… und das Wort war Gott.

1 Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. 2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist.
(Johannes 1,1-3)

Der Apostel Johannes beginnt sein Evangelium nicht wie Matthäus und Lukas mit einer Darstellung der Umstände der Geburt Jesu, sondern mit Gedanken über das Wesen des Erlösers.

Er setzt mit einem deutlichen Anklang an die ersten Worte der Genesis ein.

Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. (Genesis 1,1)

Johannes schreibt aber nicht, was im Anfang geschehen ist, sondern was im Anfang war. Das Wort wurde nicht im Anfang geschaffen. Es war im Anfang schon da, weil es anfangslos ist.

Im Schöpfungshymnus von Genesis 1 schafft Gott durch sein Wort. Achtmal heißt es: Gott sprach.

Psalm 33 fasst zusammen:

Durch das Wort des HERRN wurden die Himmel geschaffen, ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes. (Psalm 33,6)

Denn er sprach und es geschah; er gebot und da stand es. (Psalm 33,9)

Das Wort des HERRN kann nicht von Gott getrennt werden. Gott wäre ohne sein Wort ein stummer Gott. Sein Wort gehört zu seinem ewigen Wesen. Es ist ebenso ungeschaffen und ewig wie Gott.

Wenn Johannes schreibt, dass das Wort bei Gott war, unterscheidet er es von Gott. Unmittelbar danach schreibt er aber, dass das Wort Gott war, also von Gott nicht unterschieden werden darf. Was will uns der inspirierte Autor damit sagen?

Er will gewiss nicht sagen, dass es mehrere Götter gibt, und dass das Wort ein Gott neben dem höchsten Gott ist, wie es die Zeugen Jehovas1 in der „Neue Welt Übersetzung“ wiedergeben:

Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war ein Gott.

Die Einheit und Einzigkeit Gottes stand für Johannes außer Frage. Es gibt keinen größeren und kleineren Gott.

Wenden wir uns dem griechischen Text zu:

Ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγος, καὶ ὁ λόγος ἦν πρὸς τὸν θεόν, καὶ θεὸς ἦν ὁ λόγος.
En árchē ēn ho lógos, kai ho lógos ēn pròs tòn theón, kaì theòs ēn ho lógos.
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei dem Gott, und Gott war das Wort.

Das Wort „Gott“ steht zuerst mit dem bestimmten Artikel und das zweite Mal ohne Artikel. Zuerst wird gesagt, dass das Wort bei dem Gott ist. Anschließend wird eine Aussage über das Wesen des Wortes gemacht. Es ist Gott oder göttlichen Wesens. Das Wort unterscheidet sich von dem Gott, vom Vater, bei dem es ist. Der Vater ist nicht das Wort, wohl aber der Ursprung des Wortes. Es wird aber betont, dass das Wort göttlichen Wesens ist. Es ist Gott, aber nicht der Vater. Stünde im letzten Teilsatz des Verses auch ein Artikel vor theòs, würde das bedeuten, dass der Vater das Wort war. Das aber wollte Johannes keineswegs sagen. Jesus, der laut Johannes 1,14 das menschgewordene Wort ist, hat in seinem Anspruch, Gott zu sein, niemals behauptet, der Vater zu sein.

Wir finden also im ersten Vers des Johannesevangeliums eine Aussage über das göttliche Wesen des Wortes Gottes, das nicht der Vater ist und dennoch Gott, weil er mit dem Vater,  von dem er in Ewigkeit ausgeht, durch die Teilhabe am selben göttlichen Wesen untrennbar verbunden ist. Der Vater und der Sohn (und der Heilige Geist, von dem in diesem Zusammenhang nicht die Rede ist) sind der eine und einzige Gott. Dieser eine Gott, der die Liebe ist (1 Johannes 4,8), ist in seinem ewigen inneren Wesen Gemeinschaft.

In der Menschwerdung seines ewigen Wortes ist er in unübertreffbarer Weise auf uns zugegangen und ruft uns zur Gemeinschaft mit ihm.

1 Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben vom Wort des Lebens – 2 das Leben ist erschienen und wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns erschienen ist -, 3 was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Wir aber haben Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. (1 Johannes 1,1-3)

 

 

 


  1. Mehr zur sprachlichen Argumentation der Zeugen Jehovas kann man hier lesen. 

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