[…] wie ich nichts verschwiegen habe von dem, was heilsam ist. Ich habe es euch verkündet und habe euch gelehrt, öffentlich und in den Häusern. […]
Denn ich habe mich der Pflicht nicht entzogen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkünden. (Apostelgeschichte 20,20.27)
Auf seiner letzten Reise nach Jerusalem hat Paulus die Ältesten der Gemeinde von Ephesus nach Milet gerufen, wo er auf seiner Reise einen Aufenthalt hatte. Es war sein letztes Zusammentreffen mit ihnen. Paulus erinnerte sie an die Zeit seines Dienstes in Ephesus, wie er seiner Verantwortung zur Verkündigung des Evangeliums und zum Aufbau der jungen Gemeinde nachgekommen ist. Die Ältesten sollten sein Werk fortsetzen und die Gemeinde in ihrer Treue zum Herrn stärken.1
Paulus erinnerte sie daran, dass er nichts von dem, was heilsam oder nützlich ist, verschwiegen hatte. Er hat ihnen den ganzen Ratschluss Gottes verkündet.
Da nach den Worten Jesu der Heilige Geist die Jünger in die ganze Wahrheit geführt hat (Johannes 16,13), war damals schon alles offenbart worden, was Gott offenbaren wollte. Bis zum zweiten Kommen des Herrn wird es keine neuen Offenbarungen geben.
Das schließt nicht aus, dass manche Lehren der Apostel in nachapostolischer Zeit mit Worten formuliert wurden, die die Apostel nicht verwendet hatten. Doch müssen diese Lehren immer auf einer soliden biblischen Basis stehen. Wenn die Apostel das Wort „Dreieinigkeit“ nicht kannten und auch nicht verwendet haben, so haben sie doch die Inhalte, die in dieser Lehre zusammengefasst worden sind, verkündet. Die Gottheit Jesu und die Gottheit und Personhaftigkeit des Heiligen Geistes sind biblisch gut bezeugt.
Es gibt jedoch auch Lehren, die nicht auf die Apostel zurückgeführt werden können und daher nicht zu dem gehören, was nützlich ist oder dem ganzen Ratschluss Gottes entspricht. Dazu gehören etwa die hierarchische Struktur mit dem Papsttum an der Spitze oder das Gebet zu Verstorbenen, die Lehre vom Ablass und vom Fegefeuer …
Es bedarf einer Rückkehr zur biblischen Basis des Christentums. Wir sollen und dürfen an der Lehre der Apostel festhalten, aber alles, was von den Aposteln nicht gelehrt wurde, als unbiblisch und nicht dem Ratschluss Gottes entsprechend zurückweisen.
Jeder, der darüber hinausgeht und nicht in der Lehre Christi bleibt, hat Gott nicht. Wer aber in der Lehre bleibt, hat den Vater und den Sohn. (2 Johannes 9)
Geliebte, da es mich sehr drängte, euch über unsere gemeinsame Rettung zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit diesem Brief zu ermahnen: Kämpft für den Glauben, der den Heiligen ein für alle Mal übergeben ist! (Judas 3)
- Es ist nur von „Ältesten“ (20,17: πρεσβύτεροι / presbýteroi) im Plural die Rede, die den Dienst von „Aufsehern“ (20,28: ἐπίσκοποι / epískopoi) hatten. Es ist keine Rede von einem einzigen „Bischof“, der an der Spitze der Gemeinde gestanden wäre. Offensichtlich hatte Paulus nicht die Absicht, einen einzigen vertrauenswürdigen Mann als Oberhirten der Gemeinde einzusetzen. Das monarchische Bischofsamt ist erst im 2. Jahrhundert entstanden und geht nicht auf die Apostel zurück. ↩