Die Urgemeinde – eine Utopie?

42 Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten. 43 Alle wurden von Furcht ergriffen; und durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen. 44 Und alle, die glaubten, waren an demselben Ort und hatten alles gemeinsam. 45 Sie verkauften Hab und Gut und teilten davon allen zu, jedem so viel, wie er nötig hatte. 46 Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Lauterkeit des Herzens. 47 Sie lobten Gott und fanden Gunst beim ganzen Volk. Und der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten. (Apostelgeschichte 2,42-47)

Mit diesen Worten fasste Lukas das Leben der ersten Gemeinde der Jünger Jesu in Jerusalem zusammen. Was auffällt, ist die Intensität der Gemeinschaft, sowohl was die Häufigkeit betrifft (täglich), als auch die Bereitschaft, alles miteinander zu teilen.

Oft wird gemeint, dass hier nur eine Utopie beschrieben wird. Manche gehen sogar so weit, dass es nicht richtig sei, diesem Vorbild nachzueifern, da diese Utopie gescheitert ist. Das Resultat der Gütergemeinschaft wäre doch die Verarmung der Gemeinde gewesen. Andere Gemeinden sammelten später Geld, um der Gemeinde von Jerusalem zu helfen.

Als Lukas etwa 30 Jahre nach den Anfängen der Gemeinde diese Worte niederschrieb, tat er es nicht, um ein warnendes Beispiel zu zeigen. Er schrieb das als Vorbild für alle kommenden Generationen. Das Beispiel der ersten Gemeinde sollte zeigen, wie sehr der Geist Gottes die Menschen veränderte, sodass sie bereit wurden, ihre Güter, ihre Zeit, ihre Gaben, ihr Leben, miteinander zu teilen. Das Wirken des Heiligen Geistes führt uns von Ichbezogenheit zur Gemeinschaft, zur Hingabe, zum Teilen. Das Leben der ersten Christen zeigt, wie Liebe praktisch aussieht.

Wenn, etwa im Falle einer Hungersnot, andere Gemeinden die Gemeinde in Jerusalem finanziell unterstützten (Apostelgeschichte 11,27-30), so zeigt das nicht das Versagen der Gütergemeinschaft, sondern im Gegenteil, wie die frühen Christen auch überregional füreinander gesorgt und miteinander geteilt haben.

Wenn heute dem Vorbild der ersten Gemeinde kaum noch gefolgt wird, liegt das nicht an der Unmöglichkeit, dieser Lebensform zu folgen. Ein Gemeinschaftsleben, wie es von den ersten Christen praktiziert wurde, funktioniert nur unter Menschen, die sich entschieden haben, Jesus nachzufolgen. Nur in einer Gemeinschaft, wo jeder einzelne den festen Entschluss gefasst hat, Gott den ersten Platz im Leben zu geben, ist die Liebe, die von den ersten Christen gelebt wurde möglich und wird dort auch zur Realität.

Wo Menschen Gott lieben, lieben sie auch ihre Brüder und Schwestern und haben den Wunsch nach intensiver Gemeinschaft. Ein Gemeindeleben, wie es bei den ersten Christen war, ist die Folge dieser Liebe.

Nach der Ausgießung des Heiligen Geistes sprach Petrus zu den Menschen und rief sie zur Umkehr, zum Glauben an Jesus.

Auf die Frage „Was sollen wir tun, Brüder?“ (Apostelgeschichte 2,37), gab er keine genaue Handlungsanweisung, wie eine Gemeinde aufzubauen sei. Petrus rief zur Umkehr und zur Taufe auf. Das konkrete Gemeindeleben war die Frucht der Umkehr. Der Heilige Geist bewirkte die Bruderliebe, die zu diesem intensiven Gemeindeleben führte. Wo die Umkehr fehlt, fehlt auch der Heilige Geist. Dort gibt es auch kein biblisches Gemeindeleben. Das ist die Realität, die heute in den unterschiedlichen „Gemeinden“ sichtbar ist.

Wo Menschen wirklich umkehren, wird ein biblisches Gemeindeleben sichtbar. Es geht nicht um Organisationsstrukturen, sondern um Umkehr zu Jesus. So wird Utopie zur Wirklichkeit.

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