Das Lamm wird sie weiden.

15 Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm bei Tag und Nacht in seinem Tempel; und der, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt über ihnen aufschlagen. 16 Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden und weder Sonnenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten. 17 Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. (Offenbarung 7,15-17)

In den Schlussversen von Offenbarung 7, wo es um die große Schar derer geht, die aus der großen Bedrängnis kommen, die hier als Prototyp für alle Geretteten aus den Heidenvölkern stehen, lesen wir diese tröstlichen Worte über das ewige Los der treuen Diener Gottes.

Es gibt hier einen offensichtlichen Anklang an Worte aus dem Buch des Propheten Jesaja:

Sie leiden weder Hunger noch Durst, Hitze und Sonnenglut treffen sie nicht. Denn der sich ihrer erbarmt, leitet sie und führt sie zu sprudelnden Quellen. (Jesaja 49,10)

Im Zusammenhang von Jesaja 49 geht es um die Rückkehr der verbannten Israeliten aus dem babylonischen Exil, die aber auch schon Anklänge an die endzeitliche Erlösung erkennen lässt, wenn es im Anschluss heißt:

11 Alle meine Berge mache ich zu Wegen und meine Straßen werden gebahnt sein. 12 Siehe, sie kommen von fern, die einen von Norden und Westen, andere aus dem Land der Siniter. 13 Jubelt, ihr Himmel, jauchze, o Erde, freut euch, ihr Berge! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Armen. (Jesaja 49,11-12)

In Jesaja 49,10 ist es JHWH, der Gott Israels, er, der sich ihrer erbarmt, der sie zu den sprudelnden Quellen führt. In Offenbarung 7 ist es das Lamm, das sie weidet und zu den Quellen führt, aus denen das Wasser des Lebens strömt.

Es gibt hier nicht nur das auf den ersten Blick paradox erscheinende Bild des Lammes als Hirten. Das Lamm nimmt in Offenbarung 7 auch die Position Gottes ein. Was in Jesaja Gott macht, wird in der Offenbarung vom Lamm getan. Meines Erachtens ist das ein unverkennbarer Hinweis auf die göttliche Natur des Lammes, d. h. Jesu Christi. Was als Handeln Gottes verheißen wurde, findet seine Erfüllung im Tun des Lammes.

Auch das Bild des Hirten finden wir im Alten Testament an mehreren Stellen als Bild für Gott, der sich um die Menschen so kümmert wie ein Hirte um seine Schafe.

1 Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. 2 Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. (Psalm 23,1-2)

Denn er ist unser Gott, wir sind das Volk seiner Weide, die Herde, von seiner Hand geführt. Würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören! (Psalm 95,7)

Wie ein Hirt weidet er seine Herde, auf seinem Arm sammelt er die Lämmer, an seiner Brust trägt er sie, die Mutterschafe führt er behutsam. (Jesaja 40,11)

Hört, ihr Völker, das Wort des HERRN, verkündet es auf den Inseln in der Ferne und sagt: Der Israel zerstreut hat, wird es sammeln und hüten wie ein Hirt seine Herde! (Jeremia 31,10)

11 Denn so spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich selbst bin es, ich will nach meinen Schafen fragen und mich um sie kümmern. 12 Wie ein Hirt sich um seine Herde kümmert an dem Tag, an dem er inmitten seiner Schafe ist, die sich verirrt haben, so werde ich mich um meine Schafe kümmern und ich werde sie retten aus all den Orten, wohin sie sich am Tag des Gewölks und des Wolkendunkels zerstreut haben. (Ezechiel 34,11-12)

Ezechiel spricht im selben Kapitel auch über den Messias als Hirten:

Ich werde über sie einen einzigen Hirten einsetzen, der sie weiden wird, meinen Knecht David. Er ist es, der sie weiden wird. Er ist es, der für sie Hirt sein wird. (Ezechiel 34,23)

David lebte fast ein halbes Jahrtausend vor Ezechiel. Der Prophet meinte mit „David“ den Messias, der ein Nachkomme Davids sein sollte.

Jesus hat von sich selber als dem Guten Hirten gesprochen:

11 Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. […] 14 Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, 15 wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. (Johannes 10,11.14-15)

In Jesus hat sich die Weissagung Ezechiels erfüllt. Er ist der Messias, der Nachkomme Davids, der von Gott eingesetzte Hirt. Aber Jesus ist auch der Hirt, über den Ezechiel zuerst gesprochen hat. In Jesus kam Gott selber als Hirte auf die Erde zu den Menschen, um sich um seine Schafe zu kümmern.

Aber er kam nicht nur als Hirte. Er kam als Lamm. Er wollte ganz auf unserer Ebene sein, einer von uns. Um uns aus den Sünden herauszuholen, hat er sich sogar wie ein Lamm schlachten lassen. In seiner Liebe und Sanftmut hat er die Bosheit der Menschen überwunden. Er ist auferstanden und führt als Sieger alle, die ihm folgen zu den Quellen des ewigen Lebens.

Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. (Johannes 10,10b)

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