Sie kleben sich auf die Straße, um den Verkehr zu blockieren. Sie bewerfen Kunstwerke mit Lebensmitteln. Sie versuchen Konzerte zu stören. Seit Neuestem tun sie sich auch mit Gewalttätern zusammen, um Kohleabbau zu verhindern. Die Menschen der „letzten Generation“.
In einer Zeit, in der Glaube und Religion immer mehr an Bedeutung verlieren, setzen sich diese jungen – oder auch schon etwas älteren – Menschen mit religiöser Begeisterung für ihre Ziele ein. Sie machen sich dadurch bei der Mehrheit nicht beliebt. Aber ihre Überzeugung, dass die große Klimakatastrophe nur durch sofortigen Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern verhindert werden kann, motiviert sie für ihren Einsatz. Sie mögen sich wie die alten Propheten vorkommen, die ihre Zeitgenossen oftmals ohne Erfolg zur Umkehr aufgerufen haben.
Es soll hier nicht darum gehen, ob sie mit ihrer Botschaft richtig liegen oder nicht. Meiner bescheidenen Ansicht nach ist die Wissenschaft nicht so klar, wie es von der „letzten Generation“ geglaubt wird. Das Klima dürfte etwas komplexer sein, als dass man alle Veränderungen dem leicht gestiegenen Gehalt des lebensnotwendigen Spurengases CO2 in der Atmosphäre anlasten könnte. Doch darum soll es hier nicht gehen.
Oft wird auch von den ersten Christen angenommen, dass sie sich als eine „letzte Generation“ gefühlt haben, da sie ja erwartet hätten, dass Jesus bald wiederkäme und durch das Weltgericht der Geschichte ein Ende setzen würde. Deswegen hätten auch die frühen Christen einen großen Missionseifer gehabt. Sie wollten noch möglichst viele Menschen vor dem drohenden Ende warnen.
Diese Annahme beruht jedoch auf einem Missverständnis mancher biblischer Aussagen. Dort, wo es tatsächlich zu derartigen Gedanken kam, wurden sie von den Aposteln korrigiert, wie es Paulus im 2. Thessalonicherbrief tat.
Lasst euch nicht so schnell aus der Fassung bringen und in Schrecken jagen, wenn in einem prophetischen Wort oder einer Rede oder in einem Brief, wie wir ihn geschrieben haben sollen, behauptet wird, der Tag des Herrn sei schon da! (2 Thessalonicher 2,2)
Ich würde daher (und auch aus anderen Gründen) diesen Vergleich zwischen den frühen Christen, die die „erste Generation“ derer waren, die ihr Leben von Jesus Christus erneuern ließen, mit der heutigen „letzten Generation“ nicht ziehen.
Aber die „letzte Generation“ zeigt, dass im Menschen eine Sehnsucht nach bleibenden Werten vorhanden ist, die auf eine Sehnsucht nach Gott hinweist. Ich kenne niemanden von der „letzten Generation“ persönlich und weiß nicht, ob es sich hier durchgehend um Atheisten handelt oder ob manche auch an einen Gott glauben. Die Gefahr, auf die sie sich konzentrieren, ist auf jeden Fall eine rein innerweltliche. Sie haben Angst um den Planeten und das Leben auf ihm. Das „Wohlergehen“ des Planeten zählt für sie mehr als die eigene Ehre oder Karriere. Leider manchmal auch mehr als Menschenleben, die gefährdet werden, wenn ein Rettungswagen nicht durchkommt. Vielleicht steckt doch eine Art Pantheismus hinter dieser Weltanschauung.
Ohne Gott läuft der Mensch Gefahr, dass seine Wertordnung, die ihm Gott als Gewissen ins Herz gegeben hat, in Unordnung gerät. Da kann es passieren, dass ein grundsätzlich wichtiges Ziel, wenn es verabsolutiert wird, viele andere wichtige Werte negiert. Wenn der Mensch in Harmonie mit seinem Schöpfer lebt, gewinnt er dadurch den richtigen Blick auf die Welt, durch den er jeden Wert und jedes Ziel richtig einordnen kann.
Wir müssen verstehen, dass die Wurzel der Probleme im Egoismus des Menschen liegt, in seiner Rebellion gegen den Schöpfer. Weil der Mensch sich nicht Gott unterordnet, macht er sich selbst zum Mittelpunkt. Er beurteilt viele Dinge nach dem Vorteil, den er für sich haben kann. Der Egoismus ist gewiss unterschiedlich stark ausgeprägt. Das Gewissen setzt ihm eine Grenze. Aber jeder, der ehrlich zu sich ist, erkennt, dass sein Leben von egoistischen Wünschen durchzogen ist.
Die Lösung der Probleme beginnt daher mit der Erkenntnis der eigenen Schuld und der Unterordnung unter Gott. Deswegen ist Jesus gekommen, um uns zu Umkehr und Reue zu führen, um uns mit Gott, gegen den wir uns erhoben haben, zu versöhnen. In dieser Versöhnung ist der Beginn einer Erneuerung.
Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2 Korinther 5,17)
Der in Christus erneuerte Mensch bekommt von Gott einen neuen Blick auf sich selbst und auf die Welt. Sein Umgang mit den Mitmenschen und mit der Schöpfung verändert sich. Er kann alles in Dankbarkeit als Geschenk seines himmlischen Vaters annehmen und mit diesem Geschenk sorgsam umgehen. Die Achtung vor dem Leben und vor der Schöpfung ist eine Folge der Liebe zum Schöpfer.
Würden sich alle Menschen Gott zuwenden, würden sehr viele Probleme sehr schnell verschwinden. Doch die Realität ist leider eine andere. Die meisten Menschen wollen den schmalen Weg, den Jesus gelehrt hat, nicht gehen. So wird auch diese Welt weiterhin voller Probleme sein, die ihre Wurzel in menschlicher Selbstsucht haben.
Trotzdem gibt es keinen anderen Weg als den Weg der Umkehr zu Gott. Die Probleme werden nicht durch Verkehrsblockaden gelöst, sondern durch die Beseitigung der Blockade, die man selbst gegen Gott aufgebaut hat.
Wann die letzte Generation sein wird, darüber entscheidet nicht der Mensch, schon gar nicht der CO2-Ausstoß. Diese Entscheidung trifft ganz allein Gott. Den Tag des Endes hat Gott in seiner Macht festgesetzt (Apostelgeschichte 1,7).
Eines jedoch ist sicher, und darauf sollten wir uns vorbereiten:
Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat. (2 Korinther 5,10)