19 Was meine ich damit? Dass Götzenopferfleisch wirklich etwas ist? Oder dass ein Götze wirklich etwas ist? 20 Nein, aber was man dort opfert, opfert man den Dämonen und nicht Gott. Ich will jedoch nicht, dass ihr Gemeinschaft mit Dämonen habt. (1 Korinther 10,19-20)
Im 1. Korintherbrief beschäftigt sich Paulus in den Kapiteln 8 und 10 mit der Frage des Götzenopferfleisches. Ist es zulässig, Fleisch zu essen, das zuvor heidnischen Göttern geopfert worden ist. Paulus bemühte sich um eine differenzierte Antwort, die auf unterschiedliche Situationen eingeht. Eines war aber klar: Eine direkte Teilnahme an einem Götzenopfer kommt nicht infrage.
In diesem Zusammenhang schrieb Paulus, dass die den Götzen dargebrachten Opfer den Dämonen geopfert werden. Doch wie hat Paulus das gemeint? Hat er gedacht, dass jedem heidnischen Gott ein Dämon entspricht, in dem Sinne, dass etwa Zeus für einen bestimmten Dämon steht, ebenso Ares oder Aphrodite?
Wäre das so gemeint, hätte Paulus den Göttern doch eine Existenz zugesprochen. Die Götter wären dann untergeordnete Geistwesen, die keinesfalls mit dem wahren Gott verglichen werden können, aber es würde sich bei den Götzen dennoch um real existierende Wesen handeln.
Im Vers 19b schreibt Paulus aber in der Form einer rhetorischen Frage, dass ein Götze nichts ist. Ebenso hatte er in Kapitel 8 geschrieben:
Was nun das Essen von Götzenopferfleisch angeht, so wissen wir, dass es keine Götzen gibt in der Welt und keinen Gott außer dem einen. (1 Korinther 8,4)
In den Folgeversen scheint er das aber zu relativieren:
5 Und selbst wenn es im Himmel oder auf der Erde sogenannte Götter gibt – und solche Götter und Herren gibt es viele -, 6 so haben doch wir nur einen Gott, den Vater. Von ihm stammt alles und wir leben auf ihn hin. Und einer ist der Herr: Jesus Christus. Durch ihn ist alles und wir sind durch ihn. (1 Korinther 8,5-6)
Doch kann hier nur gemeint sein, dass es diese Götter und Herren insofern gibt, als dass die Menschen an sie glauben. Sie existieren als Idee, aber nicht als tatsächliche Wesen. Allerdings können auch Ideen eine große und oft schreckliche Auswirkung auf den Menschen haben. Die Menschen, die dem Baal geopfert wurden, wurden tatsächlich getötet. Ein nur in der Vorstellung der Menschen existierende Götze hat durch die Hand der Menschen schreckliche Verbrechen begangen.
Auch im Alten Testament haben die Propheten betont, dass die Götter nichts sind.
Siehe, ihr seid nichts, euer Tun ist ein Nichts; einen Gräuel wählt, wer immer euch wählt. (Jesaja 41,24)
So spricht der HERR: Was fanden eure Väter Unrechtes an mir, dass sie sich von mir entfernten, nichtigen Göttern [wörtlich: dem Windhauch] nachliefen und so selber zunichte wurden? (Jeremia 2,5)
In Psalm 106 ist aber im Zusammenhang mit Götzenopfern von Dämonen die Rede. In einem Rückblick über die Geschichte Israels heißt es:
35 Sie vermischten sich mit den Völkern und lernten von ihren Taten. 36 Sie dienten deren Götzen, sie wurden ihnen zur Falle. 37 Sie brachten ihre Söhne und Töchter dar als Opfer für die Dämonen. 38 Sie vergossen unschuldiges Blut, das Blut ihrer Söhne und Töchter, die sie den Götzen Kanaans opferten. So wurde das Land durch Blutschuld geschändet. (Psalm 106,35-38)
Obwohl die Götter nichts sind, kam es so weit, dass Israeliten ihre eigenen Kinder diesen Nichtsen geopfert haben. Der Psalmist hat darin Opfer für die Dämonen gesehen.
Im Alten Testament ist von Dämonen nur selten die Rede. Im Neuen Testament werden sie öfter erwähnt. Jesus hat viele Menschen von Dämonen befreit. Wir sollen uns über diese Dämonen keine zu primitiven Vorstellungen machen. Für die Autoren der Bibel war klar, dass Gott neben der materiellen Schöpfung auch Geistwesen geschaffen hat. Unter diesen von Gott gut geschaffenen Wesen gab es welche, die sich in Freiheit gegen Gott entschieden haben. Darüber schreibt die Bibel – anders als der Koran – aber nicht direkt. Das kann nur erschlossen werden. Das Ergebnis ist, dass es gottfeindliche Geistwesen gibt, die uns Menschen, die wir sowohl an der materiellen als auch an der geistigen Welt Anteil haben, von der Beziehung zu Gott abhalten wollen. Deshalb haben diese Dämonen auch ein starkes Interesse daran, dass Menschen den nicht existenten Göttern dienen. In dieser Weise werden die Götzenopfer den Dämonen dargebracht, auch wenn keinesfalls gesagt werden kann, dass jeder heidnische Gott einem Dämonen entspricht.
In unserer Zeit und Gesellschaft sind Götzenopfer, wie sie im 1. Jahrhundert im Römerreich üblich waren, verschwunden. Das Neuheidentum, das die alten Götter wieder verehren will, gewinnt wieder etwas mehr Anhänger, die aber dennoch eine verschwindende Minderheit darstellen.
Andere Restbestände des Heidentums sind in der Astrologie und anderen esoterischen Praktiken nach wie vor weit verbreitet.
Letztlich kann aber alles zum Götzen werden, wenn es wichtiger als Gott wird. So warnt Paulus im Epheserbrief:
Denn das sollt ihr wissen: Kein unzüchtiger, schamloser oder habgieriger Mensch – das heißt kein Götzendiener – erhält ein Erbteil im Reich Christi und Gottes. (Epheser 5,5)
Um jemanden von Gott abzuwenden, ist es nicht notwendig, heidnischen Göttern Opfer darzubringen. Es gibt genug andere Formen des Götzendienstes, die verhindern, dass jemand sich für Gott öffnet. Auch das ist im Interesse der gottfeindlichen Mächte.
Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst!
(1 Korinther 10,14 – Elberfelder)