Das Zeichen des Jona

38 Darauf wandten sich einige Schriftgelehrte und Pharisäer an ihn: Meister, wir möchten von dir ein Zeichen sehen. 39 Er antwortete ihnen: Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen, aber es wird ihr kein Zeichen gegeben werden außer das Zeichen des Propheten Jona. 40 Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein. 41  Die Männer von Ninive werden beim Gericht mit dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie sind auf die Botschaft des Jona hin umgekehrt. Und siehe, hier ist mehr als Jona. 42 Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo. (Matthäus 12,38-42)

Zum Hintergrund

Im 12. Kapitel des Evangeliums nach Matthäus lesen wir in den Versen 9-13 über die Heilung eines Menschen mit einer verdorrten Hand. Da Jesus diesen Mann an einem Sabbat geheilt hatte, war die Reaktion der Pharisäer nicht, dass sie Gott für dieses große Wunder gelobt hatten. Im Gegenteil: Sie berieten, wie sie ihn töten konnten (Vers 14).

In Vers 22 heilte Jesus einen Besessenen, der blind und stumm war. Die Volksmengen waren ob dieses Wunders erstaunt. Die Pharisäer aber führten diese Heilung auf dämonische Kräfte zurück. Jesus wies diesen Vorwurf zurück (Verse 25-37).

Daraufhin folgt die oben zitierte Szene. Die Pharisäer möchten von Jesus ein Zeichen sehen. Sie sahen doch schon viele Zeichen, unmittelbar zuvor die Heilung des Blinden und Stummen. Was wollen diese Menschen eigentlich? Einen weiteren Grund zur Anklage?

Vor diesem Hintergrund erklärt sich die scharfe Reaktion Jesu. Er nennt die Pharisäer eine böse und treulose (wörtlich: ehebrecherische) Generation. Sie sind nicht bereit die Zeichen, die Jesus in seinen Wundern gibt, zu akzeptieren. Ein weiteres Wunder würde nicht helfen. Überdies wirkte Jesus seine Wunder nicht aus dem Grund, um seine Wundermacht zu demonstrieren, sondern um den Menschen in ihren Nöten zu helfen. Ein „Wunder“ wie die Mohammed zugeschriebene Mondspaltung oder das Sonnenwunder von Fatima hätte Jesus von vornherein verweigert, weil ein derartiges Wunder nur Showcharakter gehabt hätte. Er hat keine Zeichen am Himmel gewirkt (vergleiche Matthäus 16,1-4). Er kam, um den Menschen Gottes heilende und sorgende Liebe nahezubringen.

Was ist das Zeichen des Jona?

Grundsätzlich wollte Jesus seinen Gegnern vermitteln: Ihr werdet jetzt kein Zeichen sehen. Es gab schon genug Zeichen, die ihr abgelehnt habt.

Das Zeichen des Jona war nicht etwas, was sie persönlich sehen würden. Jesus ist diesen Pharisäern nach seiner Auferstehung nicht erschienen. Sie haben aber darüber erfahren. Das sollte ihnen zu denken geben. So wie die Rettung Jonas aus dem Bauch des Fisches ein Zeichen für das Wirken Gottes an ihm war und seine Verkündigung bestätigte, so ist die Auferstehung Jesu von den Toten die nachträgliche Bestätigung seiner Botschaft.

Der Vergleichspunkt zwischen Jona und Jesus ist, dass in beiden Fällen Gott in einer hoffnungslosen Situation rettend eingriff. So wie Jona aus dem Rachen des Fisches gerettet wurde, wurde Jesus aus dem Rachen des Todes gerettet.

In der Parallele in Lukas 11,29-32 finden wir einen anderen Aspekt des Zeichens des Jona betont. Dort fehlt der Satz über den Aufenthalt im Bauch des Fisches. Es wird aber betont, dass Jona ein Zeichen für die Menschen aus Ninive war. Ebenso wie Matthäus 12,41 weist Lukas 11,32 auf die Botschaft des Jona hin, die die Niniviten zur Umkehr führte. Das eigentliche Zeichen sind die Worte Jesu, mit denen er die Menschen zur Umkehr rief. Seine Wunder dienten der Bestätigung. Auch das größte Wunder, seine Auferstehung, kann nicht von der Verkündigung Jesu losgelöst betrachtet werden. Durch die Auferstehung hat Gott bestätigt, dass alles, was Jesus gesagt hat, richtig war.

In den Versen 41 und 42 vergleicht Jesus das Verhalten der Menschen aus Ninive und der Königin des Südens mit dem seiner Zeitgenossen. Deren Umkehr bzw. Handeln wird die Hartherzigkeit der Gegner Jesu verurteilen. Bedeutsam sind die beiden Aussagen, mit denen Jesus sich über Jona und über Salomo gestellt hat. Jesus ist mehr als Jona und Salomo. Seine Worte und seine Werke sollten zu einer noch viel stärkeren Reaktion herausfordern als es über Jona und die Königin des Südens berichtet wird.

Zeigt der Vergleich mit Jona, dass Jesus nicht gestorben ist?

Manche islamische Prediger verwenden das Zeichen des Jona als Argument dafür, dass Jesus nicht wirklich tot war. Da Jona im Bauch des Fisches nicht tot war, kann Jesus auch nicht wirklich gestorben sein.

Gegen diesen demagogischen Schluss sprechen mehrere Gründe:

  • Der von Jesus genannte Vergleichspunkt ist nicht, dass Jona als Lebender im Bauch des Fisches war, sondern, dass er im Bauch des Fisches war. Den Schluss, dass Jesus deswegen auch als Lebender im Schoß der Erde sein muss, ist eine deutliche Überinterpretation des Vergleichs.
  • Jesus selbst hat seinen Tod und seine Auferstehung wiederholt angekündigt, so in Matthäus 16,21; 17,22-23; 20,17-19.28; 21,39; 26,12.28. Ähnliche Stellen finden sich auch in den anderen Evangelien.
    Wer eine überdehnte Erklärung eines Vergleichs gegen alle diese direkten Worte Jesu aufbaut, zeigt dadurch, dass er intellektuell unredlich ist.
  • Der Tod Jesu ist auch außerbiblisch gut bezeugt. Erst mehr als 100 Jahre nach dem Tod Jesu hat der Gnostiker Basilides die Lehre verbreitet, dass statt Jesus ein anderer, nämlich Simon von Cyrene gekreuzigt worden wäre. Das entspricht aber auch nicht der Theorie, dass Jesus zwar gekreuzigt worden wäre, aber nicht gestorben sei.
  • Die Erklärung, dass Jesus nicht gestorben sei, sondern scheintot im Grab gelegen sei, widerspricht auch dem Koran, wo es in 4,157 heißt: […] Sie haben ihn aber nicht getötet, und sie haben ihn nicht gekreuzigt […]
    Jesus wurde dieser Erklärung zufolge ja gekreuzigt. Diese Apologeten widersprechen daher mit ihrer Theorie nicht nur den Worten Jesu, sondern auch dem Koran. Das heißt natürlich nicht, dass der Koran in dieser Frage auch nur die geringste Glaubwürdigkeit hätte.

Was bleibt?

Wir sind gut beraten, nicht auf die Worte von Verkündigern des Islam zu hören, die sich nicht einmal scheuen, das Gegenteil ihrer eigenen Schrift zu verbreiten. Wir sollen auf die Worte Jesu hören, der diese durch zahlreiche Zeichen und Wunder bestätigt hat, auch durch das „Zeichen des Jona“, seine Auferstehung aus dem Tod.

Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, doch siehe, ich lebe in alle Ewigkeit und ich habe die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt. (Offenbarung 1,17b-18)

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