Zitiert Mohammed einen Paulusbrief als Wort Allahs?

Überliefert von Abu Huraira:

Der Prophet sagte: „Allah hat gesagt: „Ich habe für Meine rechtschaffenen Sklaven (solch ausgezeichnete Dinge) vorbereitet, die kein Auge jemals gesehen hat, noch hat ein Ohr jemals gehört, noch kann ein menschliches Herz jemals daran denken.“
(Sahih Al-Buchari 7498)

Nein, wir verkünden, wie es in der Schrift steht, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.
(1 Korinther 2,9)

Viele Muslime sehen in Paulus den Verfälscher der Botschaft Jesu.1 Er habe eine neue Religion gegründet, die den Worten und Intentionen Jesu widersprochen habe. Es sei Paulus gewesen, der Jesus zu einem Gott erhoben habe und die Erlösung durch seinen Tod erfunden habe. Doch geht aus dem Neuen Testament klar hervor, dass schon Jesus den Anspruch, Gott zu sein, erhoben hat und auch seinen Tod als Tod zur Vergebung der Sünden verstanden hat. Mehr dazu in diesen Beiträgen: Wo hat Jesus gesagt: Ich bin Gott; Jesu Tod für unsere Sünden …

Muslimische Quellen hingegen gehen in eine andere Richtung als die heutigen Muslime. Sie sprechen dafür, dass Mohammed in Paulus einen wahren Jünger Jesu gesehen hat. So hat das Ibn Hischam in seiner „Biografie“ Mohammeds dargestellt. Näheres dazu in diesem Beitrag.

Auch der oben zitierte, von Buchari überlieferte Hadith lässt annehmen, dass Mohammed in Paulus nicht einen Verführer, sondern einen Jünger Jesu und Diener Gottes gesehen hat. Er verweist auf ein im Koran nicht überliefertes Wort Allahs.

Dieses „Wort Allahs“ finden wir nur im 1. Korintherbrief von Paulus. Paulus hat zwar auch seine Aussage auf die Schrift, d. h. das Alte Testament zurückgeführt. Es handelt sich aber nicht um ein wörtliches Zitat. Paulus hat die Botschaft mehrerer Bibelverse in einem von ihm neu formulierten Satz zusammengefasst.

In Bibelausgaben wird auf folgende Verse hingewiesen:

[…] so wird er viele Nationen entsühnen, Könige schließen vor ihm ihren Mund. Denn was man ihnen noch nie erzählt hat, das sehen sie nun; was sie niemals hörten, das erfahren sie jetzt. (Jesaja 52,15)

Seit Urzeiten hat man nicht vernommen, hat man nicht gehört; kein Auge hat je einen Gott außer dir gesehen, der an dem handelt, der auf ihn harrt. (Jesaja 64,3)

Doch die, die ihn lieben, sind wie die Sonne, wenn sie aufgeht in ihrer Kraft. (Richter 5,31b)

Der im Alten Testament angekündigte Heilsplan hat sich in Jesus Christus erfüllt. Darauf weist Paulus hin. Was Gott denen, die ihn lieben schenkt, übersteigt alle menschliche Erfahrung und Erwartung bei weitem.

Das im Hadith überlieferte Wort Mohammeds entspricht nicht den alttestamentlichen Stellen, sondern dem Wort von Paulus. Also hat der Prophet des Islams die Worte von Paulus in 1 Korinther 2,9 als Worte Gottes verstanden. Er konnte daher unmöglich Paulus als den Verfälscher der Worte Jesu betrachtet haben.

Muslime, die Paulus attackieren, stellen sich damit auch gegen ihren eigenen Propheten. Sie befinden sich daher nach Sure 33,36 in einem deutlichen Irrtum.

Weder für einen gläubigen Mann noch für eine gläubige Frau gibt es, wenn Allah und Sein Gesandter eine Angelegenheit entschieden haben, die Möglichkeit, in ihrer Angelegenheit zu wählen. Und wer sich Allah und Seinem Gesandten widersetzt, der befindet sich ja in deutlichem Irrtum. (Sure 33,36)

Das islamische Dilemma, dass der Koran und Mohammed einerseits die Heiligen Schriften des Judentums und des Christentums als unverfälscht anerkennen, dass andererseits der Koran diesen Schriften aber offensichtlich widerspricht, kann nur dadurch aufgelöst werden, dass man Jesus, dem ewigen Wort Gottes, folgt und ihn allein als Autorität akzeptiert und ihm gehorcht.

Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.
(Johannes 14,6)


  1. Siehe z.B.: hier oder hier

Kommentare sind geschlossen.

Bloggen auf WordPress.com.

Nach oben ↑