Zwei Wege

Geht durch das enge Tor! Denn weit ist das Tor und breit der Weg, der ins Verderben führt, und es sind viele, die auf ihm gehen. Wie eng ist das Tor und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und es sind wenige, die ihn finden. (Matthäus 7,13-14)

Die Botschaft Jesu über die zwei Wege, von denen der eine zum Leben führt, der andere aber ins Verderben, wird vom heutigen offiziellen Christentum weitgehend ignoriert. Durch Verschweigen der Wirklichkeit ändert sich die Wirklichkeit aber nicht. Rettung und ewiges Leben gibt es nur, wenn man den breiten Weg verlässt und den schmalen Weg der Nachfolge Jesu betritt.

Die Lehre von den zwei Wegen gehörte von Anfang an zur christlichen Botschaft. Ein Beispiel dafür finden wir in der „Didache“, der sogenannten Apostellehre, einer anonymen Schrift, vermutlich noch aus dem ersten Jahrhundert. Ich möchte hier einige Auszüge zitieren, die heute noch genauso gültig sind wie am Beginn des Christentums.1

Zwei Wege gibt es, einen zum Leben und einen zum Tode; der Unterschied zwischen den beiden Wegen aber ist groß.

Der Weg des Lebens nun ist dieser: „erstens du sollst deinen Gott lieben, der dich erschaffen hat, zweitens deinen Nächsten wie dich selbst“; „alles aber, von dem du willst, daß man es dir nicht tue, das tue auch du keinem anderen.
In diesen Worten ist aber folgende Lehre enthalten: „Segnet die, welche euch fluchen und betet für eure Feinde; ja fastet für die, die euch verfolgen; denn welche Gnade (soll euch werden), wenn ihr die liebet, die euch lieben? Tun nicht auch die Heiden dasselbe? Ihr aber sollt lieben, die euch hassen“, und ihr sollt keinen Feind haben!
„Enthalte dich der Lüste des Fleisches und des Körpers!“ […]

Das zweite Gebot der Lehre aber (heißt): „Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen“, du sollst nicht Knaben schänden, du sollst nicht Unzucht treiben, „du sollst nicht stehlen“, du sollst nicht Zauberei treiben, du sollst nicht Gift mischen, du sollst nicht das Kind durch Abtreiben umbringen und das Neugeborene nicht töten, „du sollst nicht begehren nach deines Nächsten Gut“. „Du sollst keinen Meineid schwören, kein falsches Zeugnis geben“, du sollst Schlimmes nicht nachreden, du sollst Böses nicht nachtragen. Du sollst nicht doppelsinnig noch doppelzüngig sein; die Doppelzüngigkeit ist nämlich ein Fallstrick zum Tode. Deine Rede sei nicht lügnerisch, nicht leer, sie sei inhaltsreich durch (die) Tat. Du sollst nicht habgierig sein, nicht auf Raub bedacht, nicht verschlagen, nicht boshaft, nicht hoffärtig. Du sollst keine schlimmen Pläne schmieden wider deinen Nächsten. Du sollst niemand hassen, sondern die einen zurechtweisen, [mit anderen Mitleid haben,] für andere beten, wieder andere lieben mehr als deine Seele.

Mein Kind, fliehe vor allem Bösen und allem, was ihm ähnlich ist! […] Sei vielmehr sanftmütig, da „die Sanftmütigen das Erdreich besitzen werden“. Sei langmütig, barmherzig, ohne Falsch, ruhig, gut und „zittre allzeit vor den Worten“, die du gehört hast. Du sollst dich nicht selbst erhöhen und deiner Seele keinen Übermut gestatten. Deine Seele soll nicht zusammen sein mit den Hochmütigen, sondern sie soll wandeln mit den Gerechten und den Demütigen. Was dir Schlimmes zustößt, nimm als gut auf, du weißt ja, dass ohne Gott nichts geschieht.

[…] Täglich sollst du das Antlitz der Heiligen (= Christen) suchen, damit du Ruhe findest durch ihre Worte. Du sollst keinen Zwiespalt verursachen, versöhnen sollst du Streitende. „Urteile gerecht“, schau nicht auf die Person, wenn du Fehltritte zurechtweisest. Zweifle nicht, ob es geschehen soll oder nicht.

Sei nicht wie einer, der seine Hände ausstreckt zum Nehmen, zum Geben aber sie zuhält! […] Wende dich nicht ab von dem Bedürftigen, teile vielmehr alles mit deinem Bruder und nenne nichts dein eigen; denn wenn ihr in die unvergänglichen Güter euch teilet, um wie viel mehr in die vergänglichen? […]

Hasse jegliche Heuchelei und alles, was dem Herrn nicht gefällt. Übertritt nicht „die Gebote des Herrn, bewahre, was du überkommen, tue nichts dazu und nimm nichts weg“ In der Versammlung sollst du deine Fehltritte bekennen, und du sollst nicht hintreten zum Gebete mit einem schlechten Gewissen. Dies ist der Weg des Lebens.

Der Weg des Todes aber ist dieser: vor allem ist er schlecht und voll von Fluch: „Mord, Ehebruch, Leidenschaft, Unzucht, Diebstahl, Götzendienst, Zauberei, Giftmischerei, Raub, falsches Zeugnis, Heuchelei, Falschheit, Hinterlist, Stolz, Bosheit, Anmaßung, Habsucht, üble Nachrede, Missgunst, Frechheit, Hoffart, Prahlerei, Vermessenheit“ Leute, die das Gute verfolgen, die Wahrheit hassen, die Lüge lieben, den Lohn der Gerechtigkeit nicht kennen, „dem Guten nicht nachstreben“ und nicht dem gerechten Urteil, die ein wachsames Auge haben nicht für das Gute, sondern für das Schlechte; Leute, die weit entfernt sind von Sanftmut und Geduld, „die Eitles lieben, nach Lohn trachten“, die kein Mitleid haben mit den Armen, sich nicht annehmen um den Bedrückten, die ihren Schöpfer nicht kennen, „ihre Kinder töten“, das Gebilde Gottes (im Mutterleibe) umbringen, vom Bedürftigen sich abkehren, den Elenden unterdrücken, den Reichen beistehen, die Armen gegen das Gesetz richten, in allem sündigen; reißet euch los, Kinder, von allen diesen!

Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. (Lukas 13,23-24)


  1. Der Text wird nach der Bibliothek der Kirchenväter zitiert. 

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