Niemand soll euch den Kampfpreis absprechen, der sich gefällt in Unterwürfigkeit und Verehrung, die er den Engeln erweist, der als Eingeweihter mit Visionen prahlt und sich ohne Grund nach weltlicher Art wichtig macht. (Kolosser 2,18)
Paulus warnte mit diesen Worten vor Verführern, die die Gemeinde von Kolossä gefährdeten. Worin genau ihre Irrlehre bestand, wurde viel diskutiert, aber nicht so einfach festzustellen. Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass für die Verführer die Einhaltung des mosaischen Ritualgesetzes von hoher Bedeutung war (vergleiche die Verse 16-17).
In diesem Zusammenhang warnte Paulus auch vor der Verehrung von Engeln. Wir wissen nicht, worin diese Verehrung konkret bestand. Vielleicht war damit nur die Überbetonung des Gesetzes gemeint, das der Überlieferung zufolge von Engeln gegeben wurde (vergleiche Apostelgeschichte 7,53; Galater 3,19; Hebräer 2,2). Vielleicht hat diese Hochschätzung der Engel auch zu einem religiösen Kult geführt.
Auf jeden Fall warnt Paulus an dieser Stelle eindeutig vor der Verehrung von Engeln. Es gibt in der Bibel auch kein einziges Beispiel dafür, dass die Verehrung von Engeln als positiv oder gottgefällig betrachtet worden wäre.
Johannes schrieb im Buch der Offenbarung:
8 Ich, Johannes, habe dies gehört und gesehen. Und als ich es hörte und sah, fiel ich dem Engel, der mir dies gezeigt hatte, zu Füßen, um ihn anzubeten. 9 Da sagte er zu mir: Tu das nicht! Ich bin nur ein Mitknecht wie du und deine Brüder, die Propheten, und wie alle, die sich an die Worte dieses Buches halten. Gott bete an! (Offenbarung 22,8-9)
In diesem Fall kann in Vers 8 das Wort „anbeten“ (προσκυνέω / proskynéō) nur in einem abgeschwächten Sinn verstanden werden, da Johannes gewiss nicht dem Engel die nur Gott gebührende Ehre erweisen wollte. Aber auch diese schwächere Form einer Verehrung wurde vom Engel, der sich Mitknecht des Apostels nannte, zurückgewiesen.
Die Überzeugung, dass Engel nicht religiös verehrt und auch nicht um ihre Hilfe angerufen werden sollten, war auch in der nachapostolischen Kirche die Norm. So schrieb Irenäus im späten 2. Jahrhundert über die wahre Kirche:
Keine Engel ruft sie an, keine Zaubersprüche gebraucht sie, noch macht sie irgend welche frevelhaften Experimente. Rein, lauter und offen richtet sie ihre Gebete zu dem Herrn, der alles erschaffen hat, und ruft den Namen unseres Herrn Jesu Christi an […] (Irenäus von Lyon, Gegen die Häresien 2,32,5)
Anders als die Gnostiker ruft die Kirche Jesu keine Engel an. Irenäus sieht die Anrufung von Engeln auf derselben Ebene wie Zaubersprüche.
Noch im 4. Jahrhundert, als die Kirche schon dabei war, sich immer mehr mit der römischen Staatsmacht zu verbünden, wurde am Konzil von Laodicea die Verehrung von Engeln verboten.
Die Christen dürfen die Kirche Gottes nicht verlassen und weggehen und Engel anrufen und Versammlungen abhalten, was verboten ist. Wenn nun jemand bei diesem heimlichen Götzendienst angetroffen wird, so sei er anathema; denn er hat unseren Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, verlassen und ist zum Götzendienst übergegangen. (Konzil von Laodicea, Canon 35)
Die Verehrung von Engeln wurde hier sogar „heimlicher Götzendienst“ genannt.
Im Gegensatz dazu steht im heutigen Katechismus der Katholischen Kirche:
335 In ihrer Liturgie vereint sich die Kirche mit den Engeln, um den dreimal heiligen Gott anzubeten [Vgl. MR, ,,Sanctus“.]; sie bittet um deren Beistand [So im ,,Supplices te rogamus . ..,, des römischen Hochgebetes, im ,,In paradisum deducant te angeli …,, der Bestattungsliturgie und auch im ,,Cherubinischen Hymnus“ der Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus.] und feiert insbesondere das Gedächtnis gewisser Engel (der heiligen Michael, Gabriel und Raphael und der heiligen Schutzengel).
352 Die Kirche verehrt die Engel, die der Kirche auf ihrem irdischen Pilgerweg beistehen und jeden Menschen beschützen.
Somit ist offensichtlich, dass sich die römisch-katholische Kirche im Hinblick auf die Verehrung von Engeln weder an die Lehre der Apostel noch an die alten Traditionen hält.
Geliebte, da es mich sehr drängte, euch über unsere gemeinsame Rettung zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit diesem Brief zu ermahnen: Kämpft für den Glauben, der den Heiligen ein für alle Mal übergeben ist! (Judas 3)