Haben Mose und die Ältesten Israels Gott gesehen?

9 Danach stiegen Mose, Aaron, Nadab, Abihu und die siebzig von den Ältesten Israels hinauf 10 und sie schauten den Gott Israels. Die Fläche unter seinen Füßen war wie mit blauem Edelstein ausgelegt und glänzte hell wie der Himmel selbst. 11 Gott streckte seine Hand nicht gegen die Vornehmen der Israeliten aus; sie durften Gott schauen und sie aßen und tranken. (Exodus 24,9-11)

In Exodus 24,3-8 lesen wir über den Bund, den Gott durch Mose mit dem Volk Israel in der Wüste geschlossen hat. Anschließend stiegen Mose, Nadab, Abihu und siebzig Älteste auf den Berg Sinai, wo sie Gott schauten. Das Aussehen Gottes wird allerdings nicht beschrieben. Nur die Fläche unter seinen Füßen glich dem strahlenden Aussehen des Himmels. Haben diese Männer Gott gesehen?

Kann man Gott überhaupt mit den Augen des Körpers sehen? Jesus hat gelehrt:

Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten. (Johannes 4,24)

Wenn Gott Geist ist, ist er für unsere Augen nicht wahrnehmbar.

Weiters heißt es in Johannes 1,18:

Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

Wann immer im Alten Testament vom Schauen Gottes die Rede ist, geht es nicht um eine visuelle Wahrnehmung des „Körpers“ Gottes. Es geht um eine tiefe Begegnung mit Gott. Auch diese Begegnung ist ein außerordentliches Geschenk Gottes. Als sündige Menschen würden wir in der Gegenwart des vollkommen Heiligen vergehen.

Deswegen sagte der Prophet Jesaja, als er in seiner Berufungsvision die Herrlichkeit Gottes, die auch die Herrlichkeit Jesu ist, sah:

Weh mir, denn ich bin verloren. Denn ein Mann unreiner Lippen bin ich und mitten in einem Volk unreiner Lippen wohne ich, denn den König, den HERRN der Heerscharen, haben meine Augen gesehen. (Jesaja 6,5)

Jesaja hat in dieser Vision erfahren, wie seine Schuld von ihm genommen wurde. Er hat sich daraufhin bereitwillig von Gott senden lassen (Jesaja 6,6-8).

In Exodus 33,18 wollte Mose die Herrlichkeit Gottes sehen:

18 Dann sagte er: Lass mich doch deine Herrlichkeit schauen! 19 Da sagte er: Ich will meine ganze Güte vor dir vorüberziehen lassen und den Namen des HERRN vor dir ausrufen. Ich bin gnädig, wem ich gnädig bin, und ich bin barmherzig, wem ich barmherzig bin. 20 Weiter sprach er: Du kannst mein Angesicht nicht schauen; denn kein Mensch kann mich schauen und am Leben bleiben. 21 Dann sprach der HERR: Siehe, da ist ein Ort bei mir, stell dich da auf den Felsen! 22 Wenn meine Herrlichkeit vorüberzieht, stelle ich dich in den Felsspalt und halte meine Hand über dich, bis ich vorüber bin. 23 Dann ziehe ich meine Hand zurück und du wirst meinen Rücken sehen. Mein Angesicht kann niemand schauen. (Exodus 33,18-23)

Auch hier heißt es in Vers 20, dass kein Mensch Gott sehen und am Leben bleiben kann. Die Differenz zwischen dem heiligen Gott und dem sündigen Menschen ist zu groß. Wenn Mose den „Rücken“ Gottes sehen darf, kann das nicht heißen, dass Gott tatsächlich einen Rücken hat. Gott will Mose etwas von seiner Herrlichkeit vermitteln, aber nur so weit es für Mose in seiner Sündhaftigkeit und Schwäche möglich ist.

Ein Text aus Numeri scheint dem zu widersprechen:

6 Und er sprach: Hört doch meine Worte! Wenn ein Prophet des HERRN unter euch ist, dem will ich mich in einer Erscheinung zu erkennen geben, im Traum will ich mit ihm reden. 7 So steht ⟨es⟩ nicht ⟨mit⟩ meinem Knecht Mose. Er ist treu in meinem ganzen Haus; 8 mit ihm rede ich von Mund zu Mund, ⟨im⟩ Sehen und nicht in Rätselworten, und die Gestalt des HERRN schaut er. Warum habt ihr euch nicht gefürchtet, gegen meinen Knecht, gegen Mose, zu reden? (Numeri 12,6-8, Elberfelder)

Hier wird Mirjam und Aaron, die zuvor Mose zu Unrecht kritisiert hatten und sich selbst auf einer Stufe mit ihrem jüngeren Bruder sahen, gesagt, dass die Beziehung, die Mose zu Gott hatte, auf einer anderen Ebene lag als die von Propheten. Gott offenbarte sich ihm in direkterer Weise. Wenn Mose „die Gestalt des HERRN“ schauen durfte, weist das auf den vertrauten Umgang hin, den er mit Gott pflegte.

Wenn Johannes in 1,18 schreibt, dass niemand Gott je gesehen hat, dann relativiert das alle alttestamentlichen Gottesbegegnungen im Vergleich zu der direkten und unmittelbaren Beziehung, die der ewige Sohn Gottes in der Gemeinschaft mit seinem Vater hat. Er ist der „Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht“, oder nach anderer Übersetzung:

der einziggezeugte Gott, der ist im Schoß des Vaters (Münchener NT)

Er ist das ewige Wort Gottes, das Fleisch geworden ist.

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. (Johannes 1,14)

Wenn wir Jesus begegnen, begegnen wir Gott. In ihm leuchtet die göttliche Herrlichkeit auf. Er ist gekommen, um uns von unseren Sünden zu befreien, damit wir durch ihn mit einem reinen Herzen Gott für alle Ewigkeit schauen dürfen.

Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen. (Matthäus 5,8)

Kommentare sind geschlossen.

Bloggen auf WordPress.com.

Nach oben ↑