15 Als es aber Gott gefiel, der mich schon im Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat, 16 in mir seinen Sohn zu offenbaren, damit ich ihn unter den Völkern verkünde, […]
(Galater 1,15-16)
Nach seinem Selbstzeugnis war sich Paulus dessen bewusst, dass Gott ihn schon im Mutterleib zu einer besonderen Aufgabe auserwählt hat.
Das erinnert an das Wort Gottes an Jeremia bei dessen Berufung:
Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen, noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt, zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt. (Jeremia 1,5)
Ähnlich spricht auch der Gottesknecht in Jesaja 49,1:
Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker in der Ferne! Der HERR hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt.
Wenn Paulus sich so ausgedrückt hat, war er sich der Bedeutung seiner Aufgabe bewusst, obwohl er auch wusste, dass er aufgrund seiner Vergangenheit als Verfolger der Gemeinde für diese Aufgabe unwürdig gewesen wäre.
8 Zuletzt erschien er auch mir, gleichsam der Missgeburt. 9 Denn ich bin der Geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. (1 Korinther 15,8-9)
12 Ich danke dem, der mir Kraft gegeben hat: Christus Jesus, unserem Herrn. Er hat mich für treu gehalten und in seinen Dienst genommen, 13 obwohl ich früher ein Lästerer, Verfolger und Frevler war. Aber ich habe Erbarmen gefunden, denn ich wusste in meinem Unglauben nicht, was ich tat. 14 Doch über alle Maßen groß war die Gnade unseres Herrn, die mir in Christus Jesus den Glauben und die Liebe schenkte. 15 Das Wort ist glaubwürdig und wert, dass man es beherzigt: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Von ihnen bin ich der Erste. 16 Aber ich habe gerade darum Erbarmen gefunden, damit Christus Jesus an mir als Erstem seine ganze Langmut erweisen konnte, zum Vorbild für alle, die in Zukunft an ihn glauben, um das ewige Leben zu erlangen. (1 Timotheus 1,12-16)
Für Paulus war es klar, dass er diese Aufgabe völlig unverdient erhalten hatte. Es war einzig die Gnade Gottes in Jesus Christus, die ihn dazu berufen und befähigt hat.
Auch zu Hananias, der in Damaskus zu dem durch die Erscheinung Jesu geblendeten Paulus gesandt wurde, sagte der Herr:
Geh nur! Denn dieser Mann ist mir ein auserwähltes Werkzeug: Er soll meinen Namen vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen. (Apostelgeschichte 9,15)
Gott hat diese besondere Aufgabe von Paulus also nicht nur Paulus, sondern auch anderen offenbart.
Wenn Paulus zu diesem großen Dienst schon vom Mutterleib an berufen war, war er dann noch frei? Hätte er sich Gott verweigern können?
In seiner Verteidigungsrede vor dem König Agrippa sprach er über seine Berufung durch Jesus. In diesem Zusammenhang sagte er:
Daher, König Agrippa, habe ich mich der himmlischen Erscheinung nicht widersetzt, […] (Apostelgeschichte 26,19)
Damit sagte Paulus, dass er sich widersetzen können hätte. Auch wenn er vom Eindruck der Erscheinung des auferstandenen Herrn Jesus zu Boden geworfen wurde, wurde ihm seine Entscheidungsfreiheit nicht genommen. Er hätte sich immer noch verweigern können. Er wurde nicht gezwungen, wie es der Überlieferung gemäß bei Mohammed der Fall war (Buchari Hadith Nr. 3).
Die Aufgabe, die Paulus hatte, konnte er nur mit Liebe ausführen. Liebe gibt es nicht ohne Freiheit.
Wenn Gott ruft, insbesondere wenn er zu einer großen Aufgabe ruft, wie zum Dienst eines Propheten oder eines Apostels, kann sein Ruf sehr deutlich sein. Doch immer respektiert Gott die Freiheit des Menschen, den er ruft.
Da Gott alles weiß, wusste er auch, dass Paulus den Ruf annehmen würde. Man kann sich durchaus fragen, ob Gott Paulus in dieser einmaligen Weise auch gerufen hätte, wenn dieser sich dem Ruf verweigert hätte. Aber das ändert nichts daran, dass Gott Paulus nur mit dessen freier Zustimmung in seinen Dienst stellen wollte.
Dank sei Gott, der uns stets im Triumphzug Christi mitführt und durch uns den Geruch seiner Erkenntnis an allen Orten verbreitet!
(2 Korinther 2,14)