Über den „Nutzen“ des Glücksspiels

Sie fragen dich nach berauschendem Trunk und Glücksspiel. Sag: In ihnen (beiden) liegt große Sünde und Nutzen für die Menschen. Aber die Sünde in ihnen (beiden) ist größer als ihr Nutzen. (Sure 2,219a)

In diesem Beitrag geht es nur um das Glücksspiel. Die unterschiedlichen koranischen Aussagen im Hinblick auf den Alkohol sollen später thematisiert werden.

In Sure 2,219 wird das Glücksspiel richtigerweise abgelehnt. Doch die Begründung ist seltsam. Es wird akzeptiert, dass im Glücksspiel auch Nutzen liegt. Da die Sünde jedoch den Nutzen überwiegt, soll man die Hände davon lassen.

Doch was ist der Nutzen des Glücksspiels?

In einer islamischen Erklärung heißt es dazu:

„In beiden liegt großes Übel und Nutzen für die Menschen“ – der Nutzen ist ein kurzsichtiger, irdischer Nutzen und besteht z. B. darin, dass man beim Handel mit Alkohol oder dem Betreiben von Glücksspielautomaten Geld verdienen kann.
„Doch ihr Übel ist größer als ihr Nutzen“ – doch insgesamt ist der Schaden durch Alkohol und Glücksspiel für die Gesellschaft größer.
Alkoholkonsum kann zur Sucht und zu Streit zwischen den Menschen führen und er kann Familien auseinanderbringen.
Beim Glücksspiel verhält es sich ähnlich. Durch Glücksspiel wird Hass zwischen die Menschen gesät und die Leute gewöhnen sich an Faulheit. Zudem macht Glücksspiel abhängig, ähnlich wie Drogen.

Würde Gott, wenn er tatsächlich der Autor des Korans wäre, das Geldverdienen durch Glücksspielautomaten einen „Nutzen“ nennen? Der Autor des Korans hat wohl nicht an die zu seiner Zeit nicht vorhandenen Automaten gedacht. Der Tafsir al-Jalalayn aus dem 15. Jahrhundert spricht über Glücksspiel mit Wahrsagepfeilen. Falls diese Interpretation zutrifft, wäre dieses Glücksspiel sogar mit Götzendienst verbunden gewesen. Doch ist es mir nicht möglich, festzustellen, ob das tatsächlich gemeint war.

Sicher gibt es beim Glücksspiel immer Gewinner, aber genauso Verlierer. Der Gewinner, der ohne Arbeit seinen Besitz vermehren konnte, mag das wohl subjektiv als einen Nutzen betrachten. Zusätzlich bietet ein Glücksspiel durch die Spannung auch Unterhaltung. Doch würde Gott das, was ein Mensch in seiner sündhaften Gesinnung als Nutzen betrachtet, auch einen Nutzen nennen?

Grundsätzlich ist jede Sünde mit einem gewissen „Nutzen“ verbunden. Wenn dem nicht so wäre, würde kein Mensch sündigen. Wer stiehlt, weil er zu faul zum Arbeiten ist, tut das, um einen Nutzen daraus zu ziehen. Wer sexuell sündigt, erwartet sich daraus den Nutzen der Befriedigung seines Triebes. Man könnte also bei jeder Sünde sagen, dass es einen Nutzen gibt, den man aber gegen die Sündhaftigkeit dieses Verhaltens abwägen soll und dann doch nicht tun soll. Aber würde Gott tatsächlich auf diese Weise vor einer Sünde warnen?

Meines Erachtens spricht alles dafür, dass dieser Vers von jemandem geschrieben wurde, der die Sündhaftigkeit des Glücksspiels nicht in vollem Ausmaß erkannt hat. Er kann daher nicht das ewige unvergängliche Wort Gottes sein.

In einer anderen Stelle wird das Glücksspiel ganz klar als vom Teufel kommend abgelehnt:

90 O die ihr glaubt, berauschender Trank, Glücksspiel, Opfersteine und Lospfeile sind nur ein Greuel vom Werk des Satans. So meidet ihn, auf daß es euch wohl ergehen möge! 91 Der Satan will (ja) zwischen euch nur Feindschaft und Haß säen durch berauschenden Trank und Glücksspiel und euch vom Gedenken Allahs und vom Gebet abhalten. Werdet ihr (damit) nun wohl aufhören? (Sure 5,90-91)

Man kann auch nicht sagen, dass Gott, um es den Menschen leichter zu machen, zuerst nicht mit voller Strenge gegen das Glücksspiel gesprochen hat und es darum erst später nur mehr negativ gesehen hat, und dass der spätere Vers den früheren Vers „abrogiert“ habe. Wenn das Glücksspiel tatsächlich „ein Gräuel vom Werk des Satans“ ist, dann war es immer falsch und konnte auch keinen Nutzen bringen, nicht erst später.

In der Bibel gibt es keine direkte Warnung vor dem Glücksspiel. Es wird nicht erwähnt. Es gibt aber Ermunterungen, sich ganz Gott anzuvertrauen, weil Gott für uns sorgt. Wer das tut, kommt nicht einmal auf den Gedanken, sich durch sündhafte Methoden zu bereichern.

5 Euer Lebenswandel sei frei von Habgier; seid zufrieden mit dem, was ihr habt; denn Gott selbst hat gesagt: Ich werde dich keineswegs aufgeben und niemals verlasse ich dich. 6 So dürfen wir zuversichtlich sagen: Der Herr ist mein Helfer, ich werde mich nicht fürchten. Was kann ein Mensch mir antun? (Hebräer 13,5-6)

Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch!
(1 Petrus 5,7)

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