein Sklave nicht über seinem Herrn. 25 Der Jünger muss sich damit begnügen, dass es ihm geht wie seinem Meister, und der Sklave, dass es ihm geht wie seinem Herrn. Wenn man schon den Herrn des Hauses Beelzebul nennt, dann erst recht seine Hausgenossen. 26 Darum fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. 27 Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet im Licht, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet auf den Dächern! 28 Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann! 29 Verkauft man nicht zwei Spatzen für einen Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. 30 Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. 31 Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. 32 Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. 33 Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen. 34 Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35 Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; 36 und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. 37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. 38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. 39 Wer das Leben findet, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es finden. (Matthäus 10,16-39)

Der größere Zusammenhang der Rede Jesu in Matthäus 10 ist die Aussendung seiner Jünger zur Verkündigung. In diesem Kontext ging es auch um Verfolgung, die zwar noch nicht bei der ersten Aussendung der Jünger geschah, aber später eine häufige Konsequenz der Verkündigung des Evangeliums wurde.

Wenn Jesus seine Jünger „wie Schafe mitten unter die Wölfe“ sendet, ist offensichtlich, dass die Jünger nicht mit Waffengewalt auftreten, sondern mit Liebe und Demut das mit Jesus gekommene Reich Gottes verkündigen sollten. Da leider die meisten Menschen das Evangelium ablehnen, kommt es immer wieder zu Verfolgungen der Jünger Jesu. Die, die Liebe bringen wollen, werden gehasst.

Dieser Hass geht bis in die Familien hinein. Es kommt zu einer Entzweiung zwischen den Jüngern Jesu und denen, die Jesus ablehnen. Das ist das Schwert, das Jesus gebracht hat.

In der Parallele bei Lukas steht nicht „Schwert“, sondern „Spaltung“.

Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung. (Lukas 12,51)

Doch auch diese Spaltung war nicht die Intention Jesu. Es war nicht sein Ziel, zu spalten, sondern die Menschen zur Umkehr zu Gott zu rufen. Die Umkehr kann nur in Freiheit geschehen. Liebe kann nicht erzwungen werden. Wer sich der Liebe Gottes verweigert, reagiert entweder durch Gleichgültigkeit oder durch offene Ablehnung, die bis zum Hass gehen kann.

Jesus ist nicht gekommen, um einen oberflächlichen Frieden zu bringen, in dem die Probleme nur zugedeckt, aber nicht gelöst werden. Das Grundproblem des Menschen ist die Sünde, unser Eigensinn, der uns von Gott trennt. Frieden kann es nur geben, wenn wir die Wurzel unseres Unfriedens, unsere Sünde, ausrotten. Jesus ist dazu gekommen, uns von der Sünde zu befreien, uns dadurch den Frieden mit Gott zu schenken.

Gerecht gemacht also aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. (Römer 5,1)

Dieser Friede mit Gott führt zum Frieden der Gläubigen untereinander.

Lasst uns also dem nachjagen, was dem Frieden dient und der gegenseitigen Auferbauung! (Römer 14,19)

Aber auch die Einstellung eines Jüngers Außenstehenden gegenüber ist immer vom Wunsch nach Frieden bestimmt.

Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. (Matthäus 5,9)

Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden! (Römer 12,18)

Trachtet nach Frieden mit allen und nach der Heiligung, ohne die keiner den Herrn sehen wird! (Hebräer 12,14)

Als Jesus verhaftet wurde, hat ihn einer seiner Jünger mit einem Schwert verteidigt und dem Diener des Hohepriesters ein Ohr abgeschlagen. Jesus hat einerseits das Ohr des verletzten Feindes geheilt (Lukas 22,51), andererseits auch den Jünger für sein Verhalten ermahnt:

Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen. (Matthäus 26,52)

Dieses von seinem Jünger zur Verteidigung Jesu gezogene Schwert war nicht das Schwert, das Jesus gebracht hatte. Das Schwert, von dem Jesus in Matthäus 10 gesprochen hat, wird nicht von den Jüngern Jesu verwendet, sondern von seinen Feinden, die auf die durch die Jünger verkündete Güte Gottes mit Bosheit und Aggression reagieren.

Wer Jesus nachfolgt, erfährt einen Frieden, der auch in Ablehnung und Verfolgung bleibt, einen Frieden, der stärker ist als der Tod.

Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht. (Johannes 14,27)

Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt. (Johannes 16,33)

Wer das Leben findet, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es finden. (Matthäus 10,39)

 

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