Eine islamischen Website veröffentlicht im Artikel von Halid B., „Ahmed in der Bibel“ eine Sammlung interessanter Versuche, Hinweise auf den „Propheten“ des Islam in der Bibel zu finden.
Unter anderem wird auf Johannes 14,30 hingewiesen:
Joh. 14 Vers 30
Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn es kommt der Fürst dieser Welt, und hat nichts an mir.
Der Fürst der kommen soll, ist anders wie Jesus. Nach der christlichen Theologie sind aber die drei Gottheiten gleich. Muhammed tritt wahrhaftig anders auf als Jesus.
Dasselbe Argument findet sich auch bei Bediüzamman Said Nursi in seinem Buch Wunder Mohammeds (asm), Köln (ohne Jahresangabe), S. 159:
Überdies lautet der 30. Vers im 14. Kapitel aus dem Johannes Evangelium in der türkischen Übersetzung: »Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn der Fürst dieser Welt kommt. Und ich kann ihm nicht beikommen!« Der Ausdruck »der Fürst der Welt« heißt hier »der Stolz der Welt«. Die Bezeichnung »der Stolz der Welt (Fahr-i Alem)« ist ein berühmter Name von Mohammed aus Arabien, mit dem der Friede und Segen sei.
Über die türkische Übersetzung kann ich aus sprachlichen Gründen nichts sagen. Das griechische Wort ἄρχων / árchōn bedeutet: „Herrscher, Herr, Fürst, Beamter“. Die Bedeutung „Stolz“ findet sich in den Wörterbüchern nicht. Das ist im Grunde auch nicht wichtig, wenn wir den Zusammenhang dieses Wortes Jesu und betrachten und darauf achten, wen Jesus als den „Fürst“ oder „Herrscher“ der Welt bezeichnet.
28 Ihr habt gehört, dass ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich. 29 Jetzt schon habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, zum Glauben kommt. 30 Ich werde nicht mehr viel zu euch sagen; denn es kommt der Herrscher der Welt. Über mich hat er keine Macht, 31 aber die Welt soll erkennen, dass ich den Vater liebe und so handle, wie es mir der Vater aufgetragen hat. Steht auf, wir wollen von hier weggehen! (Johannes 14,28-31)
Am Abend vor seinem Tod hat Jesus seine Jünger nochmals in besonderer Weise auf sein Weggehen vorbereitet. In diesem Rahmen hat er auch auf den Herrscher der Welt hingewiesen, in dessen Interesse die Tötung Jesu lag, der aber keine Macht über Jesus hatte, weil Jesus in beständiger Verbindung und Treue zu seinem Vater war. Die Jünger sollten darauf vorbereitet sein, dass das Leiden und der Tod Jesu einerseits der große Angriff des Feindes war, andererseits aber auch ganz im Willen Gottes, der dadurch das Böse zum Guten gewendet hat.
Im Johannesevangelium gibt es noch zwei weitere Stellen, an denen Jesus vom „Fürsten“ oder „Herrscher“ der Welt gesprochen hat:
31 Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. 32 Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. (Johannes 12,31-32)
7 Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden. 8 Und wenn er kommt, wird er die Welt der Sünde überführen und der Gerechtigkeit und des Gerichts; 9 der Sünde, weil sie nicht an mich glauben; 10 der Gerechtigkeit, weil ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; 11 des Gerichts, weil der Herrscher dieser Welt gerichtet ist. (Johannes 16,7-11)
Die Worte in Kapitel 12 hat Jesus wenige Tage vor seinem Tod gesprochen, die aus Kapitel 16 gehören wie Kapitel 14 zu den Abschiedsreden am Abend davor.
Der Herrscher dieser Welt, der hinausgeworfen bzw. gerichtet wird, ist der Feind Gottes schlechthin, der Teufel oder Satan. Die Liebe Jesu hat die gottfeindliche Bosheit in Person überwunden. Dadurch hat der Satan, der sich in seiner Rebellion zum Herrscher der Welt erhoben hat, seine Niederlage erfahren. Die Herrschaft gehört ganz und gar Gott und seinem wesensgleichen Sohn.
Wenn die oben zitierten Muslime diese Verse so verstehen, dass Mohammed dieser Fürst der Welt sei, so sagen sie dadurch, dass Mohammed Satan ist. Das trifft keineswegs zu. Mohammed ist gewiss nicht Satan. Er ist nur ein Mensch – aus christlicher Sicht ein Mensch, der sich leider als ein Werkzeug Satans missbrauchen ließ.
Mir ist bewusst, dass Muslime meinem letzten Gedanken nicht zustimmen. Es soll trotzdem eine Anregung sein, darüber nachzudenken, wie groß die Verzweiflung islamischer Apologeten sein muss, dass sie sogar Verse, in denen es eindeutig um den Satan geht, auf ihren „Propheten“ beziehen und so irgendwelche Hinweise auf ihn aus der Bibel herauslesen zu können.
Die Wahrheit ist bereits in Jesus Christus gekommen. In ihm, dem Wort Gottes, dem letzten Propheten, ist die Offenbarung Gottes abgeschlossen.
Am Rande sei nur darauf hingewiesen, dass der Satz von Halid B. „Nach der christlichen Theologie sind aber die drei Gottheiten gleich“ vom Ansatz her falsch ist, da das Christentum nur eine Gottheit kennt.
Die Fürsten und Gewalten hat er entwaffnet und öffentlich zur Schau gestellt; durch Christus hat Gott über sie triumphiert. (Kolosser 2,15)