Denk an deinen Schöpfer in deinen frühen Jahren, ehe die Tage der Krankheit kommen und die Jahre dich erreichen, von denen du sagen wirst: Ich mag sie nicht! (Kohelet 12,1)
Auch wenn mancher es anders sieht, ist Glaube und die Suche nach Gott nicht etwas, womit man sich in erster Linie im Alter beschäftigen kann, nachdem man die Jugend genossen hat, sich eine Existenz aufgebaut hat und gegen Ende des Lebens auch Zeit für die Beschäftigung mit religiösen Fragen findet.
Kohelets Ratschlag ist, schon in der Jugend an den Schöpfer zu denken. Da geht es nicht nur darum, Gott ab und zu einige Gedanken zu widmen. Gott soll der Inhalt und die bestimmende Mitte der Gedanken sein.
Im Hauptgebot heißt es:
Darum sollst du den HERRN, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. (Deuteronomium 6,5)
Das Herz steht im Hebräischen auch für den Sitz der Gedanken. Darum wird im Neuen Testament auch das Denken eigens genannt:
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. (Matthäus 22,37)
An den Schöpfer denken, heißt, ihn zu suchen, nicht oberflächlich dahinzuleben, sondern nach dem tiefsten Grund und Sinn allen Seins zu suchen und ihn in Gott zu finden. So kann er unser Denken bestimmen, auch dort, wo es nicht direkt um ihn geht. Sein Wort und seine Maßstäbe sollen unsere Gedanken in die richtige Richtung lenken, sodass er uns den Weg führen kann, der für uns gut ist.
Jeder Mensch trifft in seiner Jugend richtungsweisende Entscheidungen. Das betrifft nicht nur die Berufswahl und die Gründung einer Familie. Diese sehr grundlegenden Entscheidungen hängen damit zusammen, welche Werte mir wichtig sind. Steht das Materielle im Vordergrund oder geht es mir vor allem um Spaß und gute Gefühle? Oder will ich das Wahre und Gute ins Zentrum stellen und damit vor allem Gott, den vollkommen Wahren und Guten? Wenn Gott im Mittelpunkt steht, dann hat man dadurch eine Basis, die wichtigen Entscheidungen des Lebens nicht aus einer augenblicklichen Laune heraus oder auf der Grundlage schwankender Gefühle oder egoistischer Wünsche zu treffen. Die erste Frage wird die nach dem Willen Gottes sein. Dadurch wird man vor Irrwegen und falschen Entscheidungen, die man später bitter bereuen muss, bewahrt.
Es gilt auch zu bedenken, dass uns jede Entscheidung prägt und verändert. Nach einer falschen Entscheidung sind wir anders als vorher. Je mehr falsche Entscheidungen meinen Weg gepflastert haben, umso schwieriger wird es, diese Entscheidungen infrage zu stellen, weil ich mir dadurch eingestehen muss, dass ich gesündigt habe und nicht der Gute bin, als den ich mich sehen will. Mit Gottes Gnade ist vieles möglich. Gott kann und will uns von den falschen Wegen zurückholen. Doch eine falsche Entscheidung in dem Bewusstsein zu treffen, dass sie nicht richtig ist, aber zu denken, dass Gott mich ja später einmal wieder zum Richtigen zurückführen wird, ist ein gefährliches Spiel mit der Gnade Gottes. Gott lässt seiner nicht spotten.
Wenn man sich bereits in seiner Jugend vom positiven Einfluss des Wortes Gottes prägen lässt und daran festhält, legt dadurch eine feste Grundlage für das weitere Leben.
Wodurch hält ein Jüngling seinen Pfad rein? Indem er sich bewahrt nach deinem Wort. (Psalm 119,9 – Elberfelder)
Dieser reine Pfad führt zum Ziel, das uns Gott bereitet hat.
Kohelet weist darauf hin, dass wir den Schöpfer suchen sollen, bevor die Tage kommen, in denen wir von den Mühen und Krankheiten des Alters geplagt werden. Es ist nicht so, dass wir Gott erst dann dienen sollen, wenn wir zu sonst nichts mehr in der Lage sind. Es ist eine Missachtung des Schöpfers, wenn man Gott aus seinem Leben aussperrt und erwartet, in den schweren Tagen des Alters seinen Trost zu erfahren.
Gott will unser ganzes Leben erfüllen. Wer sich in der Jugend für ihn öffnet, erfährt seine Nähe auch im Alter.
17 Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf und bis heute verkünde ich deine Wunder. 18 Auch wenn ich alt und grau bin, Gott, verlass mich nicht, damit ich von deinem machtvollen Arm der Nachwelt künde, den kommenden Geschlechtern von deiner Stärke.
(Psalm 71,17-18)