Wer euch hört, der hört mich.

Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat. (Lukas 10,16)

Diese Worte Jesu an seine Jünger werden von der katholischen Hierarchie auf sich selbst bezogen. Zurecht?

Als Beispiel sei ein Text des Zweiten Vatikanischen Konzils angeführt:

Die Bischöfe haben also das Dienstamt in der Gemeinschaft zusammen mit ihren Helfern, den Priestern und den Diakonen, übernommen. An Gottes Stelle stehen sie der Herde vor, deren Hirten sie sind, als Lehrer in der Unterweisung, als Priester im heiligen Kult, als Diener in der Leitung. Wie aber das Amt fortdauern sollte, das vom Herrn ausschließlich dem Petrus, dem ersten der Apostel, übertragen wurde und auf seinen Nachfolger übergehen sollte, so dauert auch das Amt der Apostel, die Kirche zu weiden, fort und muss von der heiligen Ordnung der Bischöfe immerdar ausgeübt werden. Aus diesem Grunde lehrt die Heilige Synode, dass die Bischöfe aufgrund göttlicher Einsetzung an die Stelle der Apostel als Hirten der Kirche getreten sind. Wer sie hört, hört Christus, und wer sie verachtet, verachtet Christus und ihn, der Christus gesandt hat (vgl. Lk 10,16). (Dogmatische Konstitution Lumen Gentium 3,20)

Zur Behauptung, dass die Bischöfe die Nachfolger der Apostel seien, gibt es einen eigenen Beitrag. In diesem Text soll es vor allem um die Berechtigung des Zitats aus Lukas 10 gehen.

Die zitierten Worte Jesu befinden sich im Zusammenhang der Aussendung von 72 (nach anderen Handschriften: 70) Jüngern (Lukas 10,1). Es geht hier also um einen größeren Kreis als den Zwölferkreis der Apostel. Jesus hat sie in einer ganz konkreten Situation als seine Boten ausgesandt. Auch wenn sie damals noch vieles von der Botschaft Jesu noch nicht mit derselben Tiefe verstehen konnten, wie es nach dem Tod und der Auferstehung Jesu und vor allem der Sendung des Heiligen Geistes der Fall war, hat ihnen Jesus die Autorität verliehen, in seinem Namen die Menschen zur Umkehr aufzurufen, da das Reich Gottes nahegekommen war. Sie hatten auch die Vollmacht, Kranke zu heilen.

Diese Jünger hatten kein Theologiestudium absolviert, aber sie hatten ihr früheres Leben zurückgelassen, um Jesus nachzufolgen. Sie waren ihrem Herrn in Treue ergeben. Es ging ihnen um Jesus, nicht um ihre eigenen Interessen.

Es ging nicht um ein Lehramt in der Kirche, die es damals ohnehin nicht gab, sondern um die Vollmacht in der Verkündigung an Außenstehende.

Wenn Lukas 10,16 von den Katholiken auf die Bischöfe, die sie fälschlicherweise für Nachfolger der Apostel halten, bezogen wird, berücksichtigen sie nicht den Zusammenhang, in dem Jesus das gesagt hat.

Dieses Wort Jesu hat seine Berechtigung nicht nur in der konkreten Situation, in der er es zu den siebzig Jüngern gesagt hatte. Es betrifft alle Jünger Jesu aller Zeiten, die von ihm gesandt sind, das Evangelium an Außenstehende zu verkündigen. Das setzt ein aufrechtes Herz, Liebe zu Gott und Liebe zu den Menschen voraus. Ebenso braucht es Demut in der Anerkennung der eigenen Grenzen und den Willen, alle Ehre Gott zu geben, alles in der Abhängigkeit vom Herrn zu tun.

Mit dieser Gesinnung können Nachfolger Jesu den Ruf Christi glaubwürdig weitergeben. Die Außenstehenden hören durch die Worte dieser Menschen die Worte Jesu, die Worte Gottes. Sie stehen in der Herausforderung, die Worte Jesu anzunehmen oder abzulehnen. Wer diese Jünger Jesu verachtet, verachtet Jesus und seinen Vater.

Wenn nun aber die Verkünder das Wort Gottes ignorieren und missachten, wie etwa das Wort Jesu, niemanden auf Erden Vater zu nennen, oder wenn zusätzlich zum einzigen Mittler Jesus Christus noch andere Mittler eingeführt werden, dann dürfen diese Leute nicht erwarten, dass durch sie Jesus Christus spricht.

21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. 22 Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und haben wir nicht in deinem Namen viele Machttaten gewirkt? 23 Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Gesetzlosen! (Matthäus 7,21-23)

 

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