Hat Jesus wie ein heutiger Muslim gebetet?

Verschiedentlich wird behauptet, dass Jesus als ein echter Muslim wie die heutigen Muslime gebetet habe. Als biblische Belegstelle wird dazu Matthäus 26,39a angeführt:

Und er ging ein Stück weiter, warf sich auf sein Gesicht und betete […]

Wenn wir das Wort „Muslim“ in dem Sinn verstehen, dass es einen Menschen bezeichnet, der sich an Gott hingibt, dann ist es durchaus berechtigt, Jesus einen Muslim zu nennen. In dieser Hinsicht war Jesus sogar der einzig vollkommene Muslim. Denn nur er hat sich vollkommen Gott hingegeben, ganz ohne jede Sünde.

Im konfessionellen Sinn war Jesus aber keinesfalls Muslim und er hat auch nicht wie ein Muslim gebetet.

In folgenden Punkten unterscheidet sich das Gebet Jesu von dem eines heutigen Muslims:

    1. Jesus hat Gott als Vater angesprochen.
      Matthäus 26,39 lautet vollständig so:
      Und er ging ein Stück weiter, warf sich auf sein Gesicht und betete: Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.
      Kein Muslim, der sich an den Koran hält, spricht Gott in seinem Gebet als Vater an. Jesus hingegen hat immer wieder von Gott als seinem Vater gesprochen. Er hat auch seine Jünger dazu ermuntert, Gott im Gebet als Vater anzusprechen:
      So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name, […]
      (Matthäus 6,9)
      Dass wir zu Gott eine Beziehung haben dürfen, die wie die eines Kindes zu seinem Vater ist, ist ein wesentlicher Inhalt der Lehre Jesu. Dieses kostbare Geschenk hat Mohammed seinen Nachfolgern vorenthalten.
    2. Jesus hat in verschiedenen Situationen im Gebet unterschiedliche Körperhaltungen eingenommen.
      Es wird nicht nur berichtet, dass er sich auf sein Gesicht geworfen hat, sondern auch, dass er zum Himmel aufgeblickt hat (Matthäus 14,19; Johannes 17,1). Muslime sollen im Gebet aber nicht zum Himmel aufblicken.
      Die konkrete Körperhaltung war mit dem jeweiligen Anliegen verbunden, das Jesus vor seinen himmlischen Vater gebracht hat. Es war aber nicht mit einem bestimmten Gebetsritual verknüpft. Bekanntlich besteht das islamische Gebet ja nicht nur aus dem Niederfallen, sondern schließt auch andere Körperhaltungen wie Stehen, Verbeugen, Sitzen mit ein, und das alles in einer bestimmten Reihenfolge. Dieses Ritual war zur Zeit Jesu nicht bekannt und Jesus hat sich daher auch nicht an dieses Ritual gehalten. Überdies schließt eine vertrauensvolle Vater-Kind-Beziehung ein derartiges Ritual aus. Im Gebet, wie Jesus es praktiziert und gelehrt hat, geht es um Liebe und nicht um ein Ritual.
    3. Jesus hat nicht auf Arabisch gebetet.
      Er hat auch keine andere besondere Gebetssprache gelehrt. Da Gott alle Sprachen versteht, ist eine besondere Gebetssprache auch nicht notwendig. Die Anrede „Abba“ (Markus 14,36) ist aramäisch, also aus der Umgangssprache Jesu und nicht hebräisch, die Sprache, in der der überwiegende Teil des Alten Testaments geschrieben wurde. Auch wenn Jesus die Psalmen natürlich auf Hebräisch gelesen hat, hat er im Gebet mit Gott in seiner Umgangssprache gesprochen. Die Jünger Jesu, die von Jesus gelernt haben, haben von den Griechisch sprechenden Gläubigen auch nicht verlangt, hebräisch oder aramäisch zu beten. Unsere Liebe zu Gott können wir immer noch am besten in unserer eigenen Sprache ausdrücken. So hat es Jesus getan, und so dürfen es auch seine Nachfolger tun.
    4. Jesus hat nicht Richtung Mekka gebetet.
      Da selbst Mohammed nach islamischer Überlieferung zuerst nicht Richtung Mekka gebetet hat, ist das für Jesus auf jeden Fall auszuschließen. Zwar gab es bei Juden den Brauch Richtung Jerusalem zu beten. Von Jesus wird aber nie berichtet, dass das für ihn irgendeine Bedeutung hatte. In Johannes 4 sagte er im Rahmen eines Gespräches mit einer samaritischen Frau, als es um den richtigen Ort des Gebets ging:
      Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten. (Johannes 4,21-24)
      Diese Worte zeigen, dass in der Zeit, die mit Jesus angebrochen ist, der Ort des Gebets und daher auch eine Gebetsrichtung bedeutungslos ist. Wenn nun für Mohammed die Richtung im Gebet wichtig war, zeigt das, dass er nicht dem Weg Jesu gefolgt ist.
    5. Jesus hat sich nicht an die muslimischen Gebetszeiten gehalten, die zu seiner Zeit ohnehin unbekannt waren.
      Er hat gelehrt, dass wir allezeit beten sollen (Lukas 18,1; 21,36). Das heißt, dass die Beziehung zu Gott unser ganzes Leben bestimmen soll und uns immer wieder zum Gebet führt. Das ist aber keine Vorschrift von genauen Gebetszeiten. Wenn wir Gott als unseren Vater lieben, haben wir immer wieder den Wunsch, vor ihn zu treten, mit allem, was unser Herz bewegt. Wenn in einer Beziehung vorgeschrieben werden muss, wie oft man sprechen soll, ist das ein offensichtlicher Beweis, dass es um diese Beziehung nicht gut steht.
    6. Jesus hat meist im Verborgenen gebetet (z. B.: Markus 1,35; auch bei der Situation am Ölberg war er allein.). Er hat auch seine Jünger gelehrt, nicht vor den Menschen zu beten (Matthäus 6,5-6). Im Gegensatz dazu ist für das Gebet der Muslime die Öffentlichkeit, vor allem in der Moschee wichtig.

Diese Punkte zeigen, dass Jesus nicht wie ein Muslim gebetet hat. Diese Punkte sollen aber auch eine Einladung sein, so zu beten, wie Jesus gebetet hat, und dadurch zu Menschen zu werden, die sich Gott wirklich hingeben.

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