2 Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. 3 Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. (Offenbarung 21,2-3)
Das Herabkommen des Neuen Jerusalems aus dem Himmel zeigt das Ziel, das Gott mit seiner Schöpfung hat. Das Himmlische kommt auf die Erde, und so wird die Erde zum Himmel. Gott ist in ihrer Mitte. Die Gemeinschaft mit Gott ist die Erfüllung des ewigen Schöpfungsplanes. In dieser Gemeinschaft mit dem Schöpfer besteht das unüberbietbare Glück und die tiefste Erfüllung für die Menschen, die Gott als dem Herrn ihres Lebens gedient und ihm die Treue bewahrt haben.
Wie das praktisch aussehen wird, können wir, die in der Vergänglichkeit leben, bestenfalls ahnen. Es ist auch nicht unsere Sache, das zu wissen und uns darüber den Kopf zu zerbrechen.
Die Braut ist die Gemeinde, das Volk Gottes, wie es quer durch die Bücher der Bibel immer wieder angesprochen wird, so etwa im Hohelied. Dieses „obere Jerusalem“ ist die Mutter der Gläubigen, wie es Paulus im Galaterbrief ausdrückte:
Aber das Jerusalem oben ist frei; und dieses ist unsre Mutter. (Galater 4,26)
In der Vollendung wird auch die Einheit vollkommen sein. Gott ist der Vater, seine Kinder sind Brüder und Schwestern.
Dieses Bild widerlegt auch die Zwei-Klassen-Theorie der Zeugen Jehovas, derzufolge 144.000 Gesalbte im Himmel eine große Schar „schafsähnlicher Menschen“, die auf einer erneuerten Erde leben, regieren werden. Das himmlische Jerusalem ist auf die Erde herabgekommen. Dieselbe Wirklichkeit wird auch durch das Bild der Entrückung ausgedrückt, wo die Gläubigen „in die Luft“ entrückt werden, um dort immer beim Herrn zu sein (1 Thessalonicher 4,17). In unterschiedlichen Bildern wird gesagt, dass die Gläubigen auf ewig mit dem Herrn verbunden sein werden. Die näheren Details sind für uns jetzt unwichtig.
Wie erklärt die Wachtturmgesellschaft Offenbarung 21,2?
Das Neue Jerusalem ist die Braut Christi, bestehend aus gesalbten Christen, die bis zu ihrem Tod treu bleiben und die auferweckt werden, um an der Seite des verherrlichten Christus Könige und Priester zu werden (Offenbarung 3:12; 20:6). So, wie das irdische Jerusalem im alten Israel zum Regierungssitz wurde, bilden das herrliche Neue Jerusalem und sein Bräutigam die Regierung des neuen Systems der Dinge. Das ist der neue Himmel. Die ‘Braut kommt’ nicht buchstäblich ‘aus dem Himmel herab’, sondern in dem Sinne, daß sie ihre Aufmerksamkeit der Erde zuwendet. Die Braut des Lammes soll seine treue Gehilfin sein bei der Ausübung einer gerechten Regierung über die ganze Menschheit. Wirklich ein Segen für die neue Erde! (Die Offenbarung – Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe, Kapitel 42)
Die Braut kommt nicht wirklich auf die Erde, sie wendet ihr nur die Aufmerksamkeit zu. Hier sieht man, wie schwierig es ist, ein falsches Gedankengebäude konsequent durchzuziehen. Gott wird, wie es in Vers 3 heißt, immer in der Mitte seines Volkes1 wohnen, aber die „Braut“ wird der Erde nur ihre Aufmerksamkeit zuwenden. Der Bräutigam ist auf der Erde inmitten der Menschen, die Braut ist im Himmel geblieben. Kann das wirklich gemeint sein?
Man könnte schon auf den Gedanken kommen, dass es einen Unterschied zwischen Jerusalem und den anderen Menschen gibt, so wie es im Alten Testament einen Unterschied zwischen der Hauptstadt und dem Land gab. Aber auch im Alten Testament gab es keinen geistlichen Unterschied zwischen den Bewohnern Jerusalems und den Israeliten auf dem Lande. Für alle war Jerusalem das Zentrum und alle waren Israeliten.
Gottes Wille ist die Einheit, und diese wird in der Ewigkeit vollkommen sein.
Für jeden, der überwindet, gilt:
Wer siegt, wird dies als Anteil erhalten: Ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein. (Offenbarung 21,7)
Daran anschließend folgt die Warnung:
Aber die Feiglinge und Treulosen, die Befleckten, die Mörder und Unzüchtigen, die Zauberer, Götzendiener und alle Lügner – ihr Los wird der See von brennendem Schwefel sein. Dies ist der zweite Tod. (Offenbarung 21,8)
Es geht nicht darum, Unterschiede unter den Geretteten zu konstruieren, sondern alles zu tun, um das Ziel der Gemeinschaft mit Gott zu erreichen.
Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. (Lukas 13,24)
- Es ist textkritisch nicht einfach, festzustellen, ob es in Vers 3 heißt: „Sie werden sein Volk sein.“ Oder: „Sie werden seine Völker sein.“ Auch die Neue-Welt-Übersetzung der Zeugen Jehovas schwankt zwischen „Völker“ in der alten Ausgabe und „Volk“ in der revidierten Ausgabe. Falls der Plural ursprünglich sein sollte, will damit wohl gesagt werden, dass das Volk Gottes aus vielen verschiedenen Völkern gesammelt wurde. ↩